Josef von Nazaret war der irdische Pflegevater von Jesus Christus. Er war ein entfernter Nachkomme des israelitischen Königs David, der rund 1000 Jahre zuvor gelebt hatte. Josef war ein gläubiger Mann. Er rechnete fest mit dem Eingreifen Gottes in seinem Alltag. Regelmäßig besuchte seine Familie den jüdischen Gottesdienst und den Tempel in Jerusalem. Von seinem Vater erlernte Jesus den Beruf des Baumeisters. Als Jesus öffentlich auftrat, war Josef allerdings bereits gestorben.
Die Herkunft von Josef und Jesus
Der Vater Josefs hieß Jakob (Matthäus 1,16). Josef war ein entfernter Verwandter von David, dem wohl berühmtesten König von Israel. Dieser hatte rund 1000 Jahre vor ihm gelebt. Vor seiner Hochzeit waren Josef oder seine Vorfahren wohl von Bethlehem nach Nazaret, in den Norden Israels, umgezogen. „Sie war mit einem Mann verlobt, der Josef hieß und ein Nachkomme Davids war. Die Jungfrau hieß Maria.” (Lukas 1,27)
Josef von Nazaret war der irdische Pflegevater von Jesus Christus. Er hatte das Kind nicht gezeugt, zog es aber wie sein eigenes auf. Jesus war nicht auf natürlichem Weg entstanden, sondern durch ein Wunder Gottes. Genau das war Maria von einem Engel vorher auch so angekündigt worden: „Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben. […] Der Heilige Geist wird auf dich kommen. Die Kraft des Höchsten wird dieses Wunder in dir bewirken. Deshalb wird das Kind, das du erwartest, heilig sein und ›Sohn Gottes‹ genannt werden.“ (Lukas 1,31.35) „Zur Geburt von Jesus Christus kam es so: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt. Sie hatten noch nicht miteinander geschlafen. Da stellte sich heraus, dass Maria schwanger war – aus dem Heiligen Geist.“ (Matthäus 1,18)
Nachdem Maria, seine Verlobte schwanger war, wollte Josef sie verlassen. Verständlicherweise ging er davon aus, dass sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte. In dieser Situation wurde er von einem Engel Gottes getröstet: „Josef, du Nachkomme Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Denn das Kind, das sie erwartet, ist aus dem Heiligen Geist.“ (Matthäus 1,20)
Das Familienleben
Nach den Aussagen seiner Zeitgenossen hatte Josef noch andere, leibliche Kinder mit Maria. Namentlich erwähnt werden Josef, Jakobus, Simon und Judas. Es ist auch von mehreren Töchtern die Rede, allerdings werden ihre Namen nicht genannt (Markus 6,3; Matthäus 13,55). Nach der Geburt von Jesus zog Josef aus politischen Gründen mit seiner Familie zuerst von Bethlehem nach Ägypten und ein paar Jahre später zurück nach Nazaret. „Josef und Maria erfüllten im Tempel alle Vorschriften, die das Gesetz des Herrn vorsieht. Dann kehrten sie nach Galiläa zurück in ihre Heimatstadt Nazaret.“ (Lukas 2,39)
Josef war ein gläubiger Mann, der mit dem Eingreifen Gottes in seinem Alltag rechnete (vgl. Matthäus 1,20; Matthäus 2,13f.). „Ihr Mann Josef lebte nach Gottes Willen, aber er wollte Maria nicht bloßstellen.“ (Matthäus 1,19) Er sorgte gut für seine Familie und erzog die Kinder mit den Geschichten der Heiligen Schrift. Regelmäßig besuchte die Familie den jüdischen Gottesdienst und den Tempel in Jerusalem (Lukas 2,22; Lukas 4,16).
Bei seinem Vater ging Jesus in die Lehre als Konstrukteur und Erbauer von Häusern. „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns?“ (Matthäus 13,55; vgl. Markus 6,3)
Der frühe Tod Josefs
Der Kirchenvater Hieronymus weist im 4. Jahrhundert darauf hin, dass Josef relativ früh starb. Als Jesus öffentlich auftrat, war Josef bereits tot. Das zeigt sich z. B. darin, dass er schon beim ersten Wunder von Jesus (der Verwandlung von Wasser in Wein) nicht mehr erwähnt wird (Johannes 2,1-12). Dabei wäre er als Oberhaupt der Familie bei einer Hochzeit im Bekanntenkreis selbstverständlich mitgekommen. In dem entsprechenden Bericht wird aber nur noch Maria genannt (Johannes 2,1f.). Auch später zog Maria mit ihrem Sohn Jesus herum. Das wäre damals für eine verheiratetet Frau undenkbar gewesen, falls ihr Mann noch gelebt hätte (Apostelgeschichte 1,14). Vor seinem Tod bat Jesus den Jünger Johannes, künftig für seine Mutter zu sorgen. Sein bereits verstorbener Vater konnte das eben nicht mehr tun (Johannes 19,26f.).
Die Ehe von Josef und Maria
In der späteren griechisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche vertraten viele Theologen die Auffassung, Sexualität habe generell mit Sünde zu tun. Nun wollte man Maria (anders als in der Bibel) als vollkommenes Vorbild, später sogar als absolut sündlos darstellen. Also behauptete man, sie habe nie in ihrem Leben mit einem Mann geschlafen. In den frühen Berichten der Augenzeugen findet sich dazu allerdings keine Bestätigung. Nach katholischer Auffassung führten Maria und Josef demnach nur eine Scheinehe. Es wird behauptet: Josef sei schon ein alter Witwer gewesen, als er Maria heiratete. Allerdings gibt es keine zuverlässige Quelle mit solchen Altersangaben Josefs. Zum ersten Mal findet sich diese Theorie in dem Ende des 2. Jahrhunderts frei erfundenen „Protevangelium des Jakobus“.
In der Bibel ist Sexualität allerdings gar nichts Unreines. Dort wird lediglich erwähnt, dass Josef während der Schwangerschaft Marias nicht mit ihr zusammenkam. „Aber er schlief nicht mit Maria, bis sie ihren Sohn zur Welt brachte. Und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Matthäus 1,25) Das wird hier wohl vor allem deshalb erwähnt, weil die beiden nachher wie ein ganz normales Ehepaar miteinander lebten.
Ein liebevolles Verhältnis zwischen Josef und Jesus
Josef scheint seinen Adoptivsohn Jesus wirklich geliebt zu haben. Einerseits konnte er die besonderen Ereignisse um die Geburt von Jesus nicht vergessen und wusste, dass sein Sohn von Gott eine ganz besondere Aufgabe anvertraut bekommen hatte. Andererseits sorgte er sich wie ein guter Vater um Jesus, als dieser auf der Rückreise nach einem Fest in Jerusalem nicht mehr zu finden war. „‚Kind, warum hast du uns das angetan? Dein Vater und ich haben dich verzweifelt gesucht!’[…] Jesus kehrte mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte diese Worte in ihrem Herzen.” (Lukas 2,48.51)
Michael Kotsch
Bibelschule Brake / Bibelbund