Wie war Jesus Christus?

Kurze Antwort

Jesus war ein Mensch wie du und ich. Doch er war ohne Sünde, denn er war Gottes Sohn. Beides verkörperte er in seiner Person während seiner irdischen historischen Existenz: „Er, das Wort, wurde ein Mensch. Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, die ihm der Vater gegeben hat – ihm, seinem einzigen Sohn.“ (Johannes 1,14)

Das fehlende Passbild 

Wenn Archäologen einen Personalausweis von Jesus irgendwo in Nazaret in einem luftdicht abgeschlossenen Tonkrug finden würden, könnten sie möglicherweise folgende Angaben mühsam entziffern:  

  

Vater: Gott im Himmel 

Stiefvater: Josef, aus dem Stamm Davids (für Interessierte: eine ausführliche und beeindruckende Abstammungsurkundefindet sich dazu in Matthäus 1,1-17) 

Mutter – Maria, hebräisch Mirjam, aus priesterlichem Geschlecht  

  

Aber ein Passbild, das uns seine Gesichtszüge, seine Körpergröße, seine Augen- und Haarfarbe verraten hätte, würden sie vergeblich suchen. Glücklicherweise haben wir die Aussagen von Augen- und Ohrenzeugen, die wir im Neuen Testament finden. Beispielsweise schrieb der Zeitzeuge Johannes an eine Gemeinde:  

  

„Was von Anfang an gegeben war,  

war das Wort,  

das Leben bringt. 

Wir haben es gehört. 

 Wir haben es mit eigenen Augen gesehen.  

Wir haben es angeschaut  

und mit eigenen Händen berührt.  

Ja, das Leben selbst ist sichtbar geworden, 

 und wir haben es gesehen.  

Wir bezeugen es und verkünden es euch:  

das ewige Leben, das beim Vater war  

und für uns sichtbar wurde. 

(1. Johannesbrief 1,1-2)

  

Wie war Jesus?  

Jesus war in seiner Person immer beides: Mensch und Gottessohn. In den entsprechenden Hinweisen im Neuen Testament – dem zweitenTeilder Bibel – werden diese Eigenschaften in verschiedener Weise beschrieben. Dazu einige Beispiele: 

 

Der Zwölfjährige in seinem Vaterhaus 

Gern wüssten wir mehr über die Entwicklung von Jesus in seiner Kindheit und Jugend. Nach den Geschichten seiner Geburt herrscht Schweigen bis zu seinem öffentlichen Auftreten. Nur Lukas erzählt eine Episode vom zwölfjährigen Jesus, die es in sich hat (Lukas 2,1-52):    

 

Alle Schüler, jetzt besonders aufgepasst! Auch Jesus musste schreiben und lesen lernen. Der Unterricht fand in der Synagoge in Nazaret statt. Gelernt wurde mit den Büchern des Alten Testaments – und das war eine Menge. Auch Prüfungen musste er ablegen. Am Ende wurde ihm die Religionsmündigkeit bestätigt durch die Aufnahme in die Gemeinde als Bar-Mitzwa (Sohn des Gebots) – zum ersten Mal durfte er den Gebetsmantel in der Synagoge anlegen und aus der Tora vorlesen. Da war Jesus 12 Jahre alt.  

 

Mit seinen Eltern besuchte er in Jerusalem ein hohes Fest, das Passa-Fest. Es erinnert das Volk Israel an den Auszug aus Ägypten, wo sie 430 Jahre lang Sklaven gewesen waren. Gott selbst hatte die jährliche Erinnerung angeordnet: „Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag halten. Feiert ihn als Fest für den Herrn, als Brauch für immer, von Generation zu Generation.“ (2. Mose 12,14)   

 

Der Weg von Nazaret nach Jerusalem war lang und gefährlich, denn Räuber überfielen die Reisenden oft. Deshalb schlossen sich die Pilger zu Gruppen zusammen. Als Josef und Maria nach dem Fest wieder zurück nach Galiläa wanderten, war Jesus nicht bei ihnen. Sie dachten, er wäre bei der Gruppe ihrer Verwandten. Doch am Abend fanden sie ihn nirgends. Sie kehrten in großer Sorge um und suchten ihn in Jerusalem. Das war schwierig, die Stadt war völlig überfüllt.  

 

Endlich fanden sie ihn im Tempel. Er saß bei einer Gruppe von Schriftlehrern, „hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. Maria, die schon das Schlimmste befürchtet hatte, fragte Jesus: „Kind, warum hast du uns das angetan? Dein Vater und ich haben dich verzweifelt gesucht.“  

 

Er antwortete: „Wieso habt ihr mich gesucht? Habt ihr nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Diese Notiz ist das erste wörtliche Zitat von Jesus, das Lukas bringt. Jesus stellte dem irdischen (Stief-)Vater Josef seinen eigentlichen himmlischen Vater gegenüber. Deshalb ist diese Bibelstelle so wichtig. Der Vater im Himmel war sein Vater, der an erster Stelle und über allem steht – der Gottessohn hat Maria geantwortet, könnten wir sagen.   

