Um die Frage beantworten zu können, wie Gott aussieht, müssen wir zunächst fragen, woher wir überhaupt von Gott wissen. Die Antwort lautet: Gott hat sich uns in der Bibel mitgeteilt und ist außerdem in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden. In der Bibel wird gesagt, dass Gott einerseits unvorstellbar ist und wir uns überhaupt kein Bild von ihm machen sollen. Er übersteigt alles menschliche Vorstellungsvermögen. Andererseits durften Menschen in Jesus den unbegreiflichen Gott sehen.
In der Heiligen Schrift hat sich der Schöpfer des Universums den Menschen mitgeteilt. Die Bibel enthüllt uns den Namen Gottes, seine Eigenschaften und sein Wesen. Der Name Gottes, der in der Sprache des Alten Testaments (Hebräisch) aus vier Buchstaben besteht – JHWH – hat die Bedeutung: der Ewige, Unveränderliche, immer Gleichbleibende. Gott ist – im Unterschied zu uns Menschen – nicht der Zeit unterworfen. Was das bedeutet, können wir uns nicht vorstellen, weil unser Denken und Verstehen an Raum und Zeit gebunden sind. Doch Gott ist nicht nur jenseits von Raum und Zeit, er ist auch nicht aus Fleisch und Blut, wie wir Menschen und Tiere.
Der ewige Gott, so sagt die Bibel, ist Geist (Johannes 4,24). Er ist ein über Raum und Zeit stehender Geist, der überall gegenwärtig ist (Psalm 139,7-12). Er sprengt alles menschliche Vorstellungsvermögen. Deshalb verbietet Gott auch nachdrücklich, sich irgendein Bild von ihm zu machen (2. Mose 20,4). Gott ist unsichtbar (Römer 1,20). Mose wollte Gottes Herrlichkeit einmal sehen, doch Gott antwortete ihm: „Du kannst mein Angesicht nicht sehen. Denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.“ (2. Mose 33,20)
Zwar kann kein Mensch das Angesicht Gottes sehen. Aber Gott hat einzelne Menschen in Visionen etwas von seiner Herrlichkeit sehen lassen. So durfte etwa der Prophet Jesaja in einer Vision den Schöpfer auf seinem Thron sehen. Er war tief ergriffen von der Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes und fürchtete, aufgrund seiner Schuld sterben zu müssen (Jesaja 6,1-7). Auch der Prophet Hesekiel sah in einer Vision die Herrlichkeit Gottes. Mit Begriffen wie Licht, Feuer, Kristall und Saphir beschrieb er die Majestät Gottes und seiner Umgebung (Hesekiel 1). Schließlich durfte auch der Prophet Daniel in einer Vision Gott schauen. Er nannte Gott den „Hochbetagten“ (Daniel 7,9) und drückte damit aus, dass Gott ewig ist. Und er beschrieb, dass absolute Reinheit Gott kennzeichnet und viele Tausend Wesen ihm dienen.
Weil kein Mensch die Herrlichkeit Gottes aushalten kann, hat Gott diese Herrlichkeit abgelegt und ist in seinem Sohn Jesus als Mensch auf unseren Planeten gekommen. Von Jesus heißt es: „Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch.“ (Philipper 2,7) Doch Gott wurde in Jesus nicht nur Mensch, sondern er ließ sich sogar von anderen Menschen auspeitschen und schließlich umbringen. Er starb wie ein Verbrecher an einem Kreuz, obwohl er nie etwas Böses begangen hatte. Dies tat er, um die Schuld der Menschheit zu sühnen und uns einen Weg zurück zu ihm zu bahnen.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie sah denn Jesus aus? Die Menschen sahen vor 2.000 Jahren, als Jesus auf der Erde war, tatsächlich Gott, wenn auch in menschlicher „Verkleidung“. Leider gab es damals weder Fotos noch Filme. Daher wissen wir nicht, wie Jesus aussah. Doch viel wichtiger als sein Äußeres sind seine inneren Werte und Charaktereigenschaften. Und in dieser Hinsicht berichten uns die Evangelien sehr viel über den Sohn Gottes. Jesus war demütig, geduldig, weise, liebevoll, heilig, fehlerlos, barmherzig, gerecht, vergebungsbereit und stets den Menschen zugewandt. All dies sind Eigenschaften, die nicht nur auf Jesus zutreffen, sondern auf den dreieinen Gott insgesamt.
Nachdem Jesus für die Schuld der Menschen am Kreuz von Golgatha gestorben war, wurde er drei Tage später von den Toten auferweckt. Er redete mit seinen Jüngern und gab ihnen Anweisungen für die Zukunft. Dann ging er zurück in die Dimension Gottes. Einige Jahrzehnte später konnte der Jünger Johannes Jesus in einer Vision in der himmlischen Welt sehen. Seine Beschreibung in Offenbarung 1,12ff erinnert an die oben erwähnte Vision Daniels. Jesus hat nun wieder seine Majestät angenommen. Seine Herrlichkeit und Reinheit waren so gewaltig, dass Johannes ohnmächtig zu Boden sank.
Kein Mensch kann das Angesicht Gottes sehen. Doch die Bibel zeigt uns, dass Gott umgeben ist von Glanz, Reinheit, Herrlichkeit und gewaltiger Majestät. Vor diesem Gott kann man sich nur beugen und ihn anbeten.
Prof. Dr. theol. Friedhelm Jung