Die jüdische Regierung hatte vor, Jesus umzubringen. Allerdings war Jesus beim Volk beliebt und deshalb konnten sie ihn nicht gefangen nehmen, denn tagsüber war er bei seinen Vorträgen im Tempel von vielen Zuhörern umgeben. Diese hätten mit einem Aufstand reagiert. Also suchte der Hohe Rat eine Gelegenheit, wo Jesus nicht von dieser Menge umgeben war. Judas Iskariot verriet ihnen den Aufenthaltsort von Jesus, indem er sie zum Ölberg führte, wo sie ihn ergreifen konnten.
Judas war ein Jünger von Jesus
Judas Iskariot war der Sohn Simons (vgl. Johannes 6,71). Sein Beiname „Iskariot” bedeutet vermutlich „Mann aus Kariot” und wurde zur Unterscheidung von einem anderen Jünger, der auch Judas hieß, gebraucht (vgl. Johannes 14,22).
Judas gehörte zu den 12 Jüngern von Jesus (vgl. Matthäus 10,4; Markus 3,19). Das bