Jesus Christus starb an einem Freitag vor dem Passafest um ca. 15 Uhr, vermutlich am 7. April im Jahre 30 oder am 3. April im Jahre 33. Dieses Datum lässt sich errechnen, weil die vier Evangelien der Bibel berichten, dass Jesus an einem Freitag starb (Markus 15,42) und dass er etwas über dreißig Jahre alt war (Lukas 3,23). Gerade im Jahre 30 und 33 fiel der Tag vor dem Passafest auf einen Freitag. Deshalb sind diese beiden Daten die wahrscheinlichsten Termine für den Tod von Jesus.
Die Datierung des Lebens von Jesus
Um zu beantworten, wann genau Jesus Christus starb, müssen wir zurückrechnen. Denn weder die Bibel noch andere antike Quellen geben uns ein genaues Datum seines Todestages an. Doch wir können eine recht gute Datierung vornehmen. Dazu müssen wir die zeitlichen Hinweise wahrnehmen, die in den Evangelien über das Leben und die Hinrichtung von Jesus gemacht werden, und diese mit unserem heutigen Wissen kombinieren.
Wenn wir das Todesdatum von Jesus bestimmen wollen, müssen wir zuerst nach seinem Geburtsdatum fragen. Dieses Thema allein könnte ausführlich diskutiert werden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Jesus im Jahre 4 vor unserer Zeitrechnung geboren wurde. Damals regierte Herodes der Große noch in Judäa (die Gegend um Jerusalem; vgl. Matthäus 2,1). Weiter lesen wir in Lukas 3,1, dass Jesus „im 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius“ anfing, durch Israel zu ziehen und die Menschen zu lehren. Dieser Tiberius regierte von 14–37 n. Chr. Also handelt es sich bei seinem fünfzehnten Regierungsjahr um das Jahr 28/29. Das stimmt mit der Aussage aus Lukas 3,23 überein, dass Jesus zu Beginn seines öffentlichen Wirkens „etwa 30 Jahre alt“ war. Und ebenso mit der Datierung aus Johannes 2,19, wonach der Tempel zu dieser Zeit etwa 46 Jahre alt war. Denn Herodes der Große hatte um das Jahr 20 vor unserer Zeitrechnung begonnen, den Tempel in Jerusalem wieder neu aufbauen zu lassen. Von diesem Punkt aus können wir nun weitergehen. Das Johannesevangelium berichtet, dass Jesus mindestens dreimal an dem jährlich stattfindenden Passafest teilnahm (vgl. Johannes 2,13; Johannes 6,4; Johannes 12,1). Wenn Jesus also um 28/29 begann, in der Öffentlichkeit aufzutreten, und das für ungefähr drei Jahre tat, dann kommen wir für sein Todesdatum in die frühen 30er Jahre.
Die Datierung des Sterbens von Jesus
Die Ereignisse um die Kreuzigung von Jesus werden in allen vier Evangelien sehr ausführlich geschildert. Wir wissen, dass Jesus einige Tage zuvor nach Jerusalem kam (vgl. Markus 11,11). Dort wurde er von Judas, einem seiner Jünger, an die religiösen Führer des Volkes verraten (vgl. Markus 14,43-45). Diese verhörten ihn und brachten ihn zu Pontius Pilatus, dem Statthalter der Provinz Judäa von 26–36. Der verurteilte Jesus zum Tod am Kreuz (vgl. Markus 15,15). So berichten es auch der jüdische Geschichtsschreiber Josephus und der römische Historiker Tacitus. Auch diese Daten sprechen also dafür, den Tod von Jesus in die frühen 30er Jahre zu datieren. Auf dem Hügel Golgota (vgl. Markus 15,22), der damals direkt außerhalb der Stadtmauer Jerusalems lag, wurde Jesus schließlich von römischen Soldaten an ein Kreuz genagelt und so umgebracht (vgl. Markus 15,37).