 

Danach ging Jesus ohne Weiteres mit seinen Eltern zurück „und war ihnen gehorsam“ – als irdischer Sohn erfüllte er das 4. Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen.“ (2. Mose 20,12; vgl. dazu Johannes 19,26-27) 

 

Wir könnten das ganze Neue Testament durchgehen und würden immer wieder auf diese geheimnisvolle Kombination – wahrer Mensch und wahrer Gott – stoßen. Greifen wir noch einige Beispiele heraus:  

 

Jesus war sehr hungrig 

Jesus war etwa 30 Jahre alt. Seit 40 Tagen hatte er nichts mehr gegessen. Dies nutzte der Teufel, der Widersacher Gottes, für einen gemeinen dreifachen Härtetest:  

 

  • Er hoffte, dass Jesus sich von seinem himmlischen Vater abwenden würde, um mitten in der Wüste endlich an Brot zu kommen. Der Teufel schlug ihm vor: „Steine hat’s hier genug. Mach dir doch Brot draus!“  
     

  • Als dieser Trick nicht funktionierte, beschwor der Teufel Jesus, sich vor aller Welt als Gottes Sohn auszuweisen und von allen bewundern zu lassen: „Spring von der Zinne des Tempels, Gottes Engel werden dich auf Händen tragen!“ Doch Jesus durchschaute das Manöver. Er gab der menschlichen Ruhmsucht nicht einen Millimeter Raum. 
     

  • Da versprach der Teufel ihm alle Herrlichkeit der Erde unter einer Bedingung: „Bete mich an!“ Doch auch dieser Versuch schlug fehl. Jesus widerstand eindeutig der Gier nach Geld und Gut.

 

Danach verschwand der Böse kleinlaut. „Und es kamen Engel und sorgten für ihn. (Matthäus 4,1-11) 

 

Jesus war müde  

Als die folgende Geschichte passierte, war Jesus ganz menschlich „hundemüde“. Im Heck des Bootes, mit dem die Jünger an das andere Ufer ruderten, legte er sich auf ein Kissen und schlief sofort ein. Er wachte auch nicht auf, als ein starker Sturm losbrach und das Boot wie eine Nussschale wild umherwarf. Die Jünger verloren die Kontrolle über das Boot und liefen in Panik zu ihm, rüttelten ihn wach und riefen: „Herr, rette uns! Wir gehen unter!“ Jesus dachte, er hörte nicht richtig. Er war doch bei ihnen! Er sagte: „Warum habt ihr solche Angst? Ihr habt zu wenig Vertrauen!“  

 

Endlich stand er auf und bedrohte den Wind und den See. Da wurde es ganz still. Die Jünger sagten zueinander: „Wer ist er eigentlich? Sogar der Wind und die Wellen gehorchen ihm!“ (Matthäus 8,23-27).

 

Wer warJesus? Er schlief wie ein Mensch und gebot den Naturgewalten wie ein Gott. Ja! Weil er Mensch und Gottessohn in einem war 

 

Der heidnische Prokonsul … 

Pilatus vertrat die römische Staatsmacht. Er war zuständig für Todesurteile. Aber er war Jurist genug, um zu merken, dass an der Anklage gegen Jesus nichts dran war nichts außer giftigem Neid. Um die aufgebrachte Menge zu beruhigen, ließ er Jesus foltern. Er wusste, dass dies ungerecht war. Als die Folterknechte ihre üble Tat an Jesus vollbracht hatten, führte der Prokonsul Pilatus höchstpersönlich den dornengekrönten Jesus vor die wütende Menge und rief ihnen zu: „Seht her! Da ist der Mensch!“ (Johannes 19,5)

   

Es nutzte nichts. Pilatus konnte sich nur aus der Schlinge ziehen, indem er die Kreuzigung Jesu wider besseres Wissen anordnete. Ein erniedrigter, nackter Mensch hing am Kreuz, begafft und verhöhnt von Schaulustigen: „Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, dann rette dich selbst und steig vom Kreuz herab!“ (Matthäus 27,39-40) Das tat er nicht. Überhaupt hat Jesus während seiner Zeit auf der Erde seine Gottessohnschaft nie benutzt, um sein eigenes Leben zu erleichtern. Er heilte Kranke, weckte Tote auf, hieß Lahme gehen und Blinde sehen und verkündigte den Menschen das Evangelium von der Liebe Gottes und seinem Reich (Matthäus 11,2-5). 

 

… und sein Offizier 

Kurz vor seinem Tod sagte Jesus, der schon seit Stunden am Kreuz hing: „Ich bin durstig!“ (Johannes 19,28b) In großer körperlicher Not äußerte er ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Danach folgte eine berührende Szene, als der römische Offizier angesichts des gekreuzigten toten Jesus nicht anders konnte als lauthals zu rufen: „Er war wirklich Gottes Sohn!“ (Matthäus 27,54)

 

Paulus bringt es auf den Punkt 

Wie gut und liebevoll hat es sich Gott ausgedacht, dass unser Retter lies Johannes 3,16 als Mensch auf die Erde kam und nicht als unnahbarer Superman, der von unseren menschlichen Befindlichkeiten keine Ahnung hat. Als Jesus begann, öffentlich zu wirken, sagte er den Menschen: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich beauftragt hat, hat das ewige Leben. Er kommt nicht vor Gottes Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. (Johannes 5,24)

 

Dieses Angebot kann er uns machen, weil er Teufel, Sünd und Hölleam Kreuz besiegt hat. Denn der Sohn Gottes ist gerade deshalb gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. (1. Johannes 3,8b)

 

Der Apostel Paulus schieb an seinen jungen Nachfolger Timotheus: „Nur einer ist Gott und nur einer der Vermittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus. Der hat sich selbst hingegeben als Lösegeld für alle Menschen.“ (1. Timotheus 2,5-6; vergl. dazu Hebräer 4,14-15) 

 

 

Sr. Heidemarie Führer  

Diakonissenmutterhaus Aidlingen  

Informationen
Geändert am: 26.08.2024

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