Gibt es eine Biografie über Jesus Christus?

Kurze Antwort

Die vier Evangelien des Neuen Testaments sind die Hauptquellen für Informationen über Jesus Christus. Sie erzählen von der Geburt und Taufe von Jesus, von seinen Wundern und seiner Lehre. Vor allem berichten sie aber über das Sterben von Jesus. Es war das zentrale Ereignis im Leben von Jesus und für den christlichen Glauben (vgl. Johannes 20,30-31).

Die Evangelien als antike Biografien 

Im Neuen Testament finden wir vier Evangelien, also Berichte über das Leben von Jesus. Sie erzählen in unterschiedlicher Länge, mit unterschiedlichen Schwerpunkten und zu unterschiedlichen Zwecken von dem Leben und der Lehre von Jesus aus Nazareth. Insbesondere die drei ersten Evangelien, nämlich Matthäus, Markus und Lukas, stimmen in vielen Punkten überein. Sie lassen sich gut parallel lesen. Deswegen werden sie auch manchmal als „synoptische Evangelien“ (synist das griechische Wort für gemeinsam, zusammen; opsis bedeutet Schau, Sicht) bezeichnet. Sie folgen im Groben folgendem Schema: Taufe von Jesus – Dienst von Jesus in Galiläa – Dienst von Jesus in Jerusalem – Tod am Kreuz auf Golgatha. Diesem Schema folgen später auch die Apostel, wenn sie vom Leben von Jesus berichten (vgl. Apostelgeschichte 10,38-43).

Insbesondere Lukas versteht sein Evangelium als Bericht über JesusEr hat ihn sorgsam durch viele Augenzeugen und andere Berichte geprüft und stellt so ein umfassendes Bild von Jesus dar (Lukas 1,1-4). Es ist ihm besonders wichtig, dass sein Evangelium auf historischen Tatsachen über Jesus von Nazareth beruht und nicht einfach die Fantasie eines religiösen Denkers ist. Sein Vorwort zu Beginn seines Evangeliums ist daher so aufgebaut, wie man auch andere historische Berichte und Lebensbilder in der Antike eingeleitet hat, etwa die wichtiger Politiker und Herrscher. Das Lukasevangelium ist ein guter Einstieg, wenn man sich für das Leben von Jesus interessiert. 

Das Johannesevangelium dagegen vermengt theologische Botschaften, lange Reden von Jesus und seine Wunder mit einer Nacherzählung seiner Tätigkeit. Um es richtig zu verstehen, muss man zumindest eines der drei ersten Evangelien kennen. Zwar bezieht sich der Evangelist Johannes auf viele Orte und Zeiten in Israel. Doch ist es sein vordringlichstes Anliegen, durch sein Evangelium zum Glauben an Jesus einzuladen (Johannes 20,30-31). Deshalb nennt er die Wunder von Jesus auch Zeichen, weil sie die wahre Identität von Jesus als Sohn Gottes zeigen (vgl. Johannes 2,11.23; Johannes 3,2; Johannes 4,48.54; Johannes 6,2 usw.). Hier kann man ins Johannesevangelium einsteigen.

 

Die Evangelien sind keine modernen Biografien 

Trotzdem sind die Evangelien des Neuen Testaments keine klassischen Biografien im heutigen Sinne. Sie sind keine kritischen Lebensbilder über Jesus aus der Feder seiner Gegner, sondern stammen von seinen Schülern. Jeder Autor eines neutestamentlichen Evangeliums möchte die Botschaft von Jesus weitertragen und sieht sich selbst als dessen Nachfolger. Deshalb müssen die Evangelien aber nicht weniger historisch zuverlässig sein. 

Genau wie heute wurden schon in der Antike in Lebensbildern wichtige Episoden erzählt, andere gekürzt dargestellt und manches weggelassen. Eindeutig sind die Evangelien auf das Geschehen am Kreuz von Golgatha ausgerichtet. Der Tod am Kreuz war das zentrale Ereignis im Leben von Jesus. Alle vier Evangelien betonen: Jesus war der verheißene Retter, der die Hoffnung für alle Menschen ist (Markus 10,45; Lukas 2,11; Johannes 1,17 ). Um diese Botschaft weiterzutragen, wurden die Evangelien geschrieben. Sie sind unsere erste und wichtigste Quelle über das Leben und Sterben von Jesus und seine Bedeutung für uns heute. 

 

Magnus Rabel

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Geändert am: 05.02.2024

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