Alle, die Jesus nachfolgen, trafen in ihrem Leben die Entscheidung, die Berufung von Jesus anzunehmen und in seine Fußstapfen zu treten: „Dazu hat er euch nämlich berufen … Christus hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.“ (1. Petrus 2,21)
Warum folgen Menschen Jesus?
Menschen folgen Jesus bis heute vor allem aus folgenden Gründen:
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Er schenkt ihnen einen neuen Lebensstil. Weil Jesus sie liebt, können seine Nachfolger sich untereinander und ihre Mitmenschen lieben. Das ist eine barmherzige Alternative zu den Lebensstilen der meisten anderen Menschen. So ehren die Jesus-Nachfolger ihren Vater im Himmel in einer lieblosen, kalten Welt (Johannes 15,8-14 und Matthäus 5,14.16)
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Weil Jesus Mitarbeiter – „Erntehelfer“ – braucht. Also Menschen, die beharrlich und freudig seine gute Botschaft verkündigten. Egal, wo, egal, ob es gerade passt oder nicht, egal, ob sie ankommt oder nicht. Auf diese Weise werden bis heute Menschen gerettet aus den Fängen des Teufels, der nur Schlechtes für die Menschen will (Matthäus 9,37; vgl. Jesaja 6,8).
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Weil sie glauben, dass Jesus sie durch seinen Tod am Kreuz vor Gottes Zorn und dem unbestechlichen Gericht Gottes bewahrt (Johannes 5,24).
Was passierte Simon Petrus, als er Nachfolger Jesu wurde?
Simon Petrus war einer der ersten Jünger von Jesus. Zunächst gab es einen losen ersten Kontakt zwischen Jesus und Simon Petrus. Petrus’ Bruder Andreas hatte ihn geknüpft (Johannes 1,40-42).
Petrus war Chef eines kleinen Fischereibetriebs am See Genezareth in Galiläa. Am Sabbat, dem „Sonntag“ der Juden, hörte er Jesus in der Synagoge von Kapernaum predigen. Nicht nur Petrus, sondern alle „Zuhörer waren davon tief beeindruckt. Denn an seiner Lehre erkannten sie, dass Gott ihm die Vollmacht dazu gegeben hatte“ (Markus 1,22).
Einige Zeit später heilte Jesus die Schwiegermutter des Petrus von einer schweren fieberhaften Erkrankung. Beim gemeinsamen Essen, das die geheilte Frau zubereitete, lernte Petrus Jesus noch besser kennen (Lukas 4,38-39).
Eines Tages hielt sich Jesus wieder am See Genezareth auf. Bald umstanden ihn die Leute so dicht, dass er sich kaum noch rühren konnte. Die Menge wollte unbedingt das Wort Gottes hören. Jesus kämpfte sich zum Ufer durch, stieg in das Boot von Petrus und bat ihn, etwas vom Ufer wegzufahren. Er setzte sich auf die Ruderbank und predigte. Auch die Fischer, die währenddessen ihre Netze flickten, hörten zu.
Nach seiner Predigt sagte Jesus zu Simon: „Fahre hinaus in tieferes Wasser! Dort sollt ihr eure Netze zum Fang auswerfen.“ Vielleicht dachte Simon still bei sich: „Der Prediger bist du, Jesus. Der Fischer, der sein Handwerk versteht, bin ich!“ Aber laut sagte er: „Wir haben eine Nacht vergeblicher, harter Arbeit hinter uns. Heimgekommen sind wir ohne einen einzigen Fisch. Nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.“
Gesagt, getan. Kaum waren die Netze im Wasser, bekam das Boot eine gefährliche Schlagseite. Petrus musste das andere Boot mit Johannes und Jakobus samt ihren Gesellen zur Hilfe rufen. Beide Boote wurden mit Fischen voll bis zum Rand. Gemeinsam brachten sie den Jahrhundertfang an Land.
Vermutlich liefen die Frauen schnell nach Hause, banden sich die Schürze um und die Haare hoch, schnappten sich ihr schärfstes Messer, rannten zum Strand zurück und bearbeiteten die Fische, damit sie auf dem Markt verkauft werden können. Sie konnten es kaum fassen, aber die Körbe füllten sich tatsächlich mit den besten Fischen.
Dagegen wares bei den Fischern merkwürdig still. Es erklangen keine fröhlichen Fischerchöre. Dabei war doch ein überwältigendes Wunder geschehen. Jesus ging auf einen sichtlich erschütterten und geschockten Petrus zu, der in seinem Boot geblieben war.
Eine Frage stand im Raum: „Erkennst du nicht, dass dich Gottes Güte dazu bewegen will, dein Leben zu ändern?“ (Römer 2,4)
Petrus fiel vor Jesus auf die Knie und sagte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist!“ Dies sagte Petrus nicht, weil er vielleicht seinen Lehrling wegen eines Fehlers am Abend zuvor angeschrien hatte. Er sagte es, weil er fühlte, dass er vor Gott stand. Wie ein Blitz, der eine dunkle Landschaft erhellt, war diese Erkenntnis über seine durch und durch sündige Persönlichkeit in ihn hineingefahren. Ihm war klar: Dieser Jesus und ich – wir passen niemals zusammen.
