Was war Jesus Christus von Beruf?

Kurze Antwort

Jesus war von Beruf ein Zimmermann im weitesten Sinne (Markus 6,3). Leider trifft das deutsche Wort „Zimmermann“ nicht den griechischen Begriff, der im Neuen Testament für seine Berufsbezeichnung verwendet wird. Genauer gesagt war Jesus ein „tékton“. Das bedeutet in etwa „Baumeister“. Jesus hatte von seinem Ziehvater Josef gelernt, komplette Häuser, aber auch Synagogen, Schulen, Gasthäuser, Herbergen oder Theater von der Planung bis zur Fertigstellung zu errichten.

War Jesus Christus Zimmermann? 

Als Sohn seines Ziehvaters Josef erlernte Jesus, wie in vielen Jahrtausenden zuvor, den Beruf des Vaters. Und Josef war das, was wir heute als „Zimmermann” übersetzen (vgl. Matthäus 13,55; Markus 6,3). Doch die Bezeichnung „Zimmermann” ist missverständlich. Denn der Werkstoff eines Zimmermanns ist Holz. Davon gab es vor 2000 Jahren in Israel allerdings reichlich wenig. Vor allem Stämme, die gerade gewachsen und lang genug waren, um damit Dächer und Häuser zu bauen, waren Mangelware. Die typischen Olivenbäume zum Beispiel hatten kurze und gewundene Stämme. Also wurden daraus eher Werkzeuge und Alltagsgegenstände hergestellt. Als die Römer 70 n. Chr. Jerusalem angriffen, mussten sie das Holz für die Angriffsmaschinen aus dem Libanon importieren.  

Sicher konnte Jesus auch Holz verarbeiten, um daraus Riegel, Verbindungen und Türen zu produzieren. Doch sein Hauptwerkstoff war Stein. Zumal die Häuser keine Spitzdächer hatten, sondern gemauerte Hauswände mit Flachdächern. Diese Dächer bestanden aus den wenigen dünnen Rundhölzern, die der karge Waldbestand hergab. Mit Lehm und Stroh wurden die Stangen dann verputzt. Doch das war eher die Arbeit von Leiharbeitern und Tagelöhnern. 

 

Jesus Christus war ein Baumeister 

Im Markusevangelium wird Jesus mit dem griechischen Begriff „tékton” bezeichnet. Im Matthäusevangelium wird dieser Begriff auch für seinen Ziehvater Josef verwendet.  

„Tékton” heißt schlicht Bauhandwerker oder Baumeister. Daher leitet sich auch unsere heutige Bezeichnung Archi-tekt, der „Erz-” oder „Hauptbaumeister”, ab.  

Jesus war also ein Baumeister und baute schlüsselfertige Häuser. Von der Idee über Planung, Statik, Fundamentlegung bis hin zu Maurer-, Zimmermanns- und Schreinertätigkeiten.  

Natürlich gab es damals keine dreijährige Handwerksausbildung mit Gesellenprüfung bei der Zimmermannsinnung. Die Weitergabe der Fertigkeiten und die Qualität der Arbeit wurden sichergestellt, indem der Sohn vom Vater lernte. Auch in Deutschland sind bis in die Mitte des 20. Jahrhundert viele Söhne in die Fußstapfen der Väter gestiegen. 

Bestätigt wird diese Berufsbezeichnung später von Persönlichkeiten wie dem aus Kleinasien stammenden Philosophen Celsus. Er schrieb um 178 n. Chr., der Religionsstifter der Christen sei nichts anderes als ein Bauhandwerker gewesen. Etwas herablassend geschrieben, weil es dem Image eines Religionsstifters besser anstehen würde, als bedeutender Politiker, Philosoph oder studierter Theologe in die Geschichte einzugehen.  

 

Die übertragene Bedeutung des Berufes von Jesus 

Aber der Beruf als „tékton” hatte eine große Bedeutung für Jesus. Und diese hat er immer noch für alle, die an diesen Baumeister aus Nazareth glauben. Zum einen leitete Jesus viele Beispiele, Vergleiche und Gleichnisse aus seiner Berufserfahrung ab. Er sprach vom Eckstein, von der Finanzwelt, Landesverwaltung und von Sonderbauten wie z. B. einem römischen Theater (vgl. z. B. Matthäus 21,42). 

Doch zum anderen möchte Gott dadurch etwas durch die Blume” mitteilen. Der Begriff des Hauses (griechisch oikos) wird in der Bibel bildhaft für das Leben eines Menschen verwendet. Und so ist Jesus der beste Baumeister für ein erfüllendes Leben.  

Jesus erzählte einmal ein Gleichnis von zwei Männern. Beide wollten jeweils ein Haus bauen (Matthäus 7,24-27). Der eine wählte für sein Haus Sand als Fundament, der andere Fels. Und dann sagte Jesus: „Wer meine Worte hört und glaubt, gleicht dem Mann, der sein Haus auf Felsen baut.” Wer also sein Leben auf Jesus (= den Felsen) baut, wird erleben, dass ihn weder ein heftiger Sturm noch eine Regenflut zu Fall bringt.  

Kurz bevor Jesus diese Erde verlässt und in den Himmel zurückkehrt, sagt er noch zu seinen Jüngern: „Lasst euch im Herzen keine Angst machen. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. ... Und wenn ich dorthin gegangen bin und für euch einen Platz vorbereitet habe, werde ich wiederkommen. Dann werde ich euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.” (Johannes 14,1-3)

So ist Jesus auch der „tékton” des himmlischen Bauwesens, um für uns ein ewiges Haus zu erstellen. 

 

Stefan Lepp, M.A., theologischer Leiter Mühle Weingarten e.V. 

Mühle Weingarten e.V., Zentrum für Gebet und Jüngerschaft 

Informationen
Geändert am: 05.02.2024

Deine Antworten