Im Neuen Testament berichten die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, dass Jesus Christus Jude war. Dies tun sie direkt, indem sie Jesus Christus aufgrund seines Stammbaums als Juden darstellen (vgl. Matthäus 1,1-17). Sie tun es auch indirekt, indem sie berichten, dass Jesus Christus als Jude gelebt hat (vgl. Lukas 4,16).
Betrachten wir die Thematik genauer in mehreren Schritten. Zuerst betrachten wir die damaligen Voraussetzungen und Erwartungen an einen echten Juden. Dann prüfen wir, inwiefern diese auf Jesus von Nazareth zutreffen.
Damalige Erwartungen an einen Juden
Wir müssen zuerst klären, wen man als Juden bezeichnen kann. Laut der Bibel hat Jude sein einen religiösen Aspekt und einen ethnischen Aspekt.
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Der religiöse Aspekt
Aus Apostelgeschichte 2,5-11 kann man schlussfolgern, dass Juden zur Zeit Jesu vor allem ein Merkmal hatten: Sie waren gottesfürchtig und lebten nach den Geboten des Alten Testamentes. Dazu gehörte, dass jeder Junge am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten wurde (vgl. 1.Mose 17,12). So auch Jesus (Lukas 2,21). -
Der ethnische Aspekt
In Apostelgeschichte 2,11 wird zwischen Juden und Proselyten unterschieden. Ein Proselyt war jemand, der ursprünglich aus einem anderen Volk stammte und einer anderen Religion angehörte, sich aber zum Judentum bekehrt hatte. Es gibt also solche Juden, die von ihrer Herkunftsfamilie her bereits Juden waren, und solche, die sich dem jüdischen Glauben angeschlossen haben.
Die Herkunft von Jesus zeigt: Er war Jude
Der Stammbaum von Jesus
Matthäus und Lukas berichten über die Herkunft von Jesus (Matthäus 1,1-17 und Lukas 3,23-38). Die beiden Stammbäume unterscheiden sich zwar. Dennoch zeigen sie deutlich, dass Jesus Jude war. Denn beide Stammbäume nennen Abraham als Vorfahren von Jesus.
Maria und Josef waren Juden
Auch die Eltern von Jesus sahen sich selbst als Juden an. Das erkennt man daran, dass sie sich dem alttestamentlichen Bund verpflichtet fühlten. So ließen sie Jesus Christus am achten Tag nach der Geburt beschneiden (Lukas 2,21). Nach der Geburt kam für Maria die Zeit der Reinigung (Lukas 2,22). Nach dieser Zeit gingen die Eltern mit Jesus nach Jerusalem. Dort weihten sie Jesus Gott und brachten die nach dem alttestamentlichen Gesetz vorgeschriebenen Opfer dar (Lukas 2,23-24, siehe dazu 3.Mose 12,1-8).
Der Geburtsort
Israel ist die Heimat des jüdischen Volkes. Die Evangelisten berichten, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde. Bethlehem ist eine kleine Stadt im Land Israel (Matthäus 2,1). Auch der Besuch der Sterndeuter (Matthäus 2,1-18) und der Besuch der Hirten (Lukas 2,8-29) in Bethlehem zeigen, dass Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde. Somit ist es wahrscheinlich, dass Jesus Christus aufgrund seiner Herkunft ein Jude war.
Das Leben von Jesus zeigt: Er war Jude
Er nahm an den jüdischen Festen teil
Als Jude nahm Jesus Christus an den jüdischen Festen teil, wie es sich für einen Juden gehörte. Bereits als Junge besuchte er mit seinen Eltern das Passahfest in Jerusalem. In der Zeit seines öffentlichen Dienstes besuchte er die Feste der Juden in Jerusalem (Johannes 5,1; 7,10; 10,22-23). Laut Lukas 4,16 hatte Jesus am Anfang seines öffentlichen Wirkens die Gewohnheit, in die Synagoge zu gehen. Das heißt, er lebte wie jeder andere jüdische Mann. Er besuchte die Synagoge und die größeren jüdischen Feste. All das zeigt, dass Jesus Christus Jude war.
Er studierte und lehrte das Gesetz
Bereits als Zwölfjähriger saß Jesus bei den Gelehrten und studierte die Gebote Gottes (Lukas 2,41-47). In der Zeit seines öffentlichen Wirkens predigte und lehrte er (Markus 14,49). Er führte verschiedene Streitgespräche mit den Gelehrten der damaligen Zeit. Das beweist, dass er sich im jüdischen Gesetz gut auskannte (z. B. Matthäus 22,23-46). Jesus wurde von seinen Jüngern Rabbi genannt (Markus 11,21). Das war ein typischer Titel für jüdische Lehrer (vgl. Johannes 1,38).
Er wurde als Jude wahrgenommen
Die Berichte des Neuen Testaments stellen nicht infrage, dass Jesus Jude war. Es gibt zwar verschiedene Streitpunkte zwischen den jüdischen Schriftgelehrten und Jesus. Aber an keiner Stelle wird er als Heide, also jemand, der kein Jude war, bezeichnet. Als Jesus der samaritanischen Frau am Brunnen begegnet, bittet er sie um Wasser. Ihre Reaktion zeigt, dass Jesus als Jude wahrgenommen wurde. Denn sie sagt: „Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?“ (Johannes 4,9). Jesus wird also in den Berichten des Neuen Testaments als Jude dargestellt (vgl. Johannes 18,35).
Abschließend halten wir fest, dass wir anhand der Berichte des Neuen Testaments erkennen können, dass Jesus Jude war. Das wird an keiner Stelle des Neuen Testamentes infrage gestellt.
Andreas Hirschi
Pastor FeG Mademühlen