Doch Jesus sagte zu Simon Petrus das himmlisch tröstliche Wort: „Fürchte dich nicht! Hab keine Angst! Ab sofort gehörst du zu meiner Crew. Du wirst mit mir Menschen auffischen aus dem Meer der Gottesferne, in dem sie sonst ewig untergehen. Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“
„Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm.“
Die ganze Geschichte steht in Lukas 5,1-11.
Zurück blieben die Eltern, der Betrieb, je nachdem Frauen und Kinder, Verwandte, Freunde und Bekannte, das ganze Dorf. Manche werden den Kopf geschüttelt haben über so ein radikales Verhalten, manche werden bis zur Erschöpfung diskutiert und sich gefragt haben: „Was ist denn in die gefahren?!“ Und manche wussten ganz genau: „Man kann’s auch übertreiben mit der Frömmigkeit!“ – Übrigens reagieren Menschen bis heute ganz ähnlich, wenn andere sich entscheiden, Jesus von ganzem Herzen nachzufolgen.
Wie ruft Jesus heute in die Nachfolge?
Auch am Krankenbett kann in einem seelsorgerlichen Gespräch das entscheidende Wort aus der Bibel „zünden“ – und jemand ändert daraufhin sein Leben.
Es kann durch einen Choral aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach oder durch ein Gemälde geschehen. Jemand steht z. B. mit anderen in der Eremitage in St. Petersburg vor dem riesigen Ölgemälde von Rembrandt: „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“. Einer liest dazu den Text aus Lukas 15,11-24 – und weiß genau: Der verlorene Sohn bin ich. Ich muss umkehren von allem, was bisher meinen Lebensstil geprägt hat.
Es kann bei der Konfirmation „passieren“, dass das Bibelwort, das der Pastor dem jungen Menschen zuspricht, zum Beginn einer konsequenten Jesus-Nachfolge wird.
Jesus hat viele Möglichkeiten, einem Menschen zu begegnen und ihn zu „treffen“. Entscheidend ist, ob wir auf den Ruf eingehen und Jesus fortan unser Leben bestimmen darf.
Warum folgen nicht alle Menschen Jesus nach?
Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder mit Gott zu versöhnen. Und wenn das geschieht, freut sich Gott im Himmel (Lukas 15,7).
Grundsätzlich wäre es logisch, dass alle Menschen froh beginnen, Jesus nachzufolgen. Dann machen sie es wie der verlorene Sohn aus der Geschichte, die Jesus einmal erzählt hat: Sie kommen heim zum Vater, um mit ihm zu feiern (Lukas 15,7.20-24).
Leider gibt es einen dunklen Widerstand in uns, der gern auf einen Zweifel-Säer hört. „Hat Gott wirklich gesagt ...?“ (1. Mose 3,1.5)
Der Teufel ist der Widersacher Gottes. Er geht umher wie ein beutehungriger Löwe und will sich die Menschen greifen, um ihnen ewig tödliche Wunden zu beizubringen (1. Petrus 5,8).
Deshalb ist die Menschheit gespalten. Eine kleinere Gruppe folgt dem Ruf des Wortes Gottes und wählt mit Jesus das ewige Leben. Aber die Mehrheit geht ihren eigenen Weg ohne Gott – und verbringt dann auch die Ewigkeit fern von Gott. Das sind keine guten Aussichten. Dazu hat Jesus eine Geschichte erzählt: Lies nach in Lukas 16,19-31; vgl. Offenbarung 20,11-15.
Doch der Ruf von Jesus gilt immer noch allen Menschen: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken. … Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann werden eure Seelen Ruhe finden“ (Matthäus 11,28-30; lies dazu ergänzend 1. Timotheus 2,4-7).
Was „bringt“ die Nachfolge?
Petrus fragte Jesus: „Wir haben alles zurückgelassen und sind dir gefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“ Jesus antwortete u. a.:
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„Jeder, der etwas zurückgelassen hat – Haus, Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Felder –, um zu mir zu gehören, wird es hundertfach neu bekommen“ (wenn möglich bitte den ganzen Abschnitt lesen: Matthäus 19,27-29).
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Jesus beschützt seine Leute vor den Angriffen Satans, des ständigen Durcheinander-bringers und Lügners von Anfang an (Lukas 22,31-32; Johannes 8,43-44).
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Jesus schenkt denen, die ihm treu nachfolgen, ewiges Leben (Johannes 3,16).
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Nichts und niemand kann sie aus seiner Hand reißen (Johannes 10,27-30; vgl. Römer 8,35-39)
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Jünger von Jesus können vertrauensvoll und aufrichtig zu ihrem himmlischen Vater beten (Matthäus 6,5-13).
All dies – und noch viel mehr! – schenkt Jesus Christus denen, die ihm treu nachfolgen: Frauen und Männern, Kindern und Greisen, Kranken und Gesunden, Reichen und Armen.
Sr. Heidemarie Führer
Diakonissenmutterhaus Aidlingen