Was sagt Jesus über Himmel und Hölle?

Kurze Antwort

Jesus spricht im Neuen Testament häufig über den Himmel. Er beschreibt ihn als Ort der Gemeinschaft mit Gott. Über die Hölle spricht Jesus seltener, aber eindringlich. Er beschreibt sie als Ort der Finsternis und des Zähneknirschens. 

Allerdings erklärt er nicht genau, wie diese Orte aussehen, sondern spricht meist in Gleichnissen. Durch sie ruft er seine Zuhörer zur Umkehr auf. Er betont, dass die Entscheidung für oder gegen ihn und seine Botschaft ewige Konsequenzen hat.

Niemand im Neuen Testament spricht so oft über Himmel und Hölle wie Jesus. Wie versteht er diese Begriffe und was will er erreichen, wenn er davon redet?

 

Festmahl oder Zähneknirschen

Jesus weiß, was er meint, wenn er vom Himmel redet, denn von dort kam er, um den Willen Gottes zu tun (Johannes 6,38). Nachdem er sein Werk auf Erden vollendet hat, wird er zur Rechten Gottes im Himmel eingesetzt und von dort wiederkommen (Markus 14,62). Der Himmel ist damit auf besondere Weise mit Jesus verbunden. Das Himmelreich ist auch Kern der Botschaft Jesu. Es realisiert sich durch Jesu Person und sein Handeln (Lukas 11,20). Für die Seinen hält Jesus fest: Sie sollen einmal mit ihm in seinem vollendeten Reich zu Tisch sitzen und Gemeinschaft haben (z. B. Matthäus 26,29).

 

Von der Hölle redet Jesus seltener. Wenn er es tut, dann nutzt er Bilder wie „ewiges Feuer“ (Matthäus 18,8) oder „die völlige Finsternis; da draußen gibt es nur Heulen und Zähneklappern.“ (Matthäus 8,12). Die Schriftgelehrten und Pharisäer fragt er: „Wie wollt ihr der Höllenstrafe entkommen?“ (Matthäus 23,33) Die Rede von der Hölle rüttelt also das Gewissen wach und macht nachdenklich: Auf was baue ich mein Leben?

 

Kein Geographieunterricht, sondern Ruf zur Umkehr

Jesus will keine „Jenseitsgeographie“ entfalten. Er erklärt nicht, wie genau Himmel und Hölle aussehen werden. Er will also nicht einfach nur informieren, als ob er die Frage „Brennt in der Hölle Feuer?“ beantworten wolle. Deshalb spricht Jesus besonders häufig in Gleichnissen. Von diesen erwarten Zuhörer nämlich bildliche Geschichten. Und Jesus erwartet von den Zuhörern, dass sie auf seine Gleichnisse reagieren. Wenn Jesus von der Hölle redet, dann geht es ihm also immer darum, dass die Menschen umkehren und anders denken und handeln als zuvor.

 

Das Gleichnis von der verschlossenen Tür

Dieser Sinn der Rede von Himmel und Hölle wird im Gleichnis von der verschlossenen Tür deutlich. Auf dem Weg nach Jerusalem wird Jesus gefragt: „Herr, werden nur wenige gerettet?“ (Lukas 13,23) Jesus antwortet dann allen Anwesenden:

 

»Ihr müsst euch anstrengen, um durch die enge Tür hineinzukommen. Das sage ich euch: Viele werden hineinwollen, es aber nicht schaffen. Wenn der Hausherr aufsteht und die Tür verschließt, dann werdet ihr draußen stehen. Dort werdet ihr an die Tür klopfen und rufen: ›Herr, mach uns auf!‹ Aber er wird euch antworten: ›Ich kenne euch nicht. Wo kommt ihr her?‹ Dann werdet ihr sicher sagen: ›Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken! Du hast auf den Straßen unserer Stadt gelehrt.‹ Aber der Hausherr wird euch antworten: ›Ich kenne euch nicht. Wo kommt ihr her? Macht, dass ihr alle fortkommt, Ihr alle tut, was gegen Gottes Willen ist!‹ Da draußen gibt es nur Heulen und Zähneklappern! Denn ihr werdet alle im Reich Gottes sehen: Abraham, Isaak, Jakob und sämtliche Propheten. Aber ihr selbst werdet ausgeschlossen sein. Viele werden kommen aus Ost und West und aus Nord und Süd. Sie werden im Reich Gottes zu Tisch liegen. (Lukas 13,24-29)

 

Auch wenn die Begriffe Himmel und Hölle nicht vorkommen, wird hier viel darüber erklärt:

 

