Warum ist in Rio de Janeiro Jesus Christus?

Kurze Antwort

Über Rio de Janeiro ragt seit 1931 eine riesige Statue in den Himmel. Sie ist 30 m hoch und steht auf einem 8 m hohen Sockel, in dem sich eine Kapelle befindet. Da sie auf dem 710 m hohen Berg Corcovado steht, ist sie weithin sichtbar. Die Statue soll an die 1822 erreichte Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal erinnern. In der Landessprache (portugiesisch) heißt sie Cristo Redentor, Christus, der Erlöser und klingt somit an Bibelstellen über die Erlösung an wie Titus 2,14 und Psalm 130,7-8.

Die Ausbeutung Brasiliens

Rio de Janeiro liegt an der Südostküste Brasiliens, an einer großen Bucht. Als der erste Segler am 1. Januar 1501 am Horizont auftauchte, begann eine beispiellose Zeit der Entdeckung, Eroberung und Plünderung dieses größten Landes in Südamerika. Es begann die bedrückende Kolonialgeschichte Brasiliens. Portugiesen, Holländer und Franzosen kämpften um die Herrschaft. Portugal gewann den Streit.

Abenteuerlust, der Zugewinn an Macht und die Gier nach Reichtum brachte die Kolonialisten dazu, fremde Länder zu überfallen und zu unterdrücken. Die neu entdeckten Länder besaßen große Schätze: Gold, Gewürze, Holz, exotische Tiere und Pflanzen, Zuckerrohr und vielemehr. All diese Dinge waren im heimatlichen Europa hochwillkommen. Die Eroberer, Abenteurer und Soldaten, die sich für brutale Raubzüge anheuern ließen, schleppten zudem viele Krankheiten ins LandDa die ursprüngliche Bevölkerung dagegen nicht immun war, wurde sie stark dezimiert.

 

Christen als Eroberer und Missionare

Die Eroberer kamen aus Europa, aus christlichen Ländern. Wer sich die Frage stellt, warum die Christen sich so grausam benahmen, findet in der Bibel Antworten. Die Fixierung auf Reichtum kann den guten Samen des Wortes Gottes, das man vielleicht täglich hört, ersticken: „Noch ein anderer Teil fällt zwischen die Disteln. Er steht für die Menschen, die das Wort zunächst hören. Aber dann kommen die Alltagssorgen und der Reiz des Geldes. Sie ersticken das Wort, und es bringt keinen Ertrag. Noch ein anderer Teil fällt zwischen die Disteln. Er steht für die Menschen, die das Wort zunächst hören. Aber dann kommen die Alltagssorgen und der Reiz des Geldes. Sie ersticken das Wort, und es bringt keinen Ertrag.“ (Matthäus 13,22; vgl. Matthäus 20,25 und 1. Timotheus 6,9).

Die Könige Frankreichs, Spaniens, Portugals usw. trugen stolz ihre Ehrentitel wie Allerchristlichster König, Allerkatholischster König, Allergläubigster König. Deshalb schickten sie mit den Seefahrern und Eroberern auch Priester und Missionare ins Land. Viele von ihnen versuchten die Bevölkerung vor den üblen Übergriffen der Eroberer zu schützen. Manchmal gelang es ihnen, oft auch nicht.

Die Missionare brachten den heidnischen Völkern den christlichen Glauben nahe. Denn Jesus hatte nach seiner Auferstehung seinen Jüngern folgendes ins Stammbuch geschrieben, was wir heute noch in der Bibel nachlesen können: „Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,18-20)

In diesem sogenannten Missionsbefehl lesen wir nichts davon, Menschen zu unterdrücken, auszurauben und zu versklaven. Vielmehr sollen seine Boten die Menschen durch Worte zu Jesus Christus einladen. Und wer die Einladung annimmt, soll durch entsprechenden Unterricht (Lehre) immer mehr von Gottes Gedanken verstehen. Die frohe Botschaft, das Evangelium, wird auch als lebendiges Wort, das Leben schafft, bezeichnet. Es erlöst aus der Versklavung von Furcht und Angst, z.B.:

  • vor bösen Geistern,
  • vor Katastrophen,
  • vor Krankheiten und Tod,
  • vor unbeherrschbaren eigenen Trieben und vielen anderen Sünden (Hebräer 2,14-15; vgl. Johannes 8,34-36)

 

Die Christusstatue als Erinnerungs-Zeichen

Wir kehren zur Christus-Statue über Rio zurück. Sie ist ein Erinnerungs-Zeichen an die 1822 erlangte politische Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal. Die Initiatoren wollten aber, dass sie auch an die christlichen Wurzeln des Landes erinnert. Denn das Wort Gottes, das die Missionare verkündigt hatten, hatte sich trotz aller Not in vielen Herzen „eingenistet“ und ausgebreitet. Es waren etliche christliche Gemeinschaften entstanden. Auf diese Weise kam Christus aber nicht nur nach Rio, nicht nur nach Brasilien, sondern in viele Länder der ganzen Welt. Und auf diese Weise kommt er auch heute noch zu Menschen, die seinem Wort glauben. 

Ich habe mir ein Foto von Cristo Redentor angesehen: Die Figur, die auf der Höhe des Corcovado steht, ist strategisch sehr geschickt platziert. Ganz Rio liegt ihr zu Füßen.