Der Todestag
Aber wann genau starb Jesus nun? Ohne Zweifel steht fest, dass der Wochentag ein Freitag war. Denn alle vier Evangelien erwähnen den „Rüsttag“, den Tag vor dem Sabbat, als Datum der Kreuzigung (vgl. Matthäus 27,62; Markus 15,42; Lukas 23,54; Johannes 19,31). Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob Jesus am Tag des Passafestes selbst oder einen Tag davor gekreuzigt wurde. Am Passafest gedachten die Juden an ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten (vgl. 2. Mose 12,25-27). Es wurde vom 14.-21. des jüdischen Monats Nisan (März/April) gefeiert. Am 14. Nisan wurden dabei die Passalämmer geschlachtet. Dadurch sollten die Sünden der Hausgemeinschaft vor Gott gesühnt werden. Nach dem Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium feierte Jesus vermutlich am Tag vor seiner Kreuzigung – vielleicht aber auch früher – mit seinen Jüngern das Passamahl (vgl. Matthäus 26,17; Markus 14,12; Lukas 22,7f). Dann wäre er am 15. Nisan gestorben. Das Johannesevangelium erweckt allerdings den Eindruck, dass Jesus am 14. Nisan gekreuzigt wurde (vgl. Johannes 19,14). Das Ganze wird verkompliziert durch die Tatsache, dass zur Zeit von Jesus möglicherweise zwei verschiedene Kalender im Umlauf waren – ein Sonnen- und ein Mondkalender. Deshalb könnte der Freitag vor dem Passafest sowohl als 14. als auch als 15. Nisan angesehen werden.
In jedem Fall war es aber ein Freitag Anfang April. Durch astronomische Berechnungen ist heute bekannt, dass in diesem Zeitraum nur in den Jahren 30 und 33 der erste Tag des Passafestes auf einen Sabbat und somit der Tag davor auf einen Freitag fiel. Diese beiden Daten sind der 7. April 30 und der 3. April 33. Auch der Theologe und Schriftsteller Clemens von Alexandria nannte bereits im Jahre 200 den 7. April als Todestag von Jesus. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Jesus Christus an einem dieser beiden Termine in Jerusalem gekreuzigt wurde.
Der Todeszeitpunkt
Auch der Moment, in dem Jesus starb, wird in der Bibel beschrieben. Die ersten drei Evangelien erwähnen die „neunte Stunde“ als Todeszeitpunkt (vgl. Matthäus 27,46-50; Markus 15,37; Lukas 23,44-46). Weil der Tag damals in 12 Stunden eingeteilt wurde, entspricht die neunte Stunde nach Sonnenaufgang ungefähr unserem 15:00 Uhr. Das ist auch die Zeit, zu der am 14. Nisan die Passalämmer geschlachtet wurden. Also starb der Mann am Kreuz, der sein Leben lang makellos gelebt hatte, genau in dem Moment, als zahlreiche jüdische Familien ein makelloses Lamm opferten, um Vergebung für ihre Übertretungen gegenüber Gottes Gebot zu erbitten. Petrus schrieb wenige Jahre später über ihn: „Christus hat einmal für die Sünden gelitten: Der Gerechte litt für die Ungerechten. So sollte er euch zu Gott führen.“ (1. Petrus 3,18)
Die Bedeutung des Todes von Jesus
Christen glauben, dass Jesus kein politischer Revolutionär oder bloßer Prophet war, der durch seinen Tod mit seinen Zielen scheiterte. Stattdessen glauben sie, dass es von Anfang an die Absicht und das Ziel von Jesus war, am Kreuz zu sterben. In Markus 15,38 wird berichtet: In dem Moment, in dem Jesus starb, „zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Teile“. Dieser Vorhang versperrte den Blick in das Allerheiligste des Tempels. Dort war nach jüdischem Verständnis Gott selbst präsent (vgl. 2. Mose 26,31-33). Normalerweise durfte dieser Raum nur einmal im Jahr vom Hohenpriester betreten werden (vgl. 3. Mose 16,17). Doch nun konnten alle Menschen ungehindert hineinsehen. Als Jesus im April der frühen 30er Jahre an einem Kreuz in Jerusalem starb, machte er damit den Weg zu Gott für alle Menschen frei. Wie ein Opferlamm wurde er für die Fehler jedes Einzelnen vor Gott geopfert. Durch seinen Tod hat bis heute jeder Mensch die Möglichkeit, sozusagen in das Allerheiligste des Tempels hineinzugehen, also mit Gott in Beziehung zu treten. „Denn er hat Frieden gestiftet durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat. Ja, durch ihn wurde alles versöhnt – auf der Erde wie im Himmel.“ (Kolosser 1,20)
Joschua Schmidt
Internationale Hochschule Liebenzell (IHL)