„Gott in uns“ mag zunächst seltsam und missverständlich klingen. Gott ist Geist (Johannes 4,24) und hat sich ausschließlich in Jesus als wahrer Mensch und Gott manifestiert (Johannes 1,14.18). Aber Gott lebt durch seinen Heiligen Geist in uns. Dieser eröffnet uns Menschen die Dimensionen Gottes. Ziel Gottes in uns ist es, unser Denken in seinem Sinn zu verändern (Römer 12,2).
Eintritt in die Dimension Gottes
„Gott in uns“ oder „Gott lebt in uns“ mag zunächst für manche eine steile und vermessene These sein. Bedeutet es, dass wir zombieähnlich fremdgesteuert werden? Oder dass wir wie Gott sind und dementsprechend göttlich handeln können? Oder aber, dass sich Gott körperlich in einem Bereich unseres Körpers befindet? Letzteres kann man ohne Zweifel ausschließen, da Gott Geist, also immateriell, ist (Johannes 4,24). Ausschließlich in Jesus hat er sich als wahrer Mensch und wahrer Gott manifestiert (Johannes 5,19b+20). Jeder Mensch in der Menschheitsgeschichte ist zwar Gottes Ebenbild (1. Mose 1,27), aber niemand trägt Gott körperlich in sich.
Laut der Bibel befindet sich Gott durch den heiligen Geist in jedem wiedergeborenen Menschen (Johannes 14,20; Johannes14,16). Die Wiedergeburt aus dem Geist ist sozusagen der „Eintritt in die Ewigkeitswelt Gottes“ (Johannes 5,24), in sein Reich (Kolosser 1,13) und in eine spirituelle, geistliche Denk- und Handlungsweise (1. Korinther 2,16; Hebräer 8,10).
Erst der Heilige Geist eröffnet unserem Geist die Dimensionen Gottes (Matthäus 16,17; 2. Korinther 4,6). Er erklärt uns sein Wesen (Epheser 2,6), seine Eigenschaften (2. Petrus 1,2), sein Denken (2. Korinther 1,9), seine Ziele (Philipper 3,14), seinen Plan mit dem Volk Israel und seiner Gemeinde, seine Geschichte des Heils mit der Menschheit, seinen Willen (Römer 12,2; Kolosser 1,9; 1. Thessalonicher 4,3) und vieles mehr.
Der Heilige Geist ist der Stellvertreter von Jesus (Johannes 14,17). Er erinnert uns an ihn, an seine Zusagen, an sein gnädiges Handeln, an seinen Opfertod und seine Auferstehung (Johannes 14,26). Gott und Jesus „docken“ sich an unseren Geist an, sie wohnen also geistig und geistlich in uns (Römer 8,9). Geistlich in dem Sinne, dass wir durch ihn den Zugang zur geistlichen Welt Gottes, wie oben beschrieben, haben.
Der Mensch als Handschuh Gottes
Manche sagen: Gott in uns kann man sich so vorstellen, dass wir Menschen ein Handschuh sind und Gott als Hand in uns hineinschlüpft und uns dann nach seinem Willen handeln lässt. Dies mag für manche eine Verstehenshilfe sein. Andere kann diese Vorstellung aber auch verwirren. Sind wir denn als Christen nur eine willenlose Hülle, die ohne Gott nichts zustande bringt?
Nein, denn:
Ziel Gottes in uns ist es, unser Denken in seinem Sinn zu verändern (Römer 12,2; 1. Korinther 2,14). Und er verändert unseren Verstand, unseren Willen und unsere Persönlichkeit (in dem Sinne, dass er Neues sät, aber auch das in uns angelegte Gute seiner Ebenbildlichkeit zur Geltung kommen lässt). So wird sein guter Wille aktiv unser Wille und wir können ihn verstehen und erfüllen (Kolosser 4,12b).
Er verwendet dazu erstens sein Wort (1. Petrus 1,23; Hebräer 4,12; 2. Timotheus 3,15), die Bibel. Gott ergreift also mehr Raum und Besitz in unserem Denken und Sein, breitet sich in uns mehr aus, wenn wir uns mit seinem Wort beschäftigen, es studieren, in uns gerne aufnehmen (als „Brot“ des Lebens) und seine Kraft in unserem Denken wirksam werden lassen (Lukas 8,15).
Veränderung durch den Geist Gottes
Daneben gibt es einen zweiten „Zugang“ Gottes in uns: unser Gebet. Es ist der „Kommunikationsweg“ mit Gott und seinem Sohn, die Aufrechterhaltung der Gottesbeziehung und das Ringen um Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen. Jesus selbst hat so gebetet (Lukas 22,42), um eine vollständige Einheit mit seinem Vater zu bilden. Im Gebet erfragen wir Gottes Willen, bitten um seine Führung und Leitung in unseren Wünschen, Plänen und für die zu erledigenden Aufgaben. Und Gott schenkt uns im Gebet Antworten auf unsere Fragen, gibt Ideen, Aufträge und Erinnerungen an seine göttlichen Aussagen und Verheißungen.Sein Geist spricht unmittelbar zu meinem und deinem Geist.
Zur Illustration: Der Wunsch, diesen Artikel zu schreiben, entspringt dem Auftrag Gottes, sein Wort, seine Werte, seinen Willen weiterzugeben. Die Fähigkeit, ihn zu verfassen, habe ich durch meine Beschäftigung mit seinem Wort erhalten, durch den Besuch einer Bibelschule, ein absolviertes theologisches Studium und tägliches Lesen in der Bibel. Also auch durch meine Erfahrungen mit Gott, seine jahrzehntelange Umgestaltung meines Geistes durch ihn in mir und durch das begleitende Gebet bei dieser Arbeit.
Dietmar Tober