
Jesus schenkt Weisheit und formt unsere Gedanken und Gefühle, sodass wir die richtige Entscheidung treffen können. Zum Beispiel, indem wir die Bibel lesen und ernst nehmen, uns weisen Rat von Mitmenschen geben lassen und durch den Heiligen Geist, der in allen Christen lebt. Solange Gott keine außergewöhnliche Führung schenkt, soll und darf jeder Mensch sein Leben aktiv gestalten.
Zu diesem Thema gibt es ein paar wichtige Vorüberlegungen: Zum einen müssen wir davon ausgehen, dass Jesus einen Weg vorbereitet hat (Psalm 139,16), und zum anderen davon, dass die Menschen diesen Weg auch gehen möchten. In der Bibel lesen wir, dass Jesus einen Weg für jeden einzelnen Menschen hat. Dabei leben wir in der Spannung, dass wir selbstständig Entscheidungen treffen müssen, aber Gott manches schon festgesetzt hat bzw. schon weiß (Apostelgeschichte 2,17). Hierfür ist wichtig zu verstehen, dass Gott außerhalb der Zeit steht. Er wird nicht alt wie wir, er lebt nicht mit einem Tag-Nacht-Rhythmus und kann nicht nur im Hier und Jetzt sein wie wir. Daher sind seine Wege deutlich dynamischer, als wir es uns vorstellen können (Psalm 90,2). Gottes Gesamtplan bleibt bestehen, auch wenn wir Menschen uns entscheiden können, von seinem Weg abzuweichen. Dann müssen wir allerdings auch die Konsequenzen dafür tragen.
Wenn ein Mensch ständig gegen den Willen von Gott arbeitet, trennt er sich von Gott. Gott will uns Menschen nicht nur einen guten Vorschlag machen. Er fordert Gehorsam, auch wenn manche Anweisungen uns erst einmal nicht schlüssig erscheinen. Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, die Anweisungen von Gott bekommen haben, die im ersten Moment sinnlos oder gefährlich erscheinen. Doch in all diesen Geschichten zeigt sich am Ende, wie Gott bewusst die Dinge so gelenkt hat, um die Gesamtgeschichte der Menschheit Stück für Stück zum Guten zu führen.
Bevor wir uns den persönlichen Willen von Jesus für den individuellen Menschen anschauen, müssen wir den allgemeinen Willen Gottes betrachten. Diese beiden müssen immer im Einklang stehen. Der persönliche Plan für das Leben des Einzelnen wird nie im Gegensatz zu den allgemeinen Willen Gottes stehen. Damit wird der allgemeine Wille Gottes zu einem guten Kompass für Entscheidungen. Es eliminiert direkt einige Wege und hilft, den richtigen zu beschreiten.
So gehören zu Gottes allgemeinem Willen zum Beispiel moralische Regeln wie die, dass man nicht töten oder stehlen soll (Matthäus 5,21 oder Markus 10,19). Damit fällt die Berufswahl zum Profikiller oder Taschendieb weg. Zum allgemeinen Willen Gottes gehört auch sein Heilsplan für die Menschheit, der darin besteht, dass alle Menschen gerettet werden aus dem sündigen Zustand in ihnen selbst und ihrem Umfeld.
Gottes Plan für jeden Christen ist die Heiligung (1. Thessalonicher 4,3). Heiligung beschreibt den Prozess der inneren Veränderung, durch den Christen immer mehr zu der Person werden, zu der sie Gott erdacht hat. Kurz gesagt sollte ein Christ immer „heiliger“ werden, also immer mehr Freiheit von Sünde erleben und immer mehr das Richtige denken, fühlen und tun. Dieser Prozess dauert an, solange wir auf der Erde leben und gehört zum allgemeinen Willen Gottes. Der allgemeine Wille von Gott und Jesus hilft uns also, unsere Entscheidungen einzugrenzen, und vor allem hilft er uns, nicht den offensichtlichen Pfad der Sünde und damit der Zerstörung zu gehen (Johannes 10,10).
