Jesus kommt aus dem „Himmel“ wieder. Das ist der Ort, an dem er vor seiner Menschwerdung war und an den er am Ende seines irdischen Lebens wieder „aufgefahren“ ist (1. Korinther 15,47). Dort setzte er sich an die rechte Seite seines Vaters, der im Himmel wohnt. Von dort aus lenkt er die Geschicke des ganzen Kosmos. Eines Tages wird er wieder in unsere Dimension heraustreten und sich für uns sichtbar machen. Dann werden alle Augen ihn sehen (Matthäus 26,64).
Die Frage, wo sich der „Himmel“ räumlich befindet, ist nicht so einfach. Um zu verstehen, wo Jesus gerade ist und woher er wiederkommen wird, müssen wir uns das Weltbild der Bibel anschauen.
Die sichtbare und unsichtbare Welt
Laut der Bibel gibt es zwei Dimensionen der Wirklichkeit: Eine „irdische Welt“, in der wir leben, die wir wahrnehmen und mit den Naturwissenschaften erforschen können. Und eine andere Dimension der Wirklichkeit, die wir nicht mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können. Das ist eine für die meisten Menschen unsichtbare „himmlische Welt“, auch „Himmel“ genannt. Dort wohnt Gott und dort gibt es z.B. Engel und andere geistliche Mächte. Diese himmlische Welt ist kein weit entfernter Ort irgendwo im Weltall, aber auch keine geistliche, unkörperliche Welt. Es ist eher eine einfach komplett andere, nicht irdische, sondern himmlische Dimension der Wirklichkeit. Wir können sie normalerweise nicht sehen, aber sie ist uns unglaublich nah. Man kann es sich vorstellen wie eine unsichtbar über unsere Welt gelegte „Schicht“, die die Welt durchdringt wie Röntgenstrahlen. Nur manchmal können Menschen in diese Sphäre hineinschauen.
Ein Beispiel dafür steht in der Bibel in 2. Könige 6. Als der Prophet Elischa von einer feindlichen Armee bedroht wurde, sagte erzu seinem verängstigten Diener: „‚Fürchte dich nicht! Wir haben mehr Beistand als sie!’ Dann betete Elischa und sprach: ‚HERR, öffne seine Augen, damit er es sieht.’ Da öffnete der HERR die Augen dies Dieners und er konnte es sehen: Der Berg, auf dem Elischa stand, war von Pferden und Wagen aus Feuer umgeben!” (2. Könige 6,16-17) Diese andere, himmlische Dimension der Welt existiert parallel zu der für uns sichtbaren Welt, so wie Radiowellen oder ultraviolettes Licht. Wir können sie nicht sehen. Aber so wie ultraviolettes Licht oder Röntgenstrahlen z. B. Hautkrebs verursachen können, so hat diese himmlische Wirklichkeit auch Auswirkungen auf die irdische Wirklichkeit der Welt, die wir mit unseren Sinnen erfassen können. Was dort passiert, kann hier einen Unterschied machen! Die Geschichte von Elischa in 2. Könige 6 ging z. B. so weiter: Die Soldaten der gegnerischen Armee konnten Elischa nicht gefangen nehmen, weil sie von den himmlisch anwesenden Reitern blind gemacht und von Elischa in einen Hinterhalt gelockt wurden (2. Könige 6,18ff).
Wo Jesus Christus jetzt ist
In diesen „Himmel“, diese unsichtbare himmlische Dimension der Welt, ist Jesus gegangen, als er „zum Himmel aufgefahren ist“ (vgl. Apostelgeschichte 1,9-11). Und von dort wird er wiederkommen (1.Thessalonicher 1,10).
Was macht er dort? Dort sitzt er – bildlich gesprochen – an der rechten Seite des Thrones Gottes, des Vaters (vgl. Hebräer 1,3, 1. Petrus 3,22, Hebräer 8,1). Und von dort aus regiert er diese Welt. Deswegen sagt er zu seinen Jüngern kurz vor seiner „Himmelfahrt“: „Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde”, und: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt” (Matthäus 28,18.20). Weil er in der himmlischen Dimension ist, kann er bei uns sein, auch wenn wir ihn nicht sehen. Seit 2000 Jahren gibt es immer wieder Berichte davon, dass Menschen Jesus wirklich so begegnet sind, dass sie ihn auch sehen konnten. Auch in der Bibel gibt es einige solcher Erzählungen. Z.B. in der berühmten Geschichte, bei der Paulus (= Saulus) auf dem Weg nach Damaskus war. „Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: ‚Saul, Saul, warum verfolgst du mich?’ Er fragte: ‚Wer bist du, Herr?’ Die Stimme antwortete: ‚Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch jetzt steh auf und geh in die Stadt. Dort wirst du erfahren, was du tun sollst.’ Den Männern, die Saulus begleiteten, verschlug es die Sprache. Sie hörten zwar die Stimme, doch sie sahen niemanden. Saulus erhob sich vom Boden. Aber als er die Augen öffnete, konnte er nichts sehen.“ (Apostelgeschichte 9,3-8) Jesus ist also im „Himmel“, aber er kann sich trotzdem auch wieder sichtbar oder für uns greifbar machen, sozusagen manifestieren.
