Die Bibel gibt uns eine zweifache Antwort auf diese Frage: Erstens wurden zwei Verbrecher an jenem Tag mit Jesus Christus gekreuzigt (Matthäus 27,38). Zum anderen wurde jeder, der an Jesus Christus glaubt, „mit ihm gekreuzigt” (Galater 2,19). Was bedeutet das? Mein altes Leben, mein altes Ich und meine Sünde wurden gekreuzigt, d. h. abgetötet. Jetzt lebt der auferstandene Jesus in mir und bringt sein Leben in mir zur Entfaltung (Galater 2,20; 2. Korinther 5).
Die Extremisten neben Jesus am Kreuz
Mit Jesus wurden zwei Verbrecher gekreuzigt. Wir wissen nicht viel über sie. Die Bibel berichtet uns nur, dass einer rechts und einer links von Jesus gekreuzigt wurde (Matthäus 27,38) und dass sie am Anfang beide Jesus schmähten (Matthäus 27,44). Kreuzigungen wurden im römischen Reich nur an nichtrömischen Bürgern vollstreckt. Sie besaßen also, ebenso wie Jesus, nicht das römische Bürgerrecht.
Kreuzigungen wurden vor allem an Rebellen und Aufständischen gegen das Römische Reich vollstreckt. Im Griechischen steht hier das Wort für Räuber, Verbrecher (Matthäus 27,38; Markus 15,27) und Übeltäter (Lukas 23,33). Es handelte sich wohl nicht einfach um Kriminelle, die sich selbst bereichern und sich einen Vorteil verschaffen wollten. Sondern um Menschen, die alles nutzten, um das römische Reich zu bekämpfen und ihm zu schaden. Wir würden heute sagen: radikale Extremisten.
Einer der beiden erlebte während der Kreuzigung eine Veränderung. Beide Verbrecher hatten miterlebt, wie die Anwesenden auf Jesus reagierten, was sie zu ihm und über ihn sagten. Sie konnten sicherlich auch die Tafel mit der Aufschrift INRI lesen, die man über Jesus angebracht hatte (Johannes 19,19). (INRI ist lateinisch und steht für: Iesus Nazarenus Rex Judaeorum, d. h. Jesus von Nazaret, König der Juden.) Aber nur einer der zwei Verbrecher hörte auf zu spotten. Er begann, sich zu Jesus zu stellen. Er gab zu, dass Jesus, im Gegensatz zu ihnen, unschuldig war. Zwar hatte er sein ganzes Leben an die Wand gefahren und konnte seine Taten nicht mehr rückgängig machen. Dennoch erlebte er kurz vor seinem Sterben noch eine echte Lebensveränderung! Er wandte sich Jesus zu mit der Bitte, nach seinem Tod in seiner Gegenwart, im Paradies, sein zu dürfen. Jesus garantierte ihm das (Lukas 23,39-43). Sein Sterben war also nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Lebens.
Was hat das mit uns zu tun?
Wir kennen die Namen der mit Jesus gekreuzigten Rebellen nicht. Das ist umso erstaunlicher, da über jedem Gekreuzigten der Name, die Herkunft und der Grund des Todesurteils stand. Im Fall von Jesus war es INRI: der Name, seine Heimatstadt und der Grund des Todesurteils. Bei den beiden Rebellen waren diese Daten sicherlich auch angegeben. Aber keiner der Evangelisten erwähnt ihre Namen. Ist dies beabsichtigt? Bleiben sie namenlos, damit jeder Leser seinen eigenen Namen dafür einsetzen kann? Bin ich vielleicht damit gemeint? Welchen dieser zwei Rebellen verkörpere ich? Kämpfe ich gegen Gott an? Habe ich in meinem Leben den Aufstand gegen Gott geplant und gegen ihn gekämpft? Kehre ich um oder schmähe ich Jesus weiterhin?
Das ist nicht abwegig, denn Paulus redet mehrfach davon, dass wir „mit Christus gekreuzigt” wurden (Römer 6,6-11; Galater 2,19; 5,24). Das bedeutet: Jeder, der an Jesus glaubt, hat sein altes Ich, sein altes Leben und die Sünde, die jeden Menschen von Gott trennt, gekreuzigt und in den Tod von Jesus hineingegeben. Wer an Jesus glaubt, sagt Nein! zu seinem, alten egoistischen Lebensstil. Er sagt Ja! zum auferstandenen Jesus und damit zu einem neuen, lebendigen und ewigen Leben. Gläubige hören damit auf, gegen Gott zu rebellieren.
Deshalb ist diese Frage: Wer wurde mit Jesus Christus gekreuzigt? gar nicht so einfach zu beantworten. Klar, es waren zwei Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt wurden. Aber jeder von uns hängt auch irgendwie neben Jesus und muss sich entscheiden: Will ich Jesus weiterhin schmähen oder kehre ich zu ihm um?
Michael König
Kontaktmission (www.kontaktmission.de)