Jesus hatte eine leibliche Familie. Dazu gehörten seine Mutter Maria, Brüder und Schwester. Aber für ihn sind alle, die auf Gott hören, Teil seiner Familie, unabhängig von der leiblichen Verwandtschaft (Matthäus 12,46-50).
Die Abstammung von Jesus
In den Berichten von Matthäus und Lukas in der Bibel finden wir einen ausführlichen Stammbaum von Jesus. Bereits lange vor seiner Geburt wurde diese einigen seiner Vorfahren vorhergesagt. Zum Beispiel Abraham (1. Mose 18,17-18), Isaak (1. Mose 17,19), Jakob (4. Mose 24,17) und König David (Jesaja 11,1). Durch Jesus wurde das Versprechen Gottes erfüllt, dass der Retter der Menschenaus dem Stamm Juda kommen (1. Mose 49,10) und immer ein Nachkomme Davids auf dem Thron sitzen wird (2. Samuel 7,16).
Die leibliche Familie von Jesus
Die Mutter von Jesus war Maria. Jesus hatte keinen weltlichen Vater, da er durch das Wirken des Heiligen Geistes geboren wurde (Lukas 1,35). Dennoch wird Josef als sein Familienvater bezeichnet. Aus den Evangelien wissen wir, dass Jesus einige Geschwister hatte. Die Namen seiner Schwestern werden nicht genannt, seine Brüder waren Jakobus, Josef, Judas und Simon (Matthäus 13,55). Die Familie lebte in Nazaret, einer Stadt im Westen des Sees Gennesaret in der Provinz Galiläa.
Über Josef und Simon erfahren wir nicht viel. Anfangs stand die Familie von Jesus seiner Arbeit kritisch gegenüber (Markus 3,21). Nach seiner Auferstehung erschien Jesus neben den Aposteln auch seinem Halbbruder Jakobus (1. Korinther 15,7). Später gehörte Jakobus zu den Aposteln, war jedoch keiner der zwölf Jünger (Galater 1,19). Er spielte eine führende Rolle in der Gemeinde in Jerusalem (Galater 2,9) und ist wahrscheinlich der Autor des Jakobusbriefs. Seine Rede über den Umgang mit nichtjüdischen Christen wurde in der Apostelgeschichte (15,13-21) festgehalten. Der Historiker Josephus berichtet, dass Jakobus im Jahr 60 n. Chr. auf Anweisung des amtierenden Hohepriesters Ananus gesteinigt wurde.
Von Judas nehmen wir an, dass er der Verfasser des Judasbriefs war (Judas 1). Er ist wahrscheinlich der Halbbruder von Jesus und der einzige Judas, von dem berichtet wird, dass er einen Bruder namens Jakobus hatte.
Außerdem war Jesus mit Elisabet und ihrem Sohn Johannes verwandt (Lukas 1,36). Das genaue Verwandtschaftsverhältnis wird nicht genannt. Einige Jahre vor dem öffentlichen Wirken von Jesus kündigte Johannes Jesus bereits an. Als Jesus mit seinem Dienst begann, taufte Johannes ihn am Jordan. Eine kurze Zeit waren beide gleichzeitig tätig, bevor Johannes von Herodes aufgrund seiner unbequemen Botschaften umgebracht wurde (Markus 6,16-29).
Leben und Lernen in der Familie
Kurz nach der Geburt von Jesus ließ Herodes alle neugeborenen Kinder in Betlehem umbringen und die Familie konnte gerade nach Ägypten fliehen (Matthäus 2,13-18). Einige Jahre später zogen sie nach Nazaret, wo Jesus groß wurde. Zur damaligen Zeit war der Vater für die Erziehung der Söhne verantwortlich. Dazu gehörte zum einen die Unterweisung in der jüdischen Tora. Auch wenn der Sohn auf eine Tora-Schule ging, war der Vater für die geistliche Erziehung des Sohnes verantwortlich. Zum anderen beinhaltete es die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten. Jesus wurde von Josef zu einem Handwerker ausgebildet, der verschiedene Materialien verarbeiten konnte (Matthäus 13,55; Markus 6,3).
