Wie erlebt man Jesus Christus?

Kurze Antwort

Jesus wird uns in den vier Evangelien des Neuen Testaments von seinen Begleitern vorgestellt. Sie beschreiben Jesus als jemanden, der Liebe lebte und predigte, der an Menschen interessiert war und der noch heute in geistlicher Form in der Welt aktiv ist. Man kann ihn zum Beispiel erleben, wenn man sich im Gebet an ihn wendet.

Jesus ist das Zentrum des christlichen Glaubens 

Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens, wie er in der Bibel überliefert wird, steht eine Person: Jesus Christus. Noch heute kann man eine persönliche Beziehung zu ihm haben. Das ist deshalb möglich, weil Jesus Christus mehr ist als ein menschlicher Religionsgründer – er ist Gott selbst. Vor gut 2.000 Jahren ist Jesus nach seinem Tod auferstanden und somit noch heute als Lebendiger erfahrbar. 
 
Natürlich ist Jesus nicht mehr körperlich anwesend. Das wird auch in der Bibel bestätigt. Wir müssen ihm heute also auf anderem Wege begegnen können als die Menschen damals. Dazu gibt es viele Möglichkeiten – Jesus zeigt sich auch heute noch Menschen in Visionen oder Träumen. Aus der Bibel wissen wir, dass er beispielsweise Saulus erschien und sein Leben völlig auf den Kopf stellte. Aus einem Feind der ersten Nachfolger von Jesus wurde einer der bedeutendsten frühen Christen (nachzulesen in Apostelgeschichte 9). Doch in der Regel muss man nicht auf solche übernatürlichen Erfahrungen warten, um Jesus zu erleben. 

 

Der Glaube ist der entscheidende Punkt 

Jesus versprach seinen engsten Nachfolgern nach seiner Auferstehung am Ende des Matthäusevangeliums: „Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,20). Das konnte er nur versprechen, weil er von den Toten auferstanden ist und nun alle Macht hat. Das wird in den Versen unmittelbar davor erklärt: „Bei seinem Anblick warfen sie sich vor ihm nieder; allerdings hatten einige noch Zweifel. Jesus trat auf sie zu und sagte: Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,17-20 
 
Der Glaube an Jesus ist der entscheidende Faktor bei der Begegnung mit ihm. Wie diese Episode veranschaulicht, setzt der Glaube eine demütige Haltung voraus: Die Nachfolger von Jesus werfen sich vor ihm auf den Boden, um zu verdeutlichen, dass er der „Chef“ in ihrem Leben ist. Zweifel sind dabei erlaubt – sogar die ersten Augenzeugen der Auferstehung hatten sie. Doch ob man Jesus erlebt oder nicht, wird sich letztendlich an der Frage des persönlichen Glaubens entscheiden. An einer anderen Stelle sagt Jesus zu Thomas, einem seiner Nachfolger, kurz nach seiner Auferstehung: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!“ (Johannes 20,29). Manchmal kann man sichtbare „Beweise“ von Jesus erhalten (etwa, wenn man zu Jesus betet und dann erlebt, dass das eintrifft, worum man gebetet hat). Letztendlich geht es jedoch darum, an ihn zu glauben, auch wenn man keine sichtbaren Beweise hat. 
 
Man kann Jesus also durch Gebet erleben. Das bedeutet nichts anderes, als mit ihm zu sprechen, ihm seine Anliegen und Dankbarkeit auszudrücken und hinzuhören, was er möglicherweise sagt. Und weil Jesus nun in der unsichtbaren Dimension eine Art „Fürsprecher“ für Menschen ist, haben Gläubige die Garantie dafür, dass ihre Gebete bei Jesus ankommen (Näheres dazu in Hebräer 10,19-22). Aber wie betet man? Ein Mustergebet von Jesus ist in der Bibel überliefert, das bekannte „Vaterunser“ (nachzulesen in Matthäus 6,9-13). Wenn wir das Vaterunser beten, geht es nicht um das bloße Aufsagen der Worte an sich, sondern um den Sinn dahinter. Wir können dieses Gebet als Vorlage nehmen und dann die Augen und Ohren offen halten, um Jesus zu erleben. Vielleicht merken wir zum Beispiel, wie Jesus eingreift und bestimmte Schwierigkeiten nicht zulässt, wenn wir nach dem Vorbild des Vaterunsers beten, dass Gott unsnicht in Versuchung führt. Oder wir werden viel geduldiger mit anderen Menschen, weil wir lernen, sie so zu sehen, wie Jesus sie sieht. 

