Warum glauben Esoteriker auch an Jesus Christus?

Kurze Antwort

Esoteriker sind meist offen für viele religiöse Traditionen und integrieren bestimmte Elemente des christlichen Glaubens in ihr eigenes spirituelles Konzept. Manche verstehen Jesus als weisen Meister, als Guru oder als kosmische Energie. Auch wenn viele Esoteriker die großen Kirchen mit ihren Dogmen und Machtansprüchen ablehnen, faszinieren und überzeugen die Authentizität von Jesus und seine Vollmacht über die Energien des Kosmos Menschen, die auf der Suche nach echter Spiritualität sind.

Was ist die Esoterik? 

Die momentan in der westlichen Welt populären Formen von Spiritualität werden häufig als „Esoterik“ bezeichnet. Wörtlich meint „Esoterik“ eigentlich eine nach innen gerichtete Religiosität bzw. eine Geheimlehre. Hier geht man Realitäten nach, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Man beschäftigt sich mit den tieferen Zusammenhängen der Welt, die über einen platten Materialismus hinausgehen. Zumeist tritt Esoterik heute als individuelle Mischung von Glaubensvorstellungen und Praktiken verschiedener Religionen auf. Ein esoterisch orientierter Mensch kombiniert die Elemente unterschiedlicher Religionen, die ihm attraktiv und hilfreich erscheinen. Zumeist ist Esoterik auf die Optimierung der eigenen Spiritualität konzentriert oder auf einen unmittelbaren praktischen Nutzen für den Alltag. 

 

Die Bedeutung von Jesus in der Esoterik 

Vor diesem Hintergrund spielt natürlich auch Jesus eine wichtige Rolle, als bedeutende Person der Religionsgeschichte und als einer der wichtigsten spirituellen Lehrer der vergangenen 2.000 Jahre. Vielen imponiert die große Authentizität von Jesus. Oft gelobt werden auch seine Friedfertigkeit und seine Kritik an einer formalisierten, ritualisierten Religiosität. Immer wieder sind Menschen beeindruckt, wenn sie die Lebensgeschichte von Jesus lesen, beispielsweise wegen seinem Verzicht aufmateriellen Besitz und irdische Macht. Jesus hat sich vor allem auf Liebe, Wahrheit und geistliche Werte konzentriert. Dabei hat er sowohl die unterschiedlichen Menschen als auch die Natur geschätzt. Wie kaum ein anderer hat Jesus seine Zuhörer zur Brüderlichkeit, zur Selbsterkenntnis und zur Achtung von Körper, Seele und Geist aufgefordert.  

Swami Sivananda, einem der bekanntesten indischen Yoga-Meister, imponiert die einfache Herkunft von Jesus, ganz ohne Reichtum und Hochmut. In seinen Predigten und seinem Auftreten zeigte er vollkommene Selbstlosigkeit, Demut und Aufmerksamkeit für hilfsbedürftige Menschen. „Dazu kommen Einfachheit, Hingabe und das Verzichten auf jeden Wunsch nach weltlichem Wohlstand und den Stolz der Gelehrsamkeit.“ Nach Swami Sivananda erkannte Jesus die Nichtigkeit und Vergänglichkeit der materiellen Welt. Deshalb konzentrierte er sich auf eine geistliche Neugeburt des Menschen aus seinem Inneren heraus. Jesus war bereit, sich ganz zum Wohl und zur Rettung anderer Menschen hinzugeben. „In Jesus sehen wir vollkommene Heiligkeit, Güte, Freundlichkeit, Gnade, Sanftheit und Gerechtigkeit.“ Für den indischen Meister entspricht Jesus vollkommen dem Ideal eines vorbildlichen Yogis. Ist man an Yoga interessiert, dann sollte man sich auch mit Jesus beschäftigen und ihn als persönliches Vorbild nehmen, ist Swami Sivananda überzeugt, wie er in seinem Buch: „Göttliche Erkenntnis“ ausführt. 

