Was bedeutet Jesus Christus ist der Hirte?

Kurze Antwort

In der Bibel werden Hirten als Menschen vorgestellt, die ihre Herde beschützen, sie anführen und versorgen. In Johannes 10,11 bezeichnet Jesus sich als den guten Hirten und überträgt diese Eigenschaften auf sich selbst. Er ist der Beschützer, Versorger und Anführer seiner Nachfolger. 

Wer zu ihm gehört, kann sich darauf verlassen, dass Jesus ihn beim Namen kennt. Jesus setzt sein Leben für seine Nachfolger ein, weil jede und jeder Einzelne ein solch wertvoller Teil seiner Herde ist.
Das Bild des Hirten ist in der Bibel sehr verbreitet. Allerdings entsteht dabei schon innerhalb der verschiedenen biblischen Texte eine gewisse Spannung: Einerseits wird mit dem Bild eine vertrauenswürdige Person beschrieben, die sich dafür einsetzt, die Schwachen zu verteidigen. Andererseits wird betont, wie niedrig und wenig angesehen die Hirten waren, die Gott mithilfe eines Engels über die Geburt von Jesus Christus informierte. Jesus selbst bezeichnet sich als den guten Hirten, der für seine Schafe kämpft, sie beschützt und versorgt. 
 

Der Hirte im Alten Testament 

Der Hirtenberuf war zur Zeit des Alten Testament ein sehr verbreiteter Beruf. Schon in den frühen Erzählungen der fünf Bücher Mose waren die Hauptpersonen Hirten. Abraham, Isaak, Jakob und ihre Nachkommen besaßen viele Tiere (vgl. z.B. 1. Mose 12,16).
Besonders wichtig wird die Hirtenrolle dann in der Königszeit des Volkes Israel. Das erste Samuelbuch erzählt in Kapitel 16 davon, dass der alte König Saul sich falsch verhielt und so gegen Gott sündigte. Somit brauchte das Volk einen neuen Anführer. Und Gott sandte den Propheten Samuel zu einer Familie mit vielen Söhnen, um einen neuen König zu salben. Samuel war erstaunt, dass gerade der unscheinbarste und jüngste der Brüder, die potenziell für das Amt des Königs zur Verfügung standen, von Gott erwählt wurde. Dieser junge Mann war ein Schafhirte namens David (1. Samuel 16,11-13). Er zeichnete sich dadurch aus, dass er seine Schafherde gegen wilde Tiere verteidigt und sie beschützt hatte. Genauso sollte er nun das Volk Israel als König verteidigen und beschützen. 
In Psalm 23,1 wird Gott selbst als guter Hirte bezeichnet, der sich um die Menschen kümmert, die sich auf ihn verlassen. König David, der Schreiber dieses Psalms, spricht Gott als den guten Hirten an, der ihn so versorgt, dass er im Leben keinen Mangel haben muss. Gott wird dabei als derjenige beschrieben, der sein Volk versorgt, die Herzen erfrischt, es leitet und führt. Als guter Hirte tröstet er sein Volk im Dunkeln, überschüttet es mit Gutem und sorgt dafür, dass sich seine Herde sicher in seiner Nähe geborgen weiß.  
Häufig werden Hirten im Alten Testament als Bezwinger von Gefahren und Chaos vorgestellt. Sie sind aber auch Versorger, Anführer und Tröster. Verbunden ist damit schon im Alten Testament die Vorstellung, dass Gott seinem Volk in der Zukunft einen guten Hirten schicken wird, der dem Volk ein für alle Mal Frieden bringen wird (Jesaja 40,11). 
  

Der Hirte im Umfeld des Alten Testaments 

Auch in anderen Religionen im Umfeld des Volkes Israel war der Beruf des Hirten bekannt und verbreitet. Schafe und Ziegen wurden im Mittleren Osten und im Mittelmeerraum zur Fleisch- und Milchversorgung gehalten. Besonders in Vorderasien gehörte die Rolle des Hirten schon früh zum Bild eines guten Herrschers. Er versorgte seine Herde (Untertanen) und verteidigte sie heldenhaft gegen Gefahren und Chaos. Häufig wurde das Bild des Hirten auch religiös gedeutet: Ein Priester wachte über seine ihm Anbefohlenen wie ein Hirte über seine Herde 
  

Der Hirte im Neuen Testament  

Es sind Hirten, die im Neuen Testament als Erste die gute Nachricht von der Geburt eines Kindes hören, das der Retter der Welt sein soll (Lukas 2,8ff). 
Der Beruf des Hirten wird hier als hart und beschwerlich dargestellt. Nachts mussten die Hirten bei Wind und Wetter außerhalb der Dörfer ihre Schafe hüten. Hier wird deutlich, dass Gott sich besonders den Kleinen und Schwachen unter den Menschen zuwendet. So wird er selbst der göttliche Hirte für die menschlichen Hirten.
Im Lukasevangelium erzählt Jesus eine Geschichte über ein verlorenes Schaf (Lukas 15,3-7). Er sagt, dass ein Hirte, der 100 Schafe besitzt, 99 seiner Schafe zurücklässt, um das eine verlorene Schafe wiederzufinden. Der Hirte freut sich sehr, wenn er das verlorene Schaf wiedergefunden hat, und bringt auch andere dazu, sich mit ihm zu freuen.  
  

Jesus – der gute Hirte für seine Herde 

Das Bild des guten Hirten findet seine Vollendung in den Worten, die Jesus im Johannesevangelium über sich selbst sagt. Er bezeichnet sich in einer Rede selbst als den guten Hirten. Dabei grenzt er sich als echter Besitzer der Schafherde gegen diejenigen ab, die sich wie Diebe und Räuber gegenüber der Herde verhalten. Die Schafe (seine Nachfolger) hören auf die Stimme ihres Hirten Jesus und kennen seine Stimme genau. Der gute Hirte Jesus wiederum kennt alle seine Schafe beim Namen und führt sie aus dem Stall auf die Weide. Jesus selbst sagt in Johannes 10,11 über sich: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte setzt sein Leben ein für die Schafe.
Mit dieser Aussage verweist Jesus Christus schon auf seinen späteren Tod und seine Auferstehung. Er war wirklich bereit, sein Leben für seine Nachfolger einzusetzen, für sie zu sterben und sein Leben zu lassen. Er ließ seine Herde nicht im Stich, wie es die tun, die keine wirklichen Hirten sind, sondern die Schafherde nur für Geld hüten (Johannes 10,12ff). 
Jesus verspricht in seiner Rede auch, dass er nicht nur die Herde des Volkes Israel, sondern noch andere Herden auf seine Weide führen wird. Er ist der Hirte, der die unterschiedlichen Herden (Völker) miteinander zu einer großen Herde vereint und sie sicher und liebevoll weidet. 
 
 
 
Katharina Sophia Trostel 
Evangelische Landeskirche Württemberg
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Geändert am: 18.01.2024
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