Was hat Jesus Christus mit Pfingsten zu tun?

Kurze Antwort

Jesus sorgte dafür, dass der Heilige Geist an Pfingsten über seine Jünger – also die Leute, die zu ihm gehörten –, ausgeschüttet wurde (Apostelgeschichte 2,1-4). Durch den Heiligen Geist kann Jesus in dieser Welt weiterwirken, obwohl er jetzt in der himmlischen Herrlichkeit bei seinem Vater lebt und mit ihm regiert (Johannes 16,13-15).

Der Heilige Geist 

An Pfingsten kam der Heilige Geist in die Welt. Der Heilige Geist ist kein Gespenst oder eine magische Märchenfigur. Er ist eine Person der göttlichen Dreieinigkeit: Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist. Der dritte Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses erläutert genau diesen Sachverhalt: 

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.“ 

Einen himmlischen Vater, der es gut mit uns meint, können wir uns vorstellen. Die ganze Bibel erzählt viel von ihm: Von seiner Schöpfermacht, seiner Liebe und Barmherzigkeit, seinem Zorn über die Sünde, seinem Willen, uns vor dem ewigen Tod zu retten (1.Timotheus 2,4-6). 

Von Jesus Christus, dem geliebten Sohn des himmlischen Vaters, erzählen anschaulich vier Evangelisten, nämlich Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Wer sich in die Berichte der Evangelien vertieft, kann sich lebhaft vorstellen, wie Jesus geredet, gehandelt und geglaubt hat.  

Doch wie sollen wir uns den Heiligen Geist, die dritte Person der Dreieinigkeit, vorstellen? Zugegeben, vom Heiligen Geist lässt sich nicht so anschaulich sprechen wie über den Vater und den Sohn.  

Als Jesus auf der Erde lebte, wurde er von einem Theologen in ein Gespräch über den Glauben verwickelt. Darin verglich Jesus den Heiligen Geist mit dem Wind. Er sagte zu dem Theologen: „Wundere dich also nicht, dass ich dir gesagt habe: ‚Ihr müsst von oben her neu geboren werden.‘ Auch der Wind weht, wo er will. Du hörst sein Rauschen. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. Genauso ist es mit jedem, der vom Geist geboren wird“ (Johannes 3,7-8).

Es rauschte gewaltig  

Als am ersten Pfingsttag der Heilige Geist ausgegossen wurde, rauschte es wirklich gewaltig. Tausende suchten aufgeregt und neugierig die Quelle des ungewöhnlichen Rauschens und Brausens und landeten vor einem Haus, in dem die Jünger von Jesus versammelt waren. Die Jünger, die keine Hochschule besucht hatten, redeten fließend in Persisch, Ägyptisch, Lateinisch und Griechisch und erzählten vermutlich von Jesus und seinen wunderbaren Zeichen und Taten, die in Israel geschehen waren. Viele Pilger aus aller Herren Länder, die sich in Jerusalem drängten, verstanden sie in ihrer eigenen Muttersprache. Das verwirrte sie und machte sie ratlos. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Nachzulesen in Apostelgeschichte 2,1-13.

Petrus trat vor die Menge, die nach und nach still und hörbereit wurde. Dann begann er mutig und ohne Scheu zu predigen. Er zitierte den Propheten Joel: „Gott spricht: Das wird in den letzten Tagen geschehen: Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen… Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, werde ich in diesen Tagen meinen Geist ausgießen. … Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ (Apostelgeschichte 2,14-21)

Es geht um Jesus, ohne ihn geht nichts 

Springen wir in der Zeit etwas zurück. Ehe Jesus seinen Gang nach Golgatha antrat, um dort für die Sünden aller Menschen zu sterben, nahm er sich Zeit, seine Jünger darauf vorzubereiten. Der Jünger Johannes hat diese Gespräche in den sogenannten Abschiedsreden festgehalten. Darin finden wir auch einen wichtigen Abschnitt über den Heiligen Geist (Johannes 14,15-29). Daraus erfahren wir: 

  • Jesus ließ seine Leute nicht wie verlassene Waisenkinder in der Welt zurück.

  • Er versprach, einen „anderen Beistand“ (griechisch Paraklet) zu schicken, der – wie es Jesus bisher getan hatte – seinen Jüngern beistehen würde als Mittler, Helfer und Tröster. Alle diese Bedeutungen stecken in dem Wort Paraklet.  

  • Jesus wurde gekreuzigt und starb. Am dritten Tag wurde er von seinem Vater auferweckt. Vierzig Tage später wurde er wieder in die himmlischen Welten aufgenommen. Er war danach leiblich nicht mehr für seine Jünger ansprechbar. Siehe dazu z.B. Johannes 14,30.