 

Jesus in Gemeinschaft erleben 

Der letzte Auftrag von Jesus an seine Nachfolger macht eine weitere Art und Weise deutlich, wie man ihn erleben kann: Jesus sagt, dass seine Nachfolger andere Menschen ebenfalls zu Nachfolgern machen und sie „lehren sollen, alles zu befolgen“, was Jesus ihnen gesagt hat. Was genau beinhaltet das? Die Lehre von Jesus lässt sich am besten mit den Überbegriffen „Liebe zu Gott“ und „Nächstenliebe“ zusammenfassen. Das bedeutet, dass man sich für andere einsetzt, sich von Gott zum Besseren verändern lässt und auf Böses mit Gutem reagiert. Viele konkrete Beispiele finden sich in den Lehren von Jesus in den Evangelien, aber auch in den Briefen des Neuen Testaments. „Christus hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt“, schreibt der Apostel Petrus (1. Petrus 2,21). Wenn man dem Beispiel von Jesus in den praktischen Entscheidungen seines Lebens folgt, wird man ihn erleben. Vielleicht spürt man dann zum Beispiel innere Stärke und Mut, sich für Gutes einzusetzen, obwohl einen das normalerweise viel Überwindung kosten würde. 

Übrigens: Jesus gab seinen letzten Auftrag an eine Gruppe von Menschen. Das deutet darauf hin, dass er besonders in der Gemeinschaft von Menschen erfahrbar ist, die an ihn glauben. Jesus sagt sogar ausdrücklich an einer anderen Stelle im gleichen Evangelium: „Wo zwei oder drei Menschen in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich selbst in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20). An einer Stelle in den Briefen des Neuen Testaments heißt es, dass die Kirche bildlich gesprochen der „Körper“ von Jesus ist: „Alles hat Gott ihm zu Füßen gelegt und ihn zum Haupt über die ganze Gemeinde gemacht. Sie ist sein Leib. So ist sie die ganze Fülle dessen, der alles in allem erfüllt: Christus.“ (Epheser 1,22f) Dabei geht es nicht um die Kirche als Institution, sondern eben um Menschen, die eine Glaubensgemeinschaft bilden. Auch wenn Jesus nicht mehr leibhaftig auf der Erde ist, ist in gewisser Weise die Gemeinschaft der Gläubigen als sein „Leib“ noch da – und da erlebt man Jesus ganz praktisch durch das Miteinander.  

 

Jesus in geistlichen Handlungen erleben 

Daher auch der Auftrag von Jesus an seine Nachfolger, Menschen „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19) zu taufen: Die Taufe ist ein konkretes Beispiel dafür, wie man Jesus in der Gemeinschaft von Gläubigen erleben kann. Bei der Taufe tut man etwas, was Jesus nicht nur befohlen, sondern sogar selbst erfahren hat. Was für eine Möglichkeit der Identifikation mit ihm! Auch die eigentliche Handlung der Taufe, bei der ein Mensch durch Körperkontakt mit einem anderen in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wird, erinnert stark an die Art und Weise, wie Jesus den Menschen nahe kam unabhängig von ihrem sozialen Status, ihrem Aussehen oder ihrer Beliebtheit. Aber auch Gottesdienste, Abendmahl und andere gemeinschaftliche Aktivitäten gehören dazu. Nicht zuletzt ist auch die Predigt ein wichtiger Bestandteil dessen, wie man Jesus erleben kann. Jesus selbst sagte, dass die Heilige Schrift auf ihn hinweist (siehe Johannes 5,39: „Ihr erforscht die Heilige Schrift, weil ihr meint, durch sie das ewige Leben zu haben. Tatsächlich ist sie mein Zeuge.“). Und er spricht auch durch Predigten zu uns (siehe Römer 10,17: „Der Glaube kommt vom Hören auf die Botschaft. Die Botschaft aber wirkt durch den Auftrag, den Christus gegeben hat.“). Also kann man Jesus auch erleben, wenn man persönlich vom Wort Gottes so angesprochen wird, wie es durch ausgeklügelt formulierte Sätze oder emotionale Motivationsreden noch nie der Fall war. Oder wenn man plötzlich den Drang verspürt, das Gehörte in die Tat umzusetzen, weil man völlig davon überzeugt ist, dass das der Wille von Jesus ist. 

 

Jesus ist heute in Glauben erlebbar 

Der beste Weg, Jesus zu erleben, ist einfach eine offene innere Haltung des Fürmöglich Haltens”. In der Bibel wird berichtet, wie ein Mensch, der überhaupt keine Perspektiven mehr im Leben hatte, genau das bei der Kreuzigung von Jesus erlebte. Einer der Verbrecher, der mit Jesus am Kreuz hing, sagte: Jesus, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst“, woraufhin Jesus ihm zusicherte: „Amen, das sage ich dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lukas 23,41-43). Jesus verspricht, dass man ihn „heute noch“ erleben wird, wenn man schlicht und einfach den ersten Schritt wagt, für möglich zu halten, dass er der ist, der er zu sein behauptet. 

 

 

Alexander Dalinger    

Bibelschule Brake (https://www.bibelschule-brake.de/)   

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Geändert am: 01.02.2024
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