Warum hatte Jesus Christus nur Jünger und keine Frauen?

Kurze Antwort

Als Jesus Christus auf der Erde war, hatte er sowohl männliche als auch weibliche Nachfolger und Jünger. Jesus erlaubte den Frauen, gemeinsam mit den Männern zu lernen und zu dienen (Lukas 10,38-42; Lukas 8,3). Er ließ Frauen sogar die ersten Zeuginnen seiner leiblichen Auferstehung sein (Matthäus 28,1.9-10). Damit wertete er die gesellschaftliche Stellung der Frau deutlich auf.

Der Umgang von Jesus mit Frauen 

Zu seiner Lebzeit auf Erden hatte Jesus viele Nachfolger, sowohl Männer als auch Frauen. Die zwölf sogenannten Apostel waren tatsächlich Männer (Markus 3,13-19). Sie bekamen eine besondere Autorität und wurden später die Leiter der frühen Kirche. Aber darüber hinaus folgten Jesus auch viele Frauen. Ganz entgegen der zeitgenössischen Kultur erlaubte er ihnen, zusammen mit den Männern zu sitzen und von ihm zu lernen (Lukas 10,38-42). Lukas erzählt in seinem Evangelium, dass Jesus mit den zwölf Aposteln unterwegs war, um zu predigen. Und er erwähnt, dass auch Frauen dabei waren (Lukas 8,1-2). Jesus ging also ganz anders mit Frauen um, als es damals in seiner Kultur üblich war.

 

Der Umgang mit Frauen in der damaligen Welt 

In der jüdisch- und griechisch-römischen Welt des ersten Jahrhunderts n. Chr. wurden Frauen für gewöhnlich gering geschätzt. Der berühmte Philosoph Aristoteles hatte die weibliche Seele für mangelhaft erklärt. Jüdische Männer dankten Gott dafür, dass er sie nicht als Heiden, Sünder oder Frauen geschaffen hatte. Beim jüdischen Gottesdienst durften Frauen nur den äußeren Frauenhof des Tempels betreten. Sie durften also der im Tempel lokalisierten Gegenwart Gottes nicht so nahekommen wie die Männer.

 

Der größte Teil des Lebens einer Frau drehte sich in der jüdischen Kultur um ihr Zuhause. Es wäre für sie als unangemessen angesehen worden, aus diesen Grenzen auszubrechen. Der Wert von Gemeinschaft, Ehre und Schande war viel höher als heute im modernen westlichen Individualismus. Es gab klare Grenzen zwischen der Welt der Frauen und der Welt der Männer. Frauen hatten nicht viele Betätigungsmöglichkeiten, sei es in Bildung, Religion oder Beruf. Von ihnen wurde erwartet, dass sie sich ruhig verhielt. Und oft wurde sie als minderwertig angesehen. 

 

Bei Jesus sind alle gleichwertig 

Wie verhielt sich Jesus nun konkret den Frauen gegenüber? Einmal begegnete er einer samaritanischen Frau an einem Brunnen und verwickelte sie in ein Gespräch. Laut ihrer Aussage stand das ganz im Gegensatz zur damaligen Kultur (Johannes 4,6ff). Mehr noch: In dem Gespräch half er ihr, entscheidende Wahrheiten über Gott zu verstehen. Er forderte sie heraus, an ihn zu glauben. Als Resultat lief sie in ihre Stadt und erzählte den Einwohnern, dass wohl der Erlöser gekommen war

 

Einmal stellte sich Jesus auf die Seite einer Frau, die wegen Ehebruch verurteilt werden sollte. Das war zur damaligen Zeit ein Kapitalverbrechen, auf das die Todesstrafe stand (Johannes 8,1-11). Er konfrontierte ihre Ankläger mit ihrer eigenen Sünde und ermöglichte der Frau einen Neuanfang.  

 

An einer anderen Stelle lesen wir davon, dass Jesus in einem Dorf bei der Familie zweier Frauen einkehrte (Lukas 10,38-42). Martha war eifrig damit beschäftigt, viel zu dienen (Lukas 10,40), was man nach damaligem kulturellem Verständnis auch von ihr erwartete. Dagegen s ihre Schwester Maria nach Aussage des Textes Jesus zu Füßen und hörte ihm zu (Lukas 10,39). Dieser Ausdruck war die typische Beschreibung für den lernenden Jünger eines Rabbis. Demnach nahm Maria hier die Rolle eines Jüngers von Jesus ein und wurde dafür von Jesus nicht zurechtgewiesen.  

 

Normalerweise wäre es in der damaligen Zeit undenkbar gewesen, dass eine Frau zum Jünger eines Rabbis wird. Jesus sah das aber anders. Sogar ganz im Gegenteil: Als Martha zu Jesus kam und sich über Marias Verhalten beschwerte, wurde Maria von Jesus gelobt: „Aber der Herr antwortete: Martha, Martha! Du bist so besorgt und machst dir Gedanken um so vieles. Aber nur eines ist notwendig: Maria hat das Bessere gewählt, das wird ihr niemand mehr wegnehmen. (Lukas 10,41-42 

 

Maria hat verstanden, dass Jesus in erster Linie eine Beziehung zu uns Menschen möchte. Damit wird sie von ihm als Vorbild hingestellt.  