Die Frage nach dem Plan von Jesus stellt man sich meist dann, wenn man vor wichtigen Entscheidungen steht. So zum Beispiel bei der Partnerwahl. Hier fällt selten ein Zettel vom Himmel mit dem konkreten Namen oder der Handynummer. Doch Gott gibt wichtige Richtlinien in seinem allgemeinen Willen. Christen sollen zum Beispiel niemanden heiraten, der ganz andere Prioritäten im Leben hat (vgl. 2. Korinther 6,14), oder Polygamie betreiben (1. Timotheus 3,2). Die Bibel als Gottes Wort zeigt uns wichtige Eigenschaften eines guten Partners oder einer guten Partnerin auf, an denen wir uns orientieren können. So wird Gottes allgemeiner Wille zur Richtschnur und hilft beim Auswahl- und Ausschlussverfahren.
Der souveräne Willen und Plan von Jesus kann nicht verändert werden und tritt immer ein. Dieser Wille ist für uns Menschen nicht immer verständlich. Doch nichts geschieht, ohne dass Gott es weiß und zulässt (Matthäus 10,29-30). Hier ist also in besonderer Weise Vertrauen gefragt – wenn ein Mensch krank wird, einen Unfall erleidet und dabei querschnittgelähmt bleibt, wenn Ehepaare keine Kinder bekommen können oder das Visum trotz perfekter Qualifikation abgelehnt wird. Es gibt Faktoren, die wir Menschen nicht beeinflussen können. Das kann Angst machen, zu Trotz führen, weil wir gar nicht so frei sind, wie wir dachten, oder in demütiger Dankbarkeit enden. Dankbarkeit deshalb, weil das am Ende des Tages auch bedeutet, dass Gott allmächtig und allwissend ist. Wir können Gott um alles bitten und wissen, dass alles in seinen Händen liegt. Die Verheißung in Römer 8,28 besteht deshalb nicht aus leeren Worten, sondern ist Hoffnung und mächtige Wahrheit: „Wir wissen aber: Denen, die Gott lieben, dient alles zum Guten.“
Die Bibel verrät uns, dass Jesus auch einen persönlichen Plan für jeden einzelnen Menschen hat (Psalm 139,16). Auch schlicht und ergreifend das Leben zeigt es auf. Jeder Mensch hat seinen eigenen Fingerabdruck, geht seinen eigenen Weg, hat einen eigenen Charakter, sieht anders aus, denkt, fühlt und handelt ein wenig anders.
Diesen persönlichen Weg gilt es zu beschreiten. Jesus will dir diesen Weg auch gerne zeigen, wenn du ihn darum bittest (Psalm 32,8). Leider gibt es viele Missverständnisse darüber, wie dies genau geschieht. Oft erwarten wir Menschen klare Sicht auf unseren Weg. Wir lieben es, zu wissen, wohin es genau geht. Dann können wir auch abwägen, ob der Weg sich lohnt oder Sinn ergibt. Jedoch wird Jesus den allermeisten von uns nicht zuerst auf einer Landkarte aufzeigen, welchen Weg er genau für uns geplant hat. Er fordert Vertrauen und lenkt anschließend die Schritte des Menschen (Sprüche 16,9). Wir Menschen wurde nicht als Roboter geschaffen ohne Verstand oder Entscheidungsvermögen. Wir wurden auch nicht dazu geschaffen, ausschließlich passiv auf Gottes Handlung oder seinen souveränen Willen zu warten. Wir sollen unser Leben gestalten, Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen (Jakobus 4,15). Für diese Entscheidungen benötigen wir Weisheit. Keine menschliche Weisheit, sondern die Weisheit Gottes. Die Bibel ist gefüllt mit Weisheit, unter die auch der allgemeine Wille Gottes fällt (1. Korinther 3,19).
Vorsicht ist hier bei den Vorbildern der Bibel geboten. Die Erzählung geben Lebensgeschichten von Menschen wieder, die meist viel Verantwortung getragen haben oder aufgrund ihrer Berufung viel Leid erlebt haben. Vielleicht bekommen sie deshalb hin und wieder eine klarere Anweisung. Im Alten Testament spricht Gott nur zu auserwählten Menschen wie Propheten oder Anführern. Im Neuen Testament spricht Gott mit viel mehr Menschen. Jedoch ist zu erkennen, dass diese klaren Anweisungen auch für sie ungewöhnlich waren.
Für die Mehrheit der Menschen gilt das Prinzip, dass sie selbst ihr Leben in Übereinstimmung mit Gottes allgemeinem Willen aktiv gestalten dürfen und sollen.
