Johannes der Täufer und Jesus Christus waren über ihre Mütter verwandt. Möglicherweise haben die beiden sich daher bereits als Kinder getroffen, jedoch wird in der Bibel nichts davon berichtet. Von Interesse ist eher ihre Begegnung als Erwachsene, von der in allen vier Evangelien erzählt wird. Unter anderem wird dort deutlich: Gott selbst hat Johannes gezeigt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der die Schuld der Welt tragen wird (Johannes 1,29-34).
Johannes der Täufer lebte etwa zur gleichen Zeit wie Jesus Christus. Er war ein Prophet nach dem Vorbild der Propheten des Alten Testaments und wird in allen vier Evangelien erwähnt. Zwar stammte er aus einer priesterlichen Familie, war jedoch eher in Wüstengegenden tätig. Dort kündigte er Gottes anbrechende Königsherrschaft an, forderte Menschen auf, ihre Sünden zu bekennen, und taufte sie (vgl. Matthäus 3,1ff).
Im Lukasevangelium wird erwähnt, dass Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth durch ihre Mütter Elisabeth und Maria verwandt waren (Lukas 1,36). Sie haben vielleicht schon pränatal kommuniziert (Lukas 1,41). Es ist möglich, dass Johannes und Jesus einander schon von klein auf kannten, doch dafür gibt es keine Hinweise. Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein. So heißt es im Lukasevangelium, dass Johannes „bis zu dem Tag, an dem er öffentlich in Israel auftrat” in der Wüste lebte (siehe Lukas 1,80). Das traf auf Jesus nicht zu.
Auch die Schilderung der ersten Begegnung zwischen Jesus Christus und Johannes wirkt so, als habe Gott Johannes gerade erst deutlich gemacht, wer Jesus wirklich war: „Weiter bezeugte Johannes: ‚Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen und bei ihm bleiben. Auch ich wusste nicht, wer er ist. Aber Gott, der mich beauftragt hat, mit Wasser zu taufen, hat zu mir gesagt: „Der, auf den du den Geist herabkommen und bei ihm bleiben siehst – der ist es. Er tauft mit dem Heiligen Geist.“ Ich habe es gesehen und kann bezeugen: Er ist der Sohn Gottes.‘” (Johannes 1,32-34).
Bestimmt war auch Johannes’ Kenntnis der Heiligen Schriften hilfreich, um die Identität von Jesus Christus zu erkennen. So bezeichnet sich Johannes selbst als „die Stimme, die in der Wüste ruft: ‚Bahnt den Weg für den Herrn!‘” (Johannes 1,23). Das ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja (Jesaja 40,3). Dort beschreibt der Prophet ein glorreiches Zeitalter in der Zukunft, in der Gott seine Königsherrschaft errichtet, die Schuld vergibt, das Böse besiegt und seinen Plan mit der Schöpfung erfüllt. Unter anderem wird dabei eine Person erwähnt, durch die Gott das vollbringen wird (z. B. Jesaja 61,1-3). An anderen Stellen im Alten Testament wird diese Person als „Messias” oder „Gesalbter” bezeichnet (z. B. in Psalm 2,2) – oder aus dem Griechischen „Christus”. Kein Wunder also, dass Johannes klar war, wer Jesus Christus wirklich war.
Levi Fait