Jesus feierte mit seinen Jüngern das Sedermahl zur Eröffnung des Passafestes. Er erklärte beim Austeilen des Brotes und des Weines, dass sein bevorstehendes Sterben am Kreuz die Rettung aller Menschen bedeutete (Matthäus 26,26-28). Zugleich sagte er, dass seine Jünger die Feier dieses Mahles später zum Gedächtnis wiederholen sollten (vgl. 1. Korinther 11,23-26). Diese Mahlfeier soll uns vergewissern, dass Jesus ein für alle Mal stellvertretend für uns gestorben ist.
Der Auszug Israels aus Ägypten und das Abendmahl
Wie für alle Juden war auch für Jesus das Sedermahl die Eröffnung des Passafestes (Pessach). Dieses Fest wurde jedes Jahr zur Erinnerung an die Befreiung und den Auszug des Volkes Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft gefeiert. So hatte Gott es ihnen in 2. Mose 12,14 aufgetragen: „Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag halten. Feiert ihn als Fest für den HERRN, als Brauch für immer, von Generation zu Generation.“
Neun Plagen Gottes sollten damals den Pharao und die Ägypter zur Freilassung des Volkes bewegen, doch erst die verheerende zehnte führte zur endgültigen Freilassung des Volkes. In 2. Mose 11,1.4 heißt es: „Der HERR sagte zu Mose: ‚Eine Plage will ich noch über den Pharao und Ägypten bringen. Danach wird er euch von hier wegziehen lassen. Er wird euch nicht nur ziehen lassen, sondern euch von hier fortjagen.… Um Mitternacht werde ich durch Ägypten schreiten. Dann wird jeder Erstgeborene in Ägypten sterben.‘“
Um Israel vor diesem Gericht zu verschonen, sollte in jeder Familie ein Lamm geschlachtet und sein Blut an die Rahmen der Außentüren der Häuser gestrichen werden. „Passa“ bedeutet „Vorübergehen“ und „Verschonung“.
2. Mose 12,13: „Das Blut an den Häusern, in denen ihr seid, soll euer Schutzzeichen sein. Wo ich das Blut sehe, werde ich vorübergehen. Wenn ich das Land Ägypten schlage, soll keine Plage euch treffen und Verderben bringen.“
Das Lamm musste makellos, männlich und einjährig sein (2. Mose 12,5). Es sollte gebraten werden und mit ungesäuertem Brot (Mazzen, d. h. ohne Hefe gebackenes Brot) und Kräutern gegessen werden (2. Mose 12,8). Nach der Ordnung des Sedermahles wurden Mazzen gebrochen und verteilt. Auch Becher mit Wein wurden gesegnet und ausgeteilt.
Jesus deutet das Abendmahl neu
Beim letzten Sedermahl mit seinen Jüngern deutete Jesus das gebrochene Brot und den Becher Wein auf die Hingabe seines Lebens zur Vergebung der Sünden: „Beim Essen nahm Jesus ein Brot. Er lobte Gott und dankte ihm dafür. Dann brach er das Brot in Stücke und gab es seinen Jüngern. Er sagte: ‚Nehmt und esst! Das ist mein Leib.‘ Dann nahm er den Becher. Er dankte Gott, gab ihn seinen Jüngern und sagte: ‚Trinkt alle daraus! Das ist mein Blut. Es steht für den Bund, den Gott mit den Menschen schließt. Mein Blut wird für die vielen vergossen werden zur Vergebung ihrer Sünden.‘“ (Matthäus 26,26-28) Er ordnete auch die spätere Wiederholung dieses Mahles durch die Jünger an: „Tut das zur Erinnerung an mich.“ (Lukas 22,19)
Der Apostel Paulus beschrieb die Einsetzung des Abendmahls durch Jesus für die Gemeinde so: „Ich selbst habe vom Herrn eine Überlieferung empfangen. Und die habe ich an euch weitergegeben: In der Nacht, in der er verraten wurde, nahm der Herr Jesus das Brot. Er dankte Gott, brach das Brot in Stücke und sagte: ‚Das ist mein Leib für euch. Tut das zur Erinnerung an mich!‘ Ebenso nahm Jesus nach dem Essen den Becher und sagte: ‚Dieser Becher steht für den neuen Bund, den Gott durch mein Blut mit den Menschen schließt. Tut das zur Erinnerung an mich, sooft ihr aus diesem Becher trinkt.‘ Denn sooft ihr dieses Brot esst und aus diesem Becher trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn. Dies gilt so lange, bis er wiederkommt!” (1. Korinther 11,23-26)
Was durch das Schlachten des Passalamms zeichenhaft vollzogen wurde, ist durch das stellvertretende Sterben von Jesus tatsächlich geschehen. Jesus ist das fehlerlose Passalamm, wie Johannes der Täufer es angekündigt hatte: „Seht doch! Das ist das Lamm Gottes. Es nimmt die Sünde dieser Welt weg!“ (Johannes 1,29) Wer Jesus sein Leben anvertraut, empfängt Vergebung der Sünden und wird im Gericht Gottes verschont. Er zieht aus der Knechtschaft der Sünde, folgt Jesus nach, lebt in der Freiheit der Kinder Gottes und wird in die verheißene neue Welt Gottes einziehen. Diese neue Welt beginnt mit der Auferstehung der Toten, wenn Jesus wiederkommt. Das Abendmahl bringt diesen Glauben und diese Hoffnung der Nachfolger von Jesus zum Ausdruck.
Ulrich Parzany