Wer ist Jesus Christus für uns heute?

Kurze Antwort

Wer Jesus Christus heute ist, kommt ganz auf den Standpunkt an. Sieht man in ihm eine berühmte Persönlichkeit der Geschichte, dann ist sein Leben vorbildlich und seine Lehre interessant. Geht man davon aus, dass er auferstanden ist, dann lebt er heute wie damals. Das heißt: Er begegnet immer noch Menschen, spricht sie an, berührt sie und heilt. Das geschieht durch seinen Geist. Dann gilt allen, die sich für ihn öffnen:Jesus versöhnt mit Gott und gibt ein neues, ewiges Leben.

Ein inspirierender Lehrer 

Wer Jesus als eine Person der Vergangenheit betrachtet, sieht in ihm z.B. einen inspirierenden Lehrer. Besonders beeindruckend ist seine Lehre vom Frieden. Den sollen wir aktiv suchen. Dafür formuliert Jesus die sogenannte Goldene Regel und nimmt uns in die Pflicht. Wir sollen nicht nur meiden, was uns schadet, sondern anpacken, was allen guttut. So sagt er: Behandelt andere Menschen genau so, wie ihr selbst behandelt werden wollt. (Matthäus 7,12)

 

Besonders herausfordernd ist die Lehre von Jesus von der Liebe zu Feinden. Damit sollen wir die Spirale der Gewalt durchbrechen. So sagt er: Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun! Sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch deine andere Backe hin! (Matthäus 5,39) Jesus hat die Liebe zu allen aber nicht nur gelehrt. Er hat sie auch gelebt. Er hat sich z.B. den Menschen am Rand der Gesellschaft zugewandt. Das waren damals Menschen, die ausgegrenzt waren wegen ihres Lebenswandels oder weil sie unheilbar krank waren. 

 

Jesus hat sogar für diejenigen um Vergebung gebeten, die ihn ans Kreuz genagelt haben (Lukas 23,34). Versöhnung, das war sein Thema. Dass er mit dieser Überzeugung ein Opfer der staatlichen Gewalt wurde, hat viele ermutigt, die in ähnlicher Lage waren wie er.   

  

Jesus lebt bis heute 

Jesus bleibt nur eine inspirierende Persönlichkeit der Geschichte, wenn sein Tod am Kreuz das Ende ist. Wenn Jesus aber tatsächlich von Gott nach drei Tagen auferweckt worden ist, dann weitet sich der Blick. Das bedeutet nämlich, dass Jesus bis heute lebt. Denn das Leben nach der Auferstehung ist anders. Vom Tag seiner Auferstehung an ist Jesus nicht mehr an die natürlichen Gesetze dieser Welt gebunden. Er lebt direkt mit Gott und ist damit ewig.  

 

Wenn Jesus heute lebt und wenn er sich nicht aus dieser Welt zurückgezogen hat, dann heißt das: Er begegnet bis heute Menschen. Er hört, was sie sagen, und antwortet. Er berührt sie, wenn sie ihn bitten, und heilt. Er versöhnt sie mit Gott, ihrem Ursprung und Vater, und begleitet sie in eine vertrauensvolle Beziehung zu diesem Gott. 

 

So sagte es Jesus einer Frau, die ihm nach seiner Auferstehung begegnet war: Geh zu meinen Brüdern und Schwestern und richte ihnen von mir aus: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. (Johannes 20,17) Die Versöhnung mit Gott wirkt sich auf das ganze Leben aus. Wer mit Gott versöhnt ist, geht mit den Menschen anders um. Echter, tief empfundener Friede ist und bleibt das oberste Ziel von Jesus und von denen, die ihm vertrauen 

 

Bei Jesus Gott finden 

Die Auferstehung von Jesus wirft aber auch ein besonderes Licht auf sein Leben unter den Menschen. Damals hatte er von sich gesagt, dass er von Gott gesandt, ja, dass er Gottes Sohn ist. Vor allem im Johannesevangelium werden uns Worte von Jesus berichtet, in denen er seine Position an der Seite Gottes klar beschreibt. So kann man z.B. in Johannes 10,36-38 lesen: Der Vater hat mich selbst erwählt und in die Welt gesandt. Wie könnt ihr mir Gotteslästerung vorwerfen, wenn ich sage: Ich bin der Sohn Gottes? Wenn das, was ich tue, nicht die Taten meines Vaters sind, braucht ihr mir nicht zu glauben. Wenn sie es aber sind, dann glaubt wenigstes diesen Taten – wenn ihr schon mir nicht glauben wollt. Dann werdet ihr erkennen und verstehen: Der Vater ist in mir gegenwärtig, und ich bin im Vater gegenwärtig.”  

 

Bei der Geburt von Jesus kam also Gott aus der Ewigkeit in die Zeit. Wer sich fragt, wie Gott ist, der findet die Antwort in der Person von Jesus. Wer sich also mit Jesus beschäftigt und von ihm in der Bibel liest, der lernt Gott immer besser kennen.  

 

Ein Gott, der mit uns leidet 

Umgekehrt gilt: Weil der Mensch Jesus Gott selbst ist, hat Gott am eigenen Leib erfahren, wie es uns Menschen geht. Gott ist keine fremde, ferne Macht, er ist ansprechbar. Wer mit Gott redet, also betet, kann sicher sein, dass er zutiefst verstanden wird. Durch Jesus teilt Gott unsere Freude und unser Leid. Wer sich Zeit nimmt, mit ihm zu reden, der wird Antworten hören und Hilfe erfahren. Dazu schenkt Jesus seinen Heiligen Geist.  

 

Denn so erklärt es Jesus an einem Beispiel: Ihr Menschen seid böse. Trotzdem wisst ihr, was euren Kindern guttut, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten. (Lukas 11,13) 

 

Ein gutes Ende 

Jesus ist nach den Worten der Bibel aber noch weit mehr als eine Einladung Gottes, ihm zu vertrauen und mit ihm zu reden. Das ist schon viel. Und Menschen, für die Jesus ein Vorbild war, haben schon viel Gutes in dieser Welt bewegt.  

 

Aber die Bibel sieht nicht nur die Menschen, sondern auch die ganze Schöpfung. Sie weiß, dass der Gott, der den Kosmos erschaffen hat, sich nach dessen Heilung sehnt. Was von Anfang an sehr gut gedacht war (1.Mose 1,31), belastet und zerstört sich heute selbst. Die Menschheit trägt dabei eine große Verantwortung, der sie einfach nicht gerecht wird.  

 

Deshalb besteht die Aufgabe von Jesus nicht nur darin, das Leben Einzelner zu heilen, sondern die gesamte Welt und Schöpfung. Anzeichen dafür gibt es, wo Menschen sich Jesus heute schon anvertrauen. Die Vollendung steht noch aus. Dabei werden Jesus, sein Tod zur Versöhnung und seine Auferstehung die Schlüssel sein. Mit den Worten des Kolosserbriefs: Alles wurde durch ihn geschaffen und alles hat in ihm sein Ziel. Er ist vor allem da, und in ihm hat alles Bestand. (Kolosser 1,16-17) 

 

Maike Sachs
Pfarrerin und Studienleiterin am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen (www.bengelhaus.de)

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Geändert am: 29.11.2024

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