Die ersten Christen waren alle Juden und glaubten daran, dass Jesus der Messias und Sohn Gottes ist. Seitdem haben viele Juden und auch Nicht-Juden an Jesus geglaubt; aber die Mehrheit der Juden heutzutage glaubt nicht anJesus als Messias. In den jüdischen Gemeinschaften weltweit wird Jesus unterschiedlich betrachtet: negativ (als Verräter), ambivalent oder positiv (als missverstandener jüdische Gelehrte), aber meistens nicht als Messias. Die Bibel sagt aber klar: Jesus ist der Messias und Gottes Sohn.
Christ sein = jüdisch sein
Das Christentum war am Anfang etwas ganz Jüdisches. Jesus und all seine Jünger waren Juden und Jesus hat sich selbst als die Erfüllung des jüdischen Gesetzesverstanden (Matthäus 5,17-18). Alle Ereignisse im Leben von Jesus spielte sich im jüdischen Land Israel ab. Letztendlich wurde Jesus von den Leitern des jüdischen Volkes als Messias abgelehnt und den Römern zur Hinrichtung übergeben.
Sehr viele jüdische Menschen haben jedoch auch an Jesus als Messias geglaubt (vgl. Apostelgeschichte 17,10-12). Die ersten Christen waren alle Juden und sahen den Glauben an Jesus als Messias als die Erfüllung des Gesetzes und des Alten Testamentes an. Deshalb versammelten sie sich am Samstag (Schabbat) mit ihrem Volk und dann separat am Sonntag als Gläubige an Jesus.
Erst später wurde klar: Jesus ist nicht nur der Retter der Juden, sondern alle Menschen auf der Welt sollen an ihn glauben. Das kam für die ersten Christen (alle jüdisch) so unerwartet, dass sie ein Konzil und eine große Diskussion darüber abhielten (Apostelgeschichte 15,1-29). Dort wurde entschieden: Nicht-Juden, die zum Glauben an Jesus gekommen sind, müssen das Gesetz des Moses nicht halten. Daraufhin wurde die Gute Nachricht von Jesus als Messias und Retter der Welt überall verbreitet und gelangte im Laufe der Jahre bis ans Ende der Welt.
Keine jüdische Sache mehr
Da immer mehr Nicht-Juden als Juden zum Glauben an Jesus kamen, nahmen die jüdischen Eigenschaften des christlichen Glaubens ab und die jüdischen Gläubigen an Jesus waren nicht mehr so prägend wie am Anfang. Beim Konzil in Nicäa im Jahr 325 n. Chr. wurde entschieden: Man war entweder Jude oder Christ, aber man konnte nicht beides sein.
Für die jüdischen Gläubigen an Jesus war das sehr hart. Sie standen vor der Entscheidung, Jesus als Messias und Retter zu leugnen, aber weiterhin zu ihrem Volk zu gehören, oder eine fremde Kultur anzunehmen, aber ihren Glauben an Jesus zu behalten. Seit diesem Konzil in Nicäa vergaß die weltweite Kirche für lange Zeit ihre jüdischen Wurzeln. Nachdem Kaiser Konstantin 313 n. Chr. zum Christentum konvertierte und 380 n. Chr. das Christentum zur Staatsreligion wurde, gab immer wieder antisemitische Angriffe der Kirche auf das jüdische Volk. Beispielsweise die Kreuzzüge, die Inquisitionen und letztendlich den Holocaust.
Konsequenzen des Antisemitismus
Aufgrund dieser furchtbaren antisemitischen Aktionen im Namen von Jesus vonseiten der Kirche hatten viele Juden im Lauf der Jahrhunderte einen sehr negativen Eindruck von Jesus. Einige Juden konvertierten über die Jahrhunderte hindurch aus verschiedenen Gründen zum Christentum (Zwang, echter Glaube, andere Vorteile). Aber das sich entwickelnde rabbinisch-orthodoxe Judentum positionierte sich sehr deutlich gegen Jesus als Messias. Viele Juden sahen in Jesus die Ursache all ihrer Leiden.
Zurück zum Anfang
Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhundert gab es jedoch eine Bewegung von Juden, die an Jesus glaubten, aber ihre jüdische Identität behalten wollten. Ab diesem Zeitpunkt war es wieder möglich, Jude und Christ gleichzeitig zu sein, so wie die ersten jüdischen Gläubigen in der Zeit von Jesus. Diese Bewegung der sogenannten „hebräischen Christen“ ist gewachsen und heutzutage heißen sie „messianischen Juden“.
Zwar werden sie offiziell von den jüdischen Gemeinden weltweit nicht anerkannt. Jedoch gab es Ende des 19. Jahrhunderts etliche jüdische Gelehrte, die Jesus als „guten Juden“ anerkannten. Heute gibt es jüdische Gelehrte, die auch Paulus als guten Juden akzeptieren, auch wenn sie nicht glauben, dass Jesus der Messias ist.
Wer ist Jesus für Juden heute?
Wer ist also Jesus für Juden heute? Für die meisten Ultraorthodoxen und sogar für viele Orthodoxe ist er immer noch ein Verräter und Täuscher. Es gibt jedoch eine zunehmende Anzahl jüdischer Menschen, die ihn als jüdischen Rabbi und Gelehrten betrachten. Für viele reformierte, konservative und andere religiöse und auch säkulare Juden war Jesus Jude, nichts mehr, nichts weniger. Aber wie bei jedem Thema muss man jede Person individuell fragen. Man wird manchmal überrascht!
Wer ist Jesus für Christen heute? Und für dich?
Und wer ist Jesus für Christen? Für Christen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft ist Jesus der Messias, der Retter, der Sohn Gottes. Er ist gekommen, um das Alte Testament zu erfüllen. Das tat er, indem er ein perfektes Leben führte und am Ende für uns starb und uns dadurch Versöhnung mit Gott ermöglichte. Danach ist Jesus auferstanden und lebt ewig im Himmel. Er hat den Heiligen Geist geschickt, sodass alle, die an ihn glauben, mit seiner Kraft beschenkt sind, um ein Leben zu seiner Ehre zu leben und ihre Berufung zu erfüllen.
Jesus wird eines Tages wiederkommen, um sein jüdisches Volk und alle Menschen zu retten, die sich ihm im Glauben zugewandt haben. Außerdem wird er alle Menschen richten. Sie werden beurteilt gemäß ihres Verhältnisses zu Jesus: Haben sie ihn als Messias und Retter angenommen oder nicht (Johannes 1,11-12; 3,16-21)? Wie lautet deine Entscheidung?
Aaron Lewin