Menschen können Jesus Christus auf unterschiedliche Art und Weise erleben: durch die Bibel, im Gebet, in der Gemeinschaft mit anderen, im Abendmahl und durch den Heiligen Geist in uns. Das gilt auch heute noch. Wenn wir Jesus Christus erleben, tritt er in unser Leben. Bereits in der Bibel finden sich sehr viele Erzählungen darüber, wie Menschen Jesus Christus persönlich erlebt haben
„Wie kann ich Jesus Christus erleben?“, diese Frage stellen sich viele Menschen, Christen wie Nichtchristen. Es gibt ganz unterschiedliche Arten und Weisen, wie das möglich ist. Doch was heißt es eigentlich, eine Person zu „erleben“? Wenn wir jemanden erleben, könnte man auch sagen: „Er tritt in mein Leben“, oder: „Ich erfahre eine Person in meinem Leben“. In diesem Sinne können wir auch heutzutage Jesus Christus erleben: Er kann in unser Leben treten und wir können ihn auf unterschiedliche Weise erfahren.
Jesus Christus erleben: ganz praktisch
Wie kann es heute praktisch geschehen, Jesus Christus zu erleben? Du kannst Jesus Christus vor allem auf fünf verschiedenen Wegen erleben: durch die Bibel, im Gebet, in der Gemeinschaft mit anderen, im Abendmahl und durch den Heiligen Geist in dir.
Die Bibel erzählt Gottes Weg mit den Menschen und wir erfahren, wie Gott ist. Im Neuen Testament wird berichtet, dass sich Gott den Menschen auf ganz besondere Weise zeigt: Er kommt als Mensch auf diese Welt. In der Person von Jesus macht sich Gott erlebbar. Nirgends können wir Gott so sehr kennenlernen und erleben wie in der Person von Jesus Christus (vgl. Johannes 1,18). Und in den Geschichten der Bibel wird uns dieser Jesus vorgestellt (vgl. Lukas 24,27). Wir sehen, wie er ist, und wir erfahren, was ihn ausmacht. Viele Menschen haben es schon erlebt, dass die Worte der Bibel sie persönlich angesprochen (vgl. z. B. Apostelgeschichte 8,27-38) und sie auf diese Weise Jesus erlebt haben.
Auch durch das Gebet können wir Jesus Christus erleben. Jesus selbst erzählt seinen Jüngern ein Gleichnis von einer Witwe, die ohne Pause an einen Richter appellierte (Lukas 18,1-8). Das ist ein Bild für uns Menschen: Wir dürfen und sollen sogar mit allem, was uns bewegt, zu Gott kommen. Dann werden wir erleben, wie Gott handelt. Ganz grundsätzlich bedeutet beten, mit Gott zu reden. Und wie in zwischenmenschlichen Beziehungen erleben wir eine andere Person gerade dann, wenn wir Zeit mit ihr verbringen und uns mit ihr unterhalten.
„Ihr habt nichts, weil ihr Gott nicht bittet“, lesen wir in Jakobus 4,2. Bedeutet im Umkehrschluss: Wenn wir Jesus erleben möchten, ist der beste Weg, mit ihm zu sprechen und ihn darum zu bitten, dass wir ihn erleben. Das wussten auch schon die Menschen zur Zeit des Alten Testaments. Deshalb gibt es mit den Psalmen ein ganzes biblisches Buch, das voller Erfahrungen von Menschen ist, die Gott erlebt haben.
Ein weiterer Weg, wie wir Jesus erleben können, ist in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Wie ist das zu verstehen? Einerseits ist (und bleibt) das ein wenig geheimnisvoll. Jesus hat gesagt: „Wo zwei oder drei Menschen in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich selbst in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20). Er ist also auf übernatürliche Weise präsent. Im Letzten lässt sich das nicht erklären.
Andererseits spricht und handelt Gott immer wieder durch andere Menschen (vgl. z.B. 1. Mose 18; Apostelgeschichte 2,36-37; Apostelgeschichte 9,9-19). So erleben wir Gott durch das, was ein Mensch tut. Dietrich Bonhoeffer, ein bekannter Pastor, der zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hat, sagte einmal: „Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiß, dieser ist gewiß. Damit ist zugleich das Ziel aller Gemeinschaft der Christen deutlich: sie begegnen einander als Bringer der Heilsbotschaft.“ Was er damit meinte: Im Austausch und in der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen können wir Jesus Christus erleben – manchmal sogar intensiver als ohne unsere Mitchristen.
Jesus Christus lässt sich auf besondere Weise auch im Abendmahl „erleben“. Das (erste) Abendmahl wurde von Jesus selbst initiiert (Markus 14,22-25). Bereits die ersten Christen haben dieses besondere Mahl zusammen gefeiert, um sich an Jesus zu erinnern und seine Gegenwart zu erleben (1. Korinther 11,17-34, besonders V. 23-26). Bis heute glauben (evangelische) Christen, dass das Abendmahl eine symbolische Handlung ist, die uns an Jesus Christus erinnern soll. Doch weil wir Brot und Wein (oder Saft) auch körperlich erleben können (fühlen, schmecken, riechen), ist das Abendmahl etwas ganz Besonderes: Es ist nicht nur eine Erinnerung in Gedanken, sondern auch ein physisches Erleben mit allen Sinnen.
