Gott straft Hiob nicht direkt. Es ist Satan, der Hiob straft. Allerdings nur mit Erlaubnis und Begrenzungen Gottes. Durch das Leid in Hiobs Leben und seinem Festhalten an Gott erreicht seine Gottesbeziehung eine neue Stufe. Der Satan hat verloren, Gott wurde verherrlicht und Hiob wird wieder gesegnet.
Hiobs schweres Leiden
In der Bibel lesen wir, dass Hiob ein gottesfürchtiger und frommer Mann war, der ein vorbildliches Leben führte. Er hielt sich vom Bösen fern. Hiob hatte eine große Familie und viele Besitztümer (Hiob 1,1-3).
Dann wechselt der Schauplatz der Hiobs-Erzählung in den Himmel. Satan (der Teufel) kommt vom „Durchstreifen der Erde“ zurück und tritt vor Gott. Gott lobt seinen Knecht Hiob für seine Gottesfurcht. Daraufhin behauptet Satan, Hiob sei nur deshalb so gottesfürchtig, weil Gott ihm so viel Segen schenkt. Satan schlägt vor, Hiob alles wegzunehmen. Dann, so ist er überzeugt, würde Hiob Gott verfluchen. Gott geht auf Satans Vorschlag ein, zeigt ihm aber auch die Grenze. Er darf Hiob nicht selbst Schaden zufügen, sondern sich nur an seinem Besitz und Eigentum vergreifen. (Hiob 1,6-12)
Nachdem Satan Hiob mit dem Verlust seiner Kinder und seiner Besitztümer geschlagen hat, ereignet sich eine zweite Szene im Himmel. Wieder lobt Gott seinen Knecht Hiob. Denn Hiob hat sich trotz der schweren Schicksalsschläge nicht an Gott versündigt. Wieder entgegnet Satan, dass Hiob sich nur deswegen weiterhin an Gott hält, weil er selbst noch gesund ist. Satan schlägt wieder etwas vor: Dieses Mal würde sich Hiob von Gott abwenden, wenn Satan Hiob körperlich quälen dürfe. Gott geht wieder auf Satans Vorschlag ein. Satan darf Hiob nun auch körperlich schaden, aber nicht bis zum Tod. (Hiob 2,1-6)
Die Frage nach der Ursache und den Gründen
Wir sehen also: Nicht Gott quält Hiob, sondern der Satan, der Teufel. Allerdings nur mit Erlaubnis und in einem bestimmten Rahmen (Hiob 1,12; Hiob 2,6). Er hat nicht die Vollmacht, die Gott hat. Und Gott traut seinem Knecht Hiob zu, ihn nicht zu verleugnen.
Im Endeffekt straft Gott Hiob nicht, sondern nutzt Satans bösen Plan, um mit Hiob eine neue Beziehungsebene zu erreichen. Nach vielen Konversationen und falschen Anklagen offenbart sich Gott in seinem Reden in Hiob Kapitel 38–41 als mächtiger Schöpfer, der alles unter Kontrolle hat. Obwohl Hiob schon vorher untadlig und gottesfürchtig war, bekennt er, dass Gott nun mehr erkennt als vorher: „Ja, bis dahin kannte ich dich nur vom Hörensagen. Doch jetzt hat mein Auge dich wirklich gesehen.“ (Hiob 42,5). Daraufhin wird Hiob nach all den Demütigung mit Segen überschüttet. Er bekommt Söhne, Töchter und sein Besitztum verdoppelt sich (Hiob 42,10-17).
Der Teufel will das Leid in unserem Leben. Doch können wir uns sicher sein, dass Gott eingreift und uns nicht mehr auferlegt (Hebräer 12,5-7), als wir tragen können (1. Korinther 10,13). Letztlich kann er auch schlimmstes Leid nutzen, um uns zu einem reiferen Menschen zu machen (Matthäus 5,48). Hiobs Leiden ist für die Nachwelt aufgeschrieben worden und hilft uns im Umgang mit Leid (1. Timotheus 3,16; Jakobus 5,11).
Ja, es wird Satan erlaubt, Hiob zu strafen. Aber Gott ist es, der den Rahmen setzt. Alles dient dazu, dass Gott verherrlicht wird. Und selbst das Schlimmste, das wir erleben, kann wie bei Hiob dazu führen, dass wir Gott noch tiefer vertrauen und neue Erkenntnisse über ihn erlangen.
Friedrich Tiefenbach
IGW - Theologie Student