  • Der Zuckerhut ragt steil in der Ferne auf. Er wirkt wie ein mahnend erhobener Steinfinger, der an die Gewinnung von Zuckerrohr und die damit verbundene Ausbeutung vieler Menschen in der Kolonialzeit erinnert.
  • Das Maracana-Stadion ist deutlich zu erkennen. Viele brasilianische Sportler glauben an Jesus Christus und scheuen sich nicht, das öffentlich zu bekennen. Ein solches Bekenntnis hat wunderbare Folgen: „Wenn du also mit deinem Mund bekennst: Jesus ist der Herr! Und wenn du aus ganzem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt! Dann wirst du gerettet werden.“ (Römer 10,9). Viele der Sportler stammen aus Elendsquartieren, aus den berühmt-berüchtigten FavelasDas sind die Viertel der Armen in Rio. Dort herrschen Drogen, Gewalt, Vernachlässigung von Kindern, Alten und Kranken, Prostitution und Ausweglosigkeit

Die ausgebreiteten Arme (28 m Spannweite) wirken wie eine einzige Einladung: Kommt alle her zu mir! Ich empfange euch herzlich. Dies erinnert an ein Wort Jesu: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken. Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28)

 

Die Christusstatue und ihr Betrachter

Was bewirkt der Blick oder die Wanderung hinauf zum Cristo Redentor, zum Christus, der ein Erlöser ist? Zunächst gar nichts. Es ist mit dieser Statue wie mit allen anderen. Niemand wird Bismarck begegnen, nur weil der z.B. als riesiges Denkmal an den Landungsbrücken in Hamburg steht. In einem Geschichtsbuch kann ich nachlesen, was es mit dem preußischen Kanzler auf sich hat. Aber er ist tot. Er wird mir nicht begegnen.  

Bei der Christus-Statue über Rio blicken wir auf ein mit Beton ummanteltes Stahlgestell, das mit Tausenden kleinen Speckstein-Mosaike verschönert wurde. Kein Mensch weiß, wie Christus ausgesehen hat. Sein Bild wurde nirgendwo in Stein gemeißelt oder auf eine Münze geprägt. Es gibt keine Akte mit Angaben zu seiner Körpergröße, zu Haar- und Augenfarbe, auch nicht über besondere äußere Merkmale. Aber wir wissen aus der Bibel, dass er ein Mensch und zugleich Gottessohn war (Markus 15,39; 1. Timotheus 3,16). Dies ist einzigartig im ganzen Kosmos.  

Doch, eine besondere Angabe zu seiner Person haben wir! Sie steht im Buch Jesaja, im ersten Teil der Bibel. Dort lesen wir: „Er hatte keine Gestalt, die schön anzusehen war. Sein Anblick war keine Freude für uns. Er wurde von den Leuten verachtet und gemieden. Schmerzen und Krankheit waren ihm wohl vertraut. Er war einer, vor dem man das Gesicht verhüllt. Alle haben ihn verachtet, auch wir wollten nicht von ihm wissen.” (Jesaja 53,2b.3)

Dieser Text aus dem Buch Jesaja weist uns auf die Leiden von Jesus Christus hin. Durch sein unschuldiges Leiden und Sterben wurde er zum Erlöser, zum Heiland für die ganze Welt. Er nahm alle Schuld, alles Hässliche, alle Bosheit auf sich und starb am Kreuz einen elenden Tod. Und wer an diesen Jesus glaubt, der bekommt das ewige Leben geschenkt (Johannes 3,36).  

An Christus als unseren Erlöser können wir deshalb glauben, weil er auferstanden ist und lebt. Einige Frauen wollten dem toten Jesus die letzte Ehre erweisen und haben das ganz konkret erfahren. Es lohnt sich, zwei Minuten Lesezeit einzusetzen und die ganze Geschichte aufmerksam zu lesen: Matthäus 28,1-10.

Die Bibel bezeugt uns an vielen Stellen: Der dreieinige Gott sprengt alle Vorstellungen von Größe, Macht und Hoheit (2. Chronik 6,18-20).

Doch dieser große Gott hört unsere Gebete, die ausgesprochenen oder die stummen. Er hört die am Fuße der Christus-Statue in Rio gemurmelten oder in einer Kirche oder Kathedrale gesprochenen Worte. Denn: „Schau, Gott ist überaus mächtig. Er hat es nicht nötig, Menschen zu verwerfen. Er ist mächtig, stark und überaus klug. Er lässt die Frevler nicht am Leben. Den Unterdrückten verhilft er zum Recht.” (Hiob 36,5-6).

In dieser Hinsicht kann auch der Cristo Redentor in Rio de Janeiro eine Einladung für alle sein: 

  • für alle Besucher, die ihn erblicken,  
  • diejenigen, die sich auf der Plattform zu seinen Füßen den Hals verrenken, um ihn zu sehen,  
  • für alle Menschen, die in Rio in Not und Verzweiflung sind, 
  • für alle, die eine Postkarte mit seinem Bild in Händen halten. 

Er kann ein Fingerzeig, eine Erinnerung für sie sein: Lasst Christus zu euch kommen! Jesus Christus lebt. Er erlöst von Schuld und Sünde. Christus hat den Tod überwunden.

 

Sr. Heidemarie Führer
Diakonissenmutterhaus Aidlingen
https://www.diakonissenmutterhaus-aidlingen.de 

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Geändert am: 05.02.2024

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