Ist „Näher mein Gott zu dir“ ein Kirchenlied?

Kurze Antwort

„Näher, mein Gott, zu dir“ ist ein Kirchenlied. Christen singen es oft, um daran erinnert zu werden, dass Gott immer bei ihnen ist, besonders in schweren Zeiten. Es spricht davon, dass man durch Herausforderungen und Probleme Gott näherkommen kann. Das Lied gibt Trost und Hoffnung, weil es daran erinnert, dass uns nichts von Gottes Liebe trennen kann.

Ja, „Näher, mein Gott, zu dir“ ist ein Kirchenlied, genauer gesagt: ein Choral. Die englische Dichterin Sarah Flower Adams verfasste 1841 den Text, ursprünglich als Gedicht mit dem Namen „Nearer, My God, to Thee“. Es wurde mit unterschiedlichen Melodien vertont. Heute wird das Lied häufig bei Begräbnissen gesungen oder gespielt.  

 

Die deutsche Nachdichtung stammt von Erhardt Friedrich Wunderlich (1875). Das Lied ist heute in vielen Gesangbüchern der christlichen Kirchen enthalten. 

  

Inhalt des Liedes 

Die Dichterin wurde von der biblischen Geschichte von Jakobs Traum und der Himmelsleiter inspiriert (1. Mose 28,10-22). Auf der Flucht vor seinem Bruder Esau träumte Jakob von einer Leiter, die bis zum Himmel reichte. Auf dieser Leiter stiegen Engel auf und ab und Gott selbst versprach Jakob Schutz und Segen. Dieser Traum stärkte und ermutigte Jakob; deshalb nannte er den Ort Bet-El (Haus Gottes). 

  

In der ersten Strophe beschreibt die Dichterin den Wunsch, gerade in Herausforderungen und Ängsten Gott näherzukommen. In den weiteren Strophen greift sie einzelne Aspekte der Jakobs-Geschichte auf und verbindet sie mit dem Wunsch, Gott ebenso nah zu sein. Die letzte Strophe drückt aus, dass die Dichterin darauf vertraut, nach ihrem Tod für immer bei Gott zu sein. 

  

Geschichte des Liedes 

Schon von Zeitgenossen wurde das Lied als etwas „krampfhaft“ und „frömmelnd“ belächelt. Dennoch zählt es heute vor allem in der englischsprachigen Welt zu den bekanntesten Kirchenliedern und tröstet Menschen in vielen Situationen. 

  

Besonders berühmt wurde „Näher, mein Gott zu dir“ und seine bekannteste Melodie namens „Bethany“ mit dem Untergang der Titanic: Als Lieblingsstück des Dirigenten soll es als letztes Lied gespielt worden sein, während das Schiff sank. Etliche Verfilmungen des Unglücks haben diese Darstellung aufgegriffen.  

  

Bedeutung für die persönliche Glaubensbeziehung 

Für viele Christen hat dieses Lied eine tiefe und emotionale Bedeutung. Es erinnert sie daran, dass Gott immer bei uns ist und dass nichts und niemand uns von ihm und seiner Liebe trennen kann. Das drückt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer mit folgenden Worten aus: „Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen – nicht der Tod und auch nicht das Leben, keine Engel und keine weltlichen Mächte, nichts Gegenwärtiges und nichts Zukünftiges und auch keine andere gottfeindliche Kraft. Nichts Über- oder Unterirdisches und auch nicht irgendetwas anderes, das Gott geschaffen hat – nichts von alledem kann uns von der Liebe Gottes trennen. In Christus Jesus, unserem Herrn, hat Gott uns diese Liebe geschenkt.“ (Römer 8,38-39) 

  

Und er erklärt auch, warum das so ist: „Wenn Gott für uns ist, wer kann sich dann noch gegen uns stellen? Er hat ja seinen eigenen Sohn nicht verschont. Vielmehr hat er ihn für uns alle in den Tod gegeben. Wenn er uns aber seinen Sohn geschenkt hat, wird er uns dann nicht auch alles andere schenken?“ (Römer 8,31-32). 

  

Gott liebt uns so sehr, dass er sogar seinen eigenen Sohn, Jesus, für uns in den Tod gegeben hat. Durch Jesus können wir Gott jederzeit nahekommen. Nichts kann uns mehr von seiner Liebe trennen. Daran erinnert uns dieses Lied, vor allem in schweren und traurigen Zeiten. 

 

 

Rahel Dyck
Freie evangelische Gemeinde Bonn (https://www.fegbonn.de/)

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Geändert am: 13.05.2025

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