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Wie kann man Gott trotz Leid wieder vertrauen?
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Wie kann man Gott trotz Leid wieder vertrauen?

Kurze Antwort

Unerwartetes Leid kann unseren Glauben an Gott erschüttern. Dennoch gibt es einen Weg, der uns zu neuem Vertrauen führt. Diesen Weg zeigt uns Psalm 13 exemplarisch. Am Anfang steht die Klage an Gott. Kein zielloses Jammern, sondern ein Klagegebet an den im Moment rätselhaften Gott. Die Klage mündet in Bitten um seine Hilfe. Mit den Bitten an Gott wächst neues Vertrauen auf ihn. So kann man schließlich sagen: „Aber ich habe fest auf deine Güte vertraut.“ (Psalm 13,6)

1.    Schockierendes Leid

In christlichen Gottesdiensten steht der barmherzige Gott im Zentrum. Auch das Neue Testament gipfelt in der Gewissheit (1. Johannes 4,16): „Gott ist Liebe.“ Diesem Fixpunkt stehen andere Berichte gegenüber, die von schockierendem Leid erzählen. Beispielhaft widerfuhr Hiob (Hiob 1–2) Schreckliches, obwohl er vorbildlich mit Gott lebte. Diebe und ein Unwetter raubten den größten Teil seines Reichtums. Bei einer Naturkatastrophe starben alle seine Kinder.

 

2.    Nicht jammern, klagen

Der Leitgedanke „Lerne leiden, ohne zu klagen“ klingt fromm, aber er führt in die Sackgasse. Das unterdrückte Leid gleicht einem Fußball, der unter Wasser gedrückt wird. Er verzehrt viel Kraft, sodass die Heilung behindert wird! Martin Luther bekannte nach dem Tod seiner Tochter: „Die Macht der Liebe ist so groß, dass wir mit Klagen um sie trauern.“

In schweren Stunden können wir mit Worten aus Psalm 13 beten:

„Ach HERR, wie lange noch?

Willst du mich etwa für immer vergessen?

Wie lange noch willst du dein Angesicht vor mir verbergen?

Wie lange muss ich mich um mein Leben sorgen,

tagaus, tagein Kummer in meinem Herzen tragen?

Wie lange darf mein Feind über mich triumphieren?“

 

Schon die Anrede überrascht. Nur „Ach HERR“. Im Moment gleicht Gott einem Rätsel. Doch das eine Wort „HERR“ verändert viel. Das ziellose Jammern hilft nicht. Das Lamentieren zieht nach unten. Die Klage kennt die helfende Adresse: Gott! Gleichzeitig wird damit das größte Problem benannt: Gott schweigt. Das flehende Gebet verhallt ohne Reaktion. Scheinbar unverschämt wird ein Vergessen Gottes behauptet. Das Elend weckt das Empfinden, als hätte Gott sein Angesicht, seine Zuwendung entzogen. Es folgt die zweite Klage: „Wie lange muss ich mich um mein Leben sorgen, tagaus, tagein Kummer in meinem Herzen tragen?“ Die Abkehr Gottes weckt Ängste. Meine Seele ist bedrückt. Auch die dritte Misere kommt zur Sprache: „Wie lange darf mein Feind über mich triumphieren?“ Sein Spott schmerzt.

 

3.    Die dreifache Hilfe der Klage

Wer diese Klage mitbetet, erfährt eine dreifache Hilfe. Wer vor Wut platzt, erlebt die Klage wie das Öffnen eines Ventils. Weil das Schwere ausgesprochen wird, nimmt der innere Druck ab. Das haben wir in Kindertagen kennengelernt. Wer beim Spiel ausgeschlossen wurde und die Gemeinheit erzählte, spürte, dass die Wut abnahm. Polizisten und Feuerleute erleiden belastende Situationen. Sie werden ermutigt, das Bedrückende in Worte zu fassen, damit die innere Not schwindet. Viktor Frankl berichtet, dass er nach dem Überleben von Auschwitz das Erlittene diktierte. Ihn überfiel mit schmerzender Klarheit das Grauen, sodass er weinte und Erleichterung erlebte.

Zweitens wird durch die Klage das Gedankenkarussell unterbrochen. Die Klage zerbricht das innere Gefängnis des grübelnden Denkens.

Und drittens: Wer klagt, kämpft. Wie vor einem weltlichen Gericht sucht der Klagende Hilfe bei einer höheren Instanz. Denn die Klage erweist sich als Bitte in anderer Form. 

 

4.    Neues Vertrauen keimt auf

„Schau doch her! Antworte mir, HERR, mein Gott.“ Auch in der Bitte steht Gott an erster Stelle. Die wichtigste Bitte dreht sich um Gott. Die Anrede fällt auf. Sie hat sich verändert. Aus „Ach HERR“ wurde „HERR, mein Gott.“ Trotz aller ungeklärten Fragen kann der Leidende wieder beten: „HERR, mein Gott.“  Das Aussprechen der Not hilft. Ein zartes Vertrauen, ein „Dennoch-Vertrauen“ ist aufgekeimt. Ein erster Schritt ist gelungen.

 

5.    Die Klage wird zur Bitte

Parallel zur Klage folgt die dreifache Bitte. Wenn Gott mir hilft, kann ich aufatmen. Wenn Gott sich mir wieder zuwendet, finde ich neuen Mut. Es folgt die zweite Bitte: „Lass meine Augen in deinem Glanz leuchten.“ Gottes Zuwendung weckt Zuversicht. Wie verliebte Menschen sich mit leuchtenden Augen anschauen, wie Großeltern ihr Enkelkind mit glänzenden Blicken betrachten, so soll Gott den Betenden mit seiner Güte ansehen. Es schließt sich die dritte Bitte an, die eine Folge ist: „Sonst sagt mein Feind: ‚Ich habe ihn erledigt!‘ Und meine Gegner können jubeln, weil ich strauchle.“

 

6.    Aber ich

Auch wenn die Dunkelheit kaum gewichen ist, kann jeder Leidende in die Worte einstimmen: „Aber ich habe auf deine Güte vertraut.“ „Aber ich!“ Das kleine Wörtchen „Aber“ zeigt an, dass ich trotz dem Schweren neues Vertrauen wage. Ich lasse mich von dem Psalmisten anstecken, bete seine Worte nach und gewinne Hoffnung. Gleichzeitig muss mir bewusst sein: Bei einem großen Unglück kann es Jahre dauern, bis aus dem zaghaften Aber die Seele Frieden findet.

 

7.    Gottes Güte erweist sich als der springende Punkt

Wieso kann ein neues Licht dämmern? Warum kann ich mich von dem „Aber“ tragen lassen? Weil Gott so gnädig ist, wage ich den Schritt des Vertrauens. Nicht mein Glaube, sondern Gottes Erbarmen weckt neuen Mut. Nicht meine Frömmigkeit, sondern Gottes Güte schenkt mir die Kraft zu diesem Aber.

 

8.    Parallelen zu den Trauerphasen

In Psalm 13 entdecke ich Parallelen zu den Trauerphasen von Verena Kast. Nach dem Schock über den Tod eines lieben Menschen folgt bei der Psychotherapeutin Kast die Phase der aufbrechenden Emotionen. Diese Wut wird in den Klagen geäußert. Die Bitten gleichen dem Suchen. Das Dennoch des Vertrauens ähnelt dem neuen Weltbezug. Psalm 13 zeigt mir einen Weg von der Wut zu neuem Mut.

 

 

Pfr. i.R. Stefan Lämmer

Evangelische Landeskirche Württemberg

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Jesus Christus
Geändert am: 4.9.2025

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