Der Alltag der Familie von Jesus war durch eine religiöse jüdische Lebensweise geprägt. Das zeigt sich durch die verschiedenen Bräuche, die das jüdische Gesetz vorschrieb und die von der Familie eingehalten wurden. So wird zum Beispiel berichtet, dass Jesus nach seiner Geburt als Erstgeborener zum Tempel gebracht wurde (Lukas 2,22-24 und 2. Mose 13,2), zusammen mit den dazugehörigen Opfern (3. Mose 12). Zudem gingen sie jedes Jahr nach Jerusalem, um dort am Passafest teilzunehmen (Lukas 2,41 und 2. Mose 23,14-17). Dort wurde einmal ganz deutlich, dass Jesus die Zugehörigkeit zu Gott als seinem Vater wichtiger war als die zu seiner leiblichen Familie.
Gott als Vater
Für Jesus war es ganz natürlich, an dem Ort zu sein, wo auch sein leiblicher Vater – Gott –war, nämlich im Tempel in Jerusalem (Lukas 2,49). Ihm war sehr deutlich bewusst, dass er von seinem Vater einen Auftrag erhalten hatte (Johannes 12,49). Er vollbrachte während seiner Wirkungszeit nach seiner Taufe viele Zeichen und Wunder. Diese Zeichen legitimierten ihn als direkten Sohn Gottes, da nur Gott Wunder in diesem Umfang und mit dieser Vollmacht wirken kann (Johannes 5,36). Dazu gehörte auch die absolute Macht über sein Leben und seinen Tod (Johannes 10,17-18). Zudem hatte er die Vollmacht, diese Autorität auch anderen zu übertragen (Matthäus 10,1). Jesus machte deutlich, dass er selbst nicht nur ein Mensch war, der von Gott legitimiert wurde, sondern seit Ewigkeit bereits Gott ist (Johannes 8,58). Mit dieser Autorität verlieh er seiner Aussage Nachdruck, dass niemand zu Gott kommen kann, außer durch ihn – die Person Jesus – selbst (Johannes 14,6; Johannes 6,40). Durch seine Abstammung und Natur ist Jesus ein perfektes Abbild von Gottes Wesen und Herrlichkeit selbst (Hebräer 1,1-3).
Die geistliche Familie von Jesus
Vor diesem Hintergrund führte Jesus ein neues Familienverständnis ein. Eigentlich können wir nicht zu Jesus und seiner geistlichen Familie gehören, da wir nicht seinen moralischen Maßstäben entsprechen (Jesaja 59,1-2). Deshalb braucht es jemanden, der die Verbindung zwischen den beiden Parteien wiederherstellt. Und als Mensch und Gott gleichzeitig hat Jesus genau das getan (2. Korinther 5,19). Jeder, der an ihn glaubt und den Willen seines Vaters tut, zählt für ihn zu seiner engsten Familie (Lukas 8,21). Dieses Verhältnis ist komplett unabhängig von biologischer Verwandtschaft, Ethnizität oder anderen physischen Merkmalen. Sie beruht allein darauf, ob die persönliche Beziehung zu Gott wiederhergestellt ist oder nicht. Jeder, der auf Jesus hört und sich Gott unterordnet, wird von ihm als Mitglied seiner Familie angenommen (Johannes 1,12).
Teilhabe an der geistlichen Familie Gottes
Die Vergebung, die Jesus bewirkt hat, zieht sich als Charakterzug durch diese neue Familie. Liebe und Hingabe sollen die Erkennungszeichen der neuen Gemeinschaft sein (Johannes 13,34-35). Sie gründen sich in dem Beispiel, das Jesus selbst vorgelebt hat (1. Johannes 4,11-12). Ganz konkret heißt das, dass diese Familienmitglieder Anteil am gegenseitigen Leben haben (Römer 12,15), in den schweren Momenten des Lebens füreinander da sind (Galater 6,2), sich gegenseitig dienen (Matthäus 20,26-28) und bereit sind, einander zu vergeben (Epheser 4,32). Jesus lädt jeden ein, Teil dieser neuen Familie Gottes zu werden (vgl. Matthäus 11,28-29 und Matthäus 12,46-50).
Nathanael Schneider
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