1. Die Sache ist ernst! Jesus beschreibt mit aller Dringlichkeit, dass es ein „zu spät“ geben kann. Die Eingangstür in das Himmelreich wird eines Tages verschlossen werden. Dann wird es Menschen geben, die draußen stehen und hineinschauen, aber der Zutritt wird ihnen verweigert bleiben. Drinnen werden diejenigen aus aller Welt, die der Hausherr kennt, mit ihm am Tisch sitzen und ein großes Freudenmahl halten. Das ist der Himmel: pure Gegenwart und Gemeinschaft mit Gott. Draußen sein bedeutet ausgeschlossen zu sein von diesem Leben in Fülle, absolute Gottesferne. Da kann man nur weinen und verzweifeln: Das ist Hölle.

 

2. In Beziehung leben! Die Zu-spät-Kommenden versuchen noch, den Hausherrn zu überzeugen, sie hereinzulassen. Sie erzählen ihm, dass er sie doch kennen muss: Sie saßen mit ihm am Tisch, er hat ihnen gepredigt. Hier wird deutlich: Dieser Hausherr ist Jesus selbst. Wir wissen, dass er mit allerlei Menschen Tischgemeinschaft hatte und umherzog und lehrte. Jesus antwortet ihnen aber: „Nein, ich kenne euch nicht. Ihr gehört nicht zu mir.“ Eine unpersönliche, flüchtige Bekanntschaft mit Jesus reicht also nicht aus. Jesus schließt Menschen nicht willkürlich aus, sondern zeigt: Es geht um eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm, dem Herrn. Jesus ist die einzige Tür ins Himmelreich, und nur die Seinen kommen hinein. Das ausschlaggebende Kriterium ist also, ob man Jesu Lehre nicht nur hört, sondern ihm auch nachfolgt. Wer Jesu Ruf folgt und in Beziehung mit ihm lebt, dem wird die Tür offen stehen. Er soll gewiss sein: Selbst Zweifel und Schuld können mich nicht mehr von meinem Herrn trennen. Ich bin auf Jesu Name getauft. Ich gehöre zu ihm. Er kennt mich!

 

3. Nicht über die anderen reden! Über die Frage, wer gerettet wird und „reinkommt“ und wer „draußen bleiben muss“, sollen wir nicht spekulieren. Der Unbekannte will darüber mit Jesus diskutieren, als er nach der Anzahl der Geretteten fragt. Jesus antwortet der ganzen Menge mit dem Gleichnis, das dazu auffordert, die eigene Stellung zu Jesus zu bedenken, statt über das Ende der anderen zu reden. Himmel und Hölle betreffen in erster Linie mich, denn Jesus ruft mich zur Umkehr, um ihm nachzufolgen, und nicht zum Umdrehen nach den Anderen, um sie zu beurteilen.

 

4. Jetzt ist die Zeit! Setzt alles daran, euch jetzt durch diese enge Tür zu quetschen, auch wenn die anderen das nicht tun, so sagt es Jesus. Noch ist es möglich! Der Hausherr ist noch nicht aufgestanden, um die Tür zu schließen. Das wird am Tag der Wiederkunft und des Gerichts passieren. Bis dahin gilt Jesu Ruf zur Umkehr: »Die von Gott bestimmte Zeit ist da. Sein Reich kommt jetzt den Menschen nahe. Ändert euer Leben und glaubt dieser Guten Nachricht!« (Markus 1,15)

 

Eine wichtige Entscheidung

Es hat also Konsequenzen, ob man Jesu Botschaft annimmt oder ablehnt. Jesus beschreibt diesen letzten Ernst der Entscheidung. Umkehr geschieht aber nicht aus Höllenangst, sondern weil Jesus ruft. Das Furchtbare der Hölle sind nicht körperliche Qualen, sondern das endgültige Ausgeschlossensein vom Heil und der Gegenwart Gottes. Ewiges Leben und Gemeinschaft mit Christus hingegen erwartet alle, die sich Jesus ganz anvertrauen – und darauf können sie sich gewiss freuen. Jesu Rede von Himmel und Hölle zeigt damit ganz deutlich: Jesus ringt leidenschaftlich um seine Hörer. Er will nicht, dass jemand draußen stehen bleibt. Deshalb ruft er. Auch heute.

 

 

Lisa Trumpp
Albrecht-Bengel-Haus (https://www.bengelhaus.de/)

 

(Erschien ursprünglich in Theologische Orientierung Nr. 196, S. 18-19 mit dem Titel "Zwischenfestmahl und Zähneknirschen—wie Jesus von Himmel und Hölle redet")

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Geändert am: 16.08.2024

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