  • Aber Jesus sagte: „Wenn ich dorthin gegangen bin, werde ich wiederkommen.“ (Johannes 14,3) Und zwar wie? Durch den Heiligen Geist, den anderen Beistand, „der für immer bei euch bleibt“ (Johannes 14,16).

Deshalb konnte Jesus beim konkreten Abschied von seinen Jüngern sagen: „Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,19-20

  • Jesus und der Heilige Geist sind eins. Jesus erklärte seinen Jüngern: „Denn was er sagt, stammt nicht von ihm selbst. Vielmehr sagt er das weiter, was er hört. … Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir“ (Johannes 16,13b und 15b). Jesus und der Heilige Geist sind nicht zu trennen. 

  • Jesus betonte außerdem in diesen Gesprächen mit seinen Jüngern: „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden“ (Johannes 16,7).

An diesen wenigen Punkten können wir ablesen, wie alles ineinandergreift und zusammengehört. Es steckte ein Plan dahinter, der Heilsplan Gottes.  

Wie wirkt der Heilige Geist? 

Eine Wirkung sahen wir bereits: Petrus, der wenige Tage zuvor seinen Herrn verleugnet hatte, trat mutig vor eine riesige Menschenmenge hin und schämte sich nicht, Jesus glasklar zu bezeugen: „Ihr Leute von Israel, hört diese Worte: Es geht um Jesus, den Nazoräer. Gott selbst hat euch gezeigt, wer er war … Ihr habt ihn von den Heiden ans Kreuz schlagen und umbringen lassen“ (Apostelgeschichte 2,22-24) Für den Rest seines Lebens blieb Petrus bei dieser mutigen Linie. Er bezeugte Jesus bis zum Märtyrertod in Rom. 

Fromme Juden und weniger fromme Menschen hörten diese Predigt. Sie gingen aber nicht achselzuckend weiter und sagten: „Interessant, was der da gesagt hat. Stattdessen erfahren wir: „Mit seinen Worten traf Petrus die Zuhörer mitten ins Herz“, sie fragten: „Was sollen wir tun?“ Petrus antwortete: „Ändert euer Leben! Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus. Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch den Heiligen Geist schenken“ (Apostelgeschichte 2,37-38). 

Ins Herz treffen, das Gewissen berühren, Schuld in der Gegenwart Gottes spüren – so wirkt der Heilige Geist.  

Es war nicht die Wortkunst des Petrus, nicht seine Leidenschaft, sondern durch den Heiligen Geist zündeten seine Worte bei etwa 3000 Zuhörern derart, dass sie sich taufen ließen und an Jesus glaubten (Apostelgeschichte 2,41; vgl. Apostelgeschichte 16,14-15 und Apostelgeschichte 16,28-33).  

Damit beginnt die Nachfolge hinter Jesus her, der Weg zum ewigen Leben. Davon lesen wir in Johannes 5,24.

Der Heilige Geist „wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich selbst euch gesagt habe, sagte Jesus (Johannes 14,26b). Das klingt nach Schule, nach Lernen und Memorieren, nach Arbeit und Konzentration. So ist es. Uns ist die Bibel zugänglich. Sie ist Gottes Wort an uns, ein lebendiges Wort (Hebräer 4,12-13). Diese Worte sollen wir lernen, erforschen und lehren, sollen wir weitersagen, wo auch immer sich die Gelegenheit dazu bietet (siehe 2.Timotheus 4,1-2.5.)  

Außerdem ist der Heilige Geist der Geist der Wahrheit. Alle, die Gott ablehnen, die Jesus nicht als Sohn Gottes annehmen und zur Richtschnur ihres Lebens machen, erkennen ihn nicht. Aber der Heilige Geist wird Jesus immer verherrlichen, auch durch die Worte und Taten seiner Jünger (Johannes 14,17).

Manche haben im Religionsunterricht die Erklärungen des Kleinen Katechismus von Martin Luther besprochen und auswendig gelernt. Der dritte Glaubensartikel handelt vom Heiligen Geist: 

„Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche: die Gemeinde der Heiligen; Vergebung der Sünden, Auferstehung des Leibes und das ewige Leben. Amen.“  

Luthers Antwort auf die berühmte Frage „Was heißt das?“ lautet so: 

Ich glaube,  
dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus,  
meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann;  
sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen,  
mit seinen Gaben erleuchtet,  
im rechten Glauben geheiligt und erhalten;  
gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden 
beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt  
und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben;  
in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen  
täglich alle Sünden reichlich vergibt  
und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird  
und mir samt allen Gläubigen in Christus  
ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.  

 

Sr. Heidemarie Führer  

Diakonissenmutterhaus Aidlingen  

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Geändert am: 05.02.2024

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