Wichtig dabei ist: Jesus hat immer noch einen Körper, mit den Narben seiner Kreuzigung an den Händen, Füßen und seiner Bauchseite – auch in der himmlischen Dimension der Welt. Das zeigt die Geschichte vom „ungläubigen Thomas“, der erst glaubt, dass Jesus wirklich auferstanden ist, als er seine Hände in die Wunden von Jesus legt (vgl. Johannes 20,25-29).
Wo ist dieser Körper von Jesus nun genau? Darüber macht die Bibel keine klare Aussage. Fakt ist: Jesus kann sowohl in der unsichtbaren himmlischen Dimension der Welt als auch in dieser für uns erfahrbaren Dimension der Welt anwesend sein. Er kann unsichtbar und sichtbar da sein. Und immer, wenn er sich in dieser Welt sichtbar macht, dann hat er diesen Körper von vor 2000 Jahren mit seinen Narben.
Vielleicht wird das mit einem Vergleich anschaulicher: Jesus ist mit seiner Gesamtheit, mit seinem Charakter und seinem menschlichen Körper, wie ein Datensatz, der sich selbst auch in 3D ausdrucken kann. Er ist einerseits wie eine Datei, die wir nicht sehen oder lesen können. Aber er kann auch jederzeit seinen Zustand ändern und sichtbar Teil unserer Dimension der Welt werden und sich in 3D ausdrucken. Er kann von seiner unsichtbaren Datensatzform in eine 3D-ausgedruckte Form wechseln.
Dieses Bild hat eine Schwäche: Es wirkt so, als hätte Jesus in der himmlischen Wirklichkeit keinen Körper. Aber das ist nicht das, was in der Bibel steht. Der „Datensatzvergleich“ soll nur aussagen, dass es eine Form ist, die wir eben nicht sehen können. Er soll zeigen: Jesus ist in der himmlischen Dimension nicht für uns körperlich wahrnehmbar, kann sich aber für uns körperlich wahrnehmbar machen. Entweder indem er uns die Augen für seinen irgendwie ganz anderen himmlischen Körper öffnet oder indem er in unserer Materie-Form körperlich und so Teil unserer Welt wird.
Die Wiederkunft von Jesus Christus
Bisher hat Jesus das aber immer nur für einzelne Menschen oder Menschengruppen getan. Er ist nicht wieder dauerhaft so in unsere erlebbare Wirklichkeit eingetreten wie damals, als er ca. 30 Jahre lang als Mensch auf der Erde lebte. Er ist also seit 2000 Jahren wirklich gegenwärtig (meistens eben unsichtbar) und hat sich quasi immer nur kurz blicken lassen. Wenn Jesus am Ende der Zeit wiederkommt, dann wird er sich aber für alle Menschen sichtbar machen.
Im letzten Buch der Bibel heißt es über Jesus: „Seht doch, er erscheint mit den Wolken. Alle Augen werden ihn sehen – sogar die Menschen, die ihn durchbohrt haben“ (Offenbarung 1,7). Und Jesus selbst spricht: „Dann werden alle es sehen: Der Menschensohn kommt auf einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit” (Lukas 21,27). Jesus wird also wieder in diefür uns erfahrbare Welt „hineinkommen“, indem er sichtbar wird und nicht wieder „geht“.
Gleichzeitig wird er dann auf andere Weise da sein als vor 2000 Jahren. Denn alles wird dann anders sein: Die ganze Welt, bestehend aus Himmel und Erde, wird transformiert, irgendwie repariert, generalsaniert, neu gemacht werden. Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (vgl. Offenbarung 21,1-5).
Peter Haufe
Internationale Hochschule Liebenzell (www.ihl.eu)
Bayerischer Jugendverband "Entschieden für Christus" (EC) e. V . (www.ec-bayern.de)