 

Wie wir sehen, hatte Jesus ein großes Herz für Frauen. Sie waren ihm wichtig. Er diente ihnen und lud sie ein, seine Jüngerinnen, also seine Nachfolgerinnen zu werden. Das bedeutet nicht nur, dass sie von ihm lernten. Sie durften auch aktiv am Dienst beteiligt sein. Lukas erzählt in seinem Evangelium, dass Jesus mit den zwölf Aposteln unterwegs war, um zu predigen, unterstützt von einigen Frauen: „Maria aus Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte, Johanna, die Frau von Chuza, einem Verwalter im Dienst des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.“ (Lukas 8,2-3) Jesus stellte sich damit dem Zeitgeist klar entgegen.  

 

Manche stellen sich die Frage, warum trotzdem keine Frauen unter den zwölf Aposteln war, die später die Leiter der frühen Kirche wurden. Eine Deutungsmöglichkeit ist, dass Jesus sich damit der Kultur anpasste. Es hätte die Menschen überfordern können, wenn er zusätzlich zu seinem offenen Umgang mit Frauen diese nun auch noch in Leitungspositionen eingesetzt hätte. Vielleicht hätte das zu abschreckend gewirkt. Die Frauen hatten zudem in der damaligen Kultur eine geringe Bildung und wären der Verantwortung möglicherweise nicht gewachsen gewesen.  

 

Andere Bibelausleger erklären die Führungsrolle der Männer in der Kirche mit der Schöpfungsordnung. Laut ihnen sollen die Männer die wohlwollende Leitung in Gemeinde und Familie übernehmen, da Adam, also der Mann, zuerst geschaffen wurde (1. Timotheus 2,12-13).  

 

Bereits in der frühen Kirche hat dieses Thema immer wieder zu Diskussionen geführt. Wichtig ist aber das, was Männer und Frauen eint, nämlich ihr gemeinsamer Glaube an Jesus Christus und die absolute Wertschätzung, mit der Jesus jeder und jedem Einzelnen begegnet.  

 

Die bedeutende Rolle von Frauen im Neuen Testament 

Auch an anderen Stellen im Neuen Testament tauchen Frauen als Hauptpersonen auf, in Situationen, in denen es zur damaligen Zeit eigentlich undenkbar gewesen wäre. So waren Frauen die ersten Zeugen der Auferstehung von Jesus (Matthäus 28,1.9-10). Dabei hätte man Frauen damals bei Gericht als Zeugen gar nicht zugelassen. Die Tatsache, dass sie als Erste den auferstandenen Jesus sahen, bestätigt nur die Glaubwürdigkeit der Auferstehung. Denn dies hätte sich niemand ausgedacht, der die Auferstehung von Jesus hätte beweisen wollen. Gleichzeitig sieht man, wie wichtig die Rolle der Frauen für die frühe Gemeinde war. Sie waren aktiv und gleichwertig mit dabei.  

 

Das biblische Buch der Apostelgeschichte beschreibt den weiteren Werdegang der christlichen Gemeinde. Auch hier tauchen Frauen immer wieder an Schlüsselstellen auf. So war es die Händlerin Lydia, die als erste Person auf dem europäischen Kontinent zum Glauben an Jesus fand (Apostelgeschichte 16,14). Lydia beherbergte daraufhin die neue christliche Gemeinde in Philippi in ihrem Haus (Apostelgeschichte 16,40). Auch arbeitete der Apostel Paulus später mit einem Ehepaar zusammen, bei dem die Frau häufig zuerst genannt wird: Priszilla und Aquila (Apostelgeschichte 18,18). Das Ehepaar wurde zu aktiven Mitarbeitern in der Missionstätigkeit von Paulus. Sie unterwiesen sogar den gelehrten Apollos genauer in der christlichen Lehre (Apostelgeschichte 18,24.26). Ebenfalls in den Briefen von Paulus wird deutlich, dass Frauen genauso wie Männer zu seinen Mitarbeitern gehörten und dass er sie sehr schätzte (z.B. Römer 16,1-16). 

 

Frauen dürfen also genauso zu Jesus kommen wie Männer. Sie sind genauso eingeladen, seine Jünger und Nachfolgerinnen zu werden. Jesus möchte, dass sie ihn kennenlernen. Das heißt: Jeder kann zu ihm kommen, egal welchen Alters, welcher Rasse oder welchen Geschlechts 

 

Es geht ganz einfach: Rede mit Jesus. Lies im Neuen Testament darüber, wer Jesus ist. Bitte ihn, dir zu helfen, ihn kennenzulernen. Hast du das schon einmal versucht? 

 

 

Marietta Jerkovic  

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Geändert am: 10.06.2024

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