Wie wählte Jesus Christus seine Jünger aus?

Kurze Antwort

Jesus berief jeden einzelnen seiner Jünger persönlich. Dies geschah z.B. mit den Worten: „Folge mir nach!“ Wer diesem Ruf folgte, reihte sich ein in den Kreis derer, die bei Jesus bleiben und von ihm lernen wollten. Diese erwachsenen Schüler von Jesus Christus werden im Neuen Testament Jünger genannt (siehe z.B. Matthäus 5,1). Matthäus, der auch Levi genannt wird, hat diese Berufung selbst erlebt und aufgeschrieben (Matthäus 9,9).

Starke Predigten, wunderbare Taten, viele Menschen 

Als Jesus etwa 30 Jahre alt war, begann er in Galiläa öffentlich zu predigen, zu heilen und mit seiner göttlichen Kraft Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Er sättigte z.B. mehr als 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen (Matthäus 14,14-21). Auf sein Wort hin konnten gelähmte Menschen wieder gehen und Blinde sehen (Markus 2,1-12 und Matthäus 20,29-34).

 

Darüber staunten die Menschen, die diese Wunder sahen und die Worte Gottes aus seinem Mund hörten. Deshalb lesen wir in den Evangelien des Neuen Testaments (Teil 2 der Bibel) immer wieder davon, dass ihm eine große Menschenmenge begeistert auf den Fersen blieb (z.B. in Matthäus 4,23-25).

  

Mit Jesus gehen ist kein lockerer Bildungs-Spaziergang 

Viele waren so überwältigt von Jesus, dass sie kurzentschlossen in seiner Nähe bleiben wollten. Eines Tages kam ein Schriftgelehrter (so wurden Theologen damals genannt) zu Jesus und sagte zu ihm: „Lehrer, ich will dir folgen, wohin du auch gehst!“ Wir würden erwarten, dass Jesus zu ihm sagte: „Darüber freue ich mich aber sehr! Komm mit!“  

 

Überaschenderweise warnte Jesus den Mann allerdingsEr stellte ihm vor Augen, dass seine Schüler vorher die Kosten überschlagen müssen. Jesus sagte: „Die Füchse haben ihren Bau, und die Vögel haben ihr Nest. Aber der Menschensohn hat keinen Ort, an dem er sich ausruhen kann.“ (Matthäus 8,19-20)  

 

Darüber erschrak der Mann wohl sehrIm engeren Jüngerkreis von Jesus findet sich kein Schriftgelehrter, der sich das angetan hätte. Bei Jesus konnte man kein Seminar über Nachfolge belegen, dann mit einer Prüfung abschließen und mit einem Zertifikat in der Hand wieder seiner Wege gehen. Bei Jesus konnte man „nur“ das ganze Leben hingeben und es am Ende sogar verlieren: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben verliert, weil er es für mich einsetzt, wird es erhalten.“ (Matthäus 10,38-39; vgl. Matthäus 8,21-22)

  

Kein Schema F der Berufung 

Am Anfang seiner Wirksamkeit war Jesus von einem großeKreis von Nachfolgern aus allen Schichten umgeben. Sie alle wollten als Lernende und Anhänger bei ihm sein. Auch Frauen waren darunter (Lukas 8,1-3; Johannes 11,1-2; Matthäus 27,55-56; Apostelgeschichte 1,14). Viele waren berührt und interessiertSie waren offen für die gute Nachricht vom Reich Gottes, die Jesus verkündigte.

  

Aus diesem großen Kreis von Followern, wie wir heute sagen würden, wählte Jesus zwölf Männer besonders aus. Er berief sie einzeln, in seiner Nähe zu bleiben. Mit ihnen teilte er sein Leben, mit ihnen besprach er seinen Auftrag als Gottes- und Menschensohn. Er beantwortete ihre Fragen und er korrigierte sie auch, wie wir z.B. in Lukas 9,46-50 lesen können.   

 

Wir kennen die Namen dieser sehr unterschiedlichen Männer, die Jesus in den Zwölferkreis berufen hat. Es waren allesamt markante „Typen“ (Markus 3,13-19). Manche machten kaum den Mund auf, andere bekamen ihn kaum zu. Manche meinten, sie seien besonders charakterstark, und versagten im entscheidenden Moment (Matthäus 26,31-35.69-75). Einer machte immer den Kassensturz und verrechnete sich am Ende total (Matthäus 26,14-16 und 27,3-5).

 

Obwohl wir ihre Namen wissen, kennen wir nicht alle ihre Berufungsgeschichten. Über jeder Berufung in die Nachfolge von Jesus liegt gewissermaßen ein Schleier. Ein Geheimnis, das wir nicht lüften können. Jesus war seit seiner Taufe durch Johannes  erfüllt und durchströmt vom Heiligen Geist und vom Zuspruch seines himmlischen Vaters (Matthäus 3,16-17). In dieser Kraft und mit dieser Ausrüstung berief er seine Jünger: 

  • im Vorübergehen, unterwegs (Matthäus 4,18-22);

  • beim Hausbesuch, von dem dann einer dem andern erzählte und ihn zu Jesus einlud (Johannes 1,35-42);

  • im persönlichen, einfühlsamen Umgang mit einem, der sofort Jesus folgte, und einem, der zweifelte (Johannes 1,43-51).

  • Aus den Berichten im Neuen Testament wissen wir, dass bei Jesus jeder willkommen ist. Er konnte Sünder und Halsabschneider (so benahmen sich die Zöllner der Bevölkerung gegenüber) in seine Nachfolge rufen. Wer sich rufen ließ, wurde durch Gottes Geist verändert. Ein klassisches Beispiel dazu steht in Lukas 19,1-10; Lukas 7,36-50 ist auch lesenswert.

  

Nach dem Tod von Jesus – wie ging es weiter? 

Nach seinem Tod am Kreuz wurde Jesus von Freunden begraben. Nach drei Tagen holte ihn sein himmlischer Vater aus Tod und Grab (Matthäus 28,1-10). 

 

Diese Auferstehung von den Toten war ein einmaliges EreignisSeitdem beruft der auferstandene Jesus Menschen in seine Nachfolge – rund um den Erdball und rund um die Uhr in vielen Sprachen. Dies geschieht durch sein Wort (die Bibel), das seine Nachfolger an allen Orten verkündigen.  

 

Damit erfüllen sie seit Jahrhunderten den Auftrag von Jesus. Kurz vor seiner Himmelfahrt zum Vater erteilte er ihnen einen Auftrag, von dem sie weitergesagt und den sie auch aufgeschrieben haben: „Wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr Kraft empfangen. Dann werdet ihr meine Zeugen sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8)

 

So ging es weiter und so geschieht es bis heute. Und Jesus ist immer dabei, denn er sagte: Gott hat mir alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,18-20)

  

 

Sr. Heidemarie Führer 

Diakonissenmutterhaus Aidlingen 

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Geändert am: 12.02.2024

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