Wer trägt die Verantwortung für den Verrat von Jesus Christus?

Kurze Antwort

Jesus wurde von einem seiner eigenen Schüler namens Judas Iskariot verraten. Die Frage der Verantwortung und Schuld im Fall Judas wurde viel diskutiert.

Schon relativ am Anfang seines Dienstes hatte Jesus vorhergesagt, dass einer seiner Jünger ihn verraten würde (Johannes 6,64). Viele stellen sich die Frage: Warum hat er Judas dann trotzdem erwählt? War Judas oder letztlich Jesus damit für den Verrat verantwortlich? 

Judas hatte genauso wie alle anderen 11 Jünger die Möglichkeit, Jesus nachzufolgen, alle seine Wunder mitzuerleben und seine Lehren zu vernehmen. Dass Jesus seinen Verrat vorhersah, zeigt lediglich, dass Jesus in seiner Göttlichkeit auch allwissend war, aber nicht, dass er mitschuldig an dem Verrat war. Jesus wusste bei seiner Wahl zwar alles (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) über die Jünger, doch er ließ ihnen einen freien Willen.

 

Judas selbst trägt die Verantwortung für seine Tat   

Der biblische Bericht keine Zweifel offen: Judas von Iskariot war definitiv der Verräter von Jesus. Matthäus und Lukas nennen Judas bei ihrer Aufzählung der 12 Jünger als den, der „ihn verraten hat“, bzw. „den Verräter“ (Matthäus 10,4; Lukas 6,16). Im Johannesevangelium nennt Jesus Judas sogar „Teufel“ (Johannes 6,70). Hatte Judas die Wahl, anders zu entscheiden? Wäre es eine Option für ihn gewesen, Jesus nicht zu verraten? Die Bibel macht uns deutlich, dass jeder Mensch mit einem freien Willen von Gott geschaffen worden ist. Gott kann zwar Einfluss auf das Herz des Menschen nehmen, unterdrückt dabei aber nie den Willen des Menschen. Genau deshalb hat Judas eigenverantwortlich gehandelt und trägt zu 100 % die Verantwortung für den begangenen Verrat.

 

Die Habgier wurde Judas zum Verhängnis 

Während des letzten Abendmahles erwähnte Jesus nochmals, dass ihn einer von den Jüngern verraten würde. Mit dieser Nachricht hatten die Jünger wahrscheinlich nicht gerechnet und so fragte Petrus stellvertretend für alle: „Herr, wer ist es, der dich verraten wird?“ (Johannes 21,20) Und da keiner von ihnen sich das vorstellen konnte, fragte jeder von ihnen ihren Meister: „Doch nicht etwa ich, Herr?“ (Matthäus 26,22) Interessant dabei ist, dass auch Judas selbst diese Frage stellte und in den Grundtenor der anderen Jünger einstimmte, wohl wissend, dass er den Verrat schon in seinem Herzen beschlossen hatte. „Da sagte Judas, der ihn verraten wollte, zu Jesus: ‚Doch nicht etwa ich, Rabbi?‘ Jesus antwortete: ‚Du sagst es!‘“ (Matthäus 26,25) Da die anderen Jünger offenbar nicht verstanden, was Jesus sagte, offenbarte er seinen engsten Vertrauten, wer es sein würde: „Der sein Brot mit mir in die Schale taucht, der wird mich verraten.“ (Markus 14,20) Und genau so geschah es auch. Nachdem sie ihr Brot gleichzeitig eingetaucht hatten, stand Judas auf, um seiner Habgier zu frönen. Judas war verantwortlich für die Verwaltung der gemeinsamen Kasse der Jünger (Johannes 13,29). In der Bibel wird uns die Habgier als eine von vielen Sünden des menschlichen Herzens aufgezählt (Markus 7,21-22). Jesus hatte die Jünger öfter von ihrer zerstörerischen Gefahr gewarnt und dies auch mit einem Gleichnis untermauert (Lukas 12,13-21). Doch Judas musste diese Warnungen in den Wind geschlagen haben und so verriet er Jesus für 30 Silberstücke an die Priester und Schriftgelehrten (Matthäus 26,15-16). Diesen war Jesus schon immer ein Dorn im Auge gewesen und so kam ihnen Judas mit seiner Habsucht ganz gelegen.

 

Ein schlechtes Gewissen allein reicht nicht aus 

Kurz nachdem er Jesus verraten hatte, paradoxerweise mit einem Kuss (Markus 14,44-45), quälte Judas sein schlechtes Gewissen. Anstatt Jesus aufzusuchen und ihn um Vergebung für seine Sünde zu bitten, entschloss er sich, zu den Priestern und Schriftgelehrten zu gehen. Er wollte seine Tat vor ihnen bereuen und ihnen das Geld zurückgeben. Sie sahen allerdings sowohl seine Reue als auch die Rückgabe des Geldes als überflüssig an (Matthäus 27,3-4). Das Geschäft war für sie abgewickelt, sie hatten ihr Ziel erreicht und so gab es gab kein Zurück mehr. Doch hätte Judas sein Herz vor Jesus bereinigt und die Tat vor Gott selbst bereut, hätte sein Leben bestimmt eine andere Wende genommen. Gott ist bereit, jede Sünde zu vergeben, und Jesus ist am Kreuz für alle Sünden der Menschen gestorben (Galater 1,4; Johannes 3,16; Römer 6,10). Judas hätte das auch in Anspruch nehmen können. Doch sein Versuch, sein schlechtes Gewissen mit seinem Gang zu Menschen loszuwerden, wurde ihm zum Verhängnis. Nachdem ihn die Priester und Pharisäer abgelehnt hatten, beging er Selbstmord (Matthäus 27,5). 

 
Nachdem Jesus auferstanden und in den Himmel aufgefahren war, entschieden sich die Jünger, die Lücke, die Judas hinterlassen hatte, zu schließen. Die übrigen 11 Jünger legten Kriterien an den neuen Kandidaten an, beteten und entschieden sich schließlich für Matthias (Apostelgeschichte 1,21-26). 

 

WiGi

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Geändert am: 22.11.2023

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