Es gibt einige Faktoren, die Menschen daran hindern, ihr Leben aktiv zu gestalten. Ein großer Faktor ist schlicht und ergreifend Angst. Die Angst, Gott zu enttäuschen, das Falsche zu tun oder womöglich etwas Besseres zu verpassen. Diese Ängste haben eine lähmende Wirkung, können aber gut hinter falscher Geistlichkeit versteckt werden. Es ist gut Gott, um Rat zu bitten, und er gibt ihn gerne. Aber es gibt keine Verheißung in der Bibel, dass Gott uns einen Brief mit klaren Anweisungen schreiben wird.
Was Gottes Führung ebenfalls hindern kann, ist Sünde. Wenn ein Mensch in ständiger Rebellion gegen Gott lebt, wird sein Herz nicht offen für Weisung und Führung sein (1. Johannes 1,6). Ähnlich verhält es sich mit übermäßigem Stress. Ein weiterer hindernder Faktor kann unweiser Rat sein, egal, ob dieser schlechte Einfluss von Menschen, Sozialen Medien oder aus anderer Quelle kommt. Er beeinflusst unsere Gedanken und damit auch unser Handeln (Psalm 1,1; Sprüche 4,23).
Der Anfang für ein Leben und damit ein „Gehen“ mit Jesus ist das Vertrauen, dass Gott es gut mit uns Menschen meint. Seine Wege und Pläne sind voller Gutem, Freude und Frieden, Hoffnung, Perspektive und Heilung. Er hat Wege des Lebens (Psalm 25,8-9; Sprüche 2,8; Johannes 10,10).
Jesus hat uns den Heiligen Geist hinterlassen. Dieser ist Teil der Dreieinigkeit Gottes und lebt in Christen. Er ist da als Helfer. Er hilft Christen, die Bibel zu verstehen und formt ihre Gefühle und Gedanken, sodass sie in der Lage sind, weisere Entscheidungen zu treffen. Außerdem schlägt er Alarm, wenn ein Mensch von dem guten Weg abweicht (Johannes 14,26; Johannes 15,26).
Die Bibel zeigt uns Gottes Willen. Beim Lesen und Verstehen verändert sich unser Denken und im nächsten Schritt auch unsere Handlungen, wenn wir es zulassen. Statt immer nach den Faktoren zu suchen, die uns nicht bzw. noch nicht offenbart sind, können wir uns auf die vielen Faktoren konzentrieren, die offenbart sind. Daraus ergeben sich viele Antworten und Entscheidungen (Psalm 119,105). Gott schenkt gerne denen Weisheit, die darum bitten und sie suchen (Jakobus 1,5).
Eine weitere Hilfe sind weise Christen. Diese können Rat geben, den man allerdings überprüfen muss. Sie haben schon mehr Lebenserfahrung, sind geistlich reifer und damit auch oft weiser (Hebräer 3,12-15; Sprüche 9,9).
Der letzte wichtige Faktor ist die Offenheit für Korrektur. Der Heilige Geist und auch Christen werden immer wieder bereitstehen, um unsere Entscheidungen zu korrigieren, wenn nötig (Sprüche 1,5). Fehler zu machen ist allerdings nichts Schlimmes. Menschen dürfen mutig Fehler machen, daraus lernen und sich korrigieren lassen. So wie ein Vater nicht sauer ist auf sein Kleinkind, das hinfällt beim Laufenlernen, so ist auch Jesus nicht sauer, wenn wir stolpern oder vom Weg abkommen, solange wir uns korrigieren lassen. Da, wo viele Fehler sind, ist viel Gnade (Römer 5,20).
Gott ist also grundsätzlich ein bodenständiger Gott, der uns Menschen in der Beziehung zu ihm auf dem richtigen Weg Führung schenkt. Nichtsdestotrotz werden Menschen im Alltag von außergewöhnlichen Führungen unterbrochen. Gott lenkt auch immer wieder Schritte mit Klarheit. Er kann Visionen, Träume oder Eindrücke schenken. Diese gilt es zu prüfen anhand der Bibel. Doch solange keine außergewöhnliche Führung vorliegt, dürfen wir aktiv unser Leben planen und gestalten in dem von Gott gegebenen Rahmen, auf Gottes Führung achten und bereit sein für ungewöhnliche Überraschungen (Jakobus 4,13-15).
Marlene Luz