 

Die Darstellung von Jesus in der Esoterik 

Zahlreiche esoterische Bestseller beschäftigen sich mit Jesus, seinem Leben und seiner Lehre. In seiner dreibändigen Buchreihe „Gespräche mit Gott“ will Neale Donald Walsch ausführlich mit Gott und mit Jesus gesprochen haben. In den Gesprächen geht es um die ewige Seele des Menschen, um Gut und Böse, um Vergebung und die positive Veränderung der Welt. Auch nach Walschs Auffassung eröffnet Jesus den Weg zu einem reflektierten und erfüllten Leben. Allerdings stimmt der von ihm beschriebene Jesus in wesentlichen Teilen nicht mit dem Jesus überein, den seine historischen Begleiter in den Evangelien beschreiben. Bei Walsch bestimmt jeder Mensch selbst, was als Sünde betrachtet werden kann und was nicht. Hier ist jeder Mensch selbst in der Lage, sich seine Schuld zu vergeben und sich allein durch seine Geisteskraft einen privaten, ewigen Himmel zu erschaffen. 

 

Die Darstellung von Jesus in den Evangelien 

Die authentisch von glaubwürdigen Zeugen überlieferten Aussagen Jesu deuten in eine andere Richtung. Demnach kann jeder Mensch bei ehrlichem Resümee seine eigene Fehlerhaftigkeit und Unzulänglichkeit einsehen. Gott aber kann er nicht in seinem Inneren, in irgendwelchen Ahnungen, sondern nur durch Jesus Christus finden. Von sich selbst sagt Jesus „Alles hat mir mein Vater übergeben. Niemand kennt den Sohn, nur der Vater. Und niemand kennt den Vater, nur der Sohn (Jesus) – und die Menschen, denen der Sohn den Vater zeigen will.“ (Matthäus 11,27) Wer an Jesus glaubt, wird innerlich verändert. Jesus spricht: „Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen! Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben. Oder er wird dem einen treu sein und den anderen verachten. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld dienen! Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben – was ihr essen oder trinken sollt, oder um euren Körper – was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr als Essen und Trinken? Und ist der Körper nicht mehr als Kleidung?“ (Matthäus 6,24-25) Noch schärfer formuliert Jesus das an einer anderen Stelle: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert? Was kann ein Mensch einsetzen, um sein Leben dafür einzutauschen?“ (Matthäus 16,26) Vollkommene Wahrheit und echtes Leben sind in der inneren Bindung an Jesus Christus zu erfahren, weil er alle diese Aspekte personifiziert. „Jesus antwortete: 'Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater (Gott) als mich.’” (Johannes 14,6) Wer sich ganz auf Jesus einlässt, der ist nie mehr allein und erfährt Trost selbst in den dunkelsten Lebensphasen. „Das habe ich euch gesagt, damit ihr bei mir Frieden findet. In der Welt habt ihr Angst. Aber fasst Mut, ich habe die Welt besiegt!” (Johannes 16,33)

 

Der Glaube an den biblischen Jesus 

Jesus verfolgt ähnliche Ziele, wie sie auch viele Esoteriker haben. Er kritisiert eine oberflächliche, materialistische Lebensweise und will zu einem tiefen geistlichen Bewusstsein führen. Jesus bietet eine ganzheitliche Integration von Körper, Seele und Geist an. Er hilft dabei, den eigenen Egoismus zu überwinden und sich für die Realität einer spirituellen Dimension zu öffnen. Wer sich für Esoterik interessiert, der muss sich allerdings entscheiden, wem er mehr vertraut: den Aussagen der Begleiter Jesu, die sie in den Evangelien festgehalten haben oder den fantasiereichen Entwürfen gegenwärtiger Bestseller-Autoren, die Jesus in ihrem eigenen Interesse umdeuten. Deren Jesus-Bild entspricht oftmals lediglich einem gut verkäuflichen Konzept postmoderner Spiritualität. Der historisch bezeugte Jesus hingegen fordert jeden Menschen heraus und konfrontiert auch Esoteriker mit teilweise unangenehmen, aber wahrhaftigen Erkenntnissen und Einsichten. 

 

Michael Kotsch   

Bibelschule Brake / Bibelbund   

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Geändert am: 03.02.2024

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