Dem allem liegt eines zugrunde, weshalb wir als Menschen Jesus tatsächlich erleben können. Es ist seine Zusage, dass er „in uns“ lebt. Wie kann man das verstehen? Gott bleibt uns Menschen nicht fern. Als Christen verehren wir keinen Gott, der „hoch oben in den Wolken“ schwebt. Vielmehr schenkt Gott allen, die an ihn glauben, seinen Heiligen Geist. Er hat versprochen, dass er dadurch zu jeder Zeit bei uns sein wird (Johannes 14,16-18.26).
Deshalb können wir Jesus Christus auch „in uns“ erleben. Die Wendung „Christus in uns/mir“ kommt im Neuen Testament übrigens dutzende Male Mal vor. Daran erkennen wir, dass wir Jesus Christus tatsächlich in uns erleben können, das heißt, ihn in unserem Innern wahrnehmen, spüren und erfahren können.
Jesus Christus erleben: in jeder Lebenslage
Schon in den biblischen Überlieferungen wird berichtet, dass Menschen Jesus auf ganz unterschiedliche Weise erlebt haben. Oder anders ausgedrückt: dass Jesus auf ganz verschiedene Weise und in ganz unterschiedlichen Situationen ins Leben von Menschen getreten ist. Sieben unterschiedliche Begegnungen zeigen das beispielhaft. Wenn es dich näher interessiert, lies die Geschichten selbst nach.
Manche Menschen haben Jesus Christus ganz ungeplant (also „zufällig“) erlebt. So wie eine Frau, die mittags am Brunnen war, um Wasser zu holen. Sie kannte Jesus davor noch gar nicht und hatte auch nicht eingeplant, Jesus zu treffen. Doch die beiden kamen ins Gespräch. Jesus ging auf die großen Lebensfragen dieser Frau ein. Nach ihrer Begegnung mit Jesus hat sie ein verändertes Leben geführt. Sie hat Jesus erlebt – ganz und gar unerwartet. (Johannes 4,5-30)
Immer wieder haben Menschen Jesus bewusst aufgesucht. So hat es auch ein junger, wohlhabender Mann getan. Er hatte große Lebensfragen und erhoffte sich von Jesus eine Antwort. Auch wenn die Antwort anders ausfiel, als er es sich ausgemalt hatte, hat der junge Mann Jesus erlebt – weil er sich mit seinen Lebensfragen an ihn gewandt hat. (Matthäus 19,16-26)
Es gab auch Personen, die sich zwar irgendetwas Bestimmtes von Jesus Christus erhofft haben, aber diese Hilfe „heimlich“ und im Verborgenen bekommen wollten. Es wird von einer Frau berichtet, die seit vielen Jahren an einer Krankheit litt. Kein Arzt konnte ihr bislang helfen. Sie war davon überzeugt: Wenn sie Jesus nur ganz unauffällig berühren könnte, würde sie geheilt werden. So kam es auch. Sie hat Jesus und sein Eingreifen erlebt – weil sie nach ihm suchte, auch wenn sie das ganz für sich und eher im Stillen getan hat. (Markus 5,25-34)
Manchmal führen auch Herausforderungen und Probleme dazu, dass Menschen Jesus erleben. So erging es einer Frau, der Ehebruch vorgeworfen wurde. Sie wurde von strengen Gesetzeslehrern vor Jesus gezerrt. Nachdem Jesus ernste Worte mit den Gesetzeslehrern gesprochen hatte, konnte er noch persönlich mit der Frau reden. Sie hat Hilfe von Jesus erlebt und seine heilsamen Worte gehört – inmitten aller Probleme ihres Lebens. (Johannes 8,2-11)
Was tun, wenn man aus irgendwelchen Gründen auf sich allein gestellt nicht in der Lage zu sein scheint, Jesus zu erleben? Dann kann es sein, dass Menschen aus unserem Umfeld uns dabei helfen. So wie bei einem gelähmten Menschen, dessen vier Freunde ihn in einer aufregenden Aktion durch ein abgedecktes Dach zu Jesus gebracht haben. Dieser Mensch hat Jesus erlebt – durch die Hilfe anderer. (Markus 2,1-12)
In manchen Situationen lädt sich Jesus gewissermaßen selbst ein, damit Menschen ihn erleben können. Der Zöllner Zachäus hatte sich eigentlich in einem Baum versteckt. Doch Jesus sieht ihn und sagt: „Zachäus, steig schnell herab. Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ Denn es gab so einiges, was die beiden zu besprechen hatten. Zachäus hat Jesus erlebt – indem er die Tore seines Hauses (und Herzens) geöffnet hat. (Lukas 19,1-10)
Und schließlich erleben Menschen Jesus manchmal, ohne es zu merken. Zwei Männer waren gemeinsam unterwegs, als sich ihnen irgendwann eine Person anschließt. Die Person war Jesus, doch das bemerken sie nicht. Er kommt mitten hinein in diese Alltagssituation. Die drei unterhalten sich angeregt. Erst hinterher stellen die beiden Männer fest, dass sie Jesus erlebt haben – ganz unauffällig, mittendrin im Alltäglichen und Gewöhnlichen. (Lukas 24,13-35)
Diese Geschichten zeigen uns: Es gibt viele unterschiedliche Wege, wie man Jesus Christus persönlich erleben kann. Das ist auch gut so: Wir Menschen sind schließlich auch ganz unterschiedlich.
Jonathan Bühler
Coworkers (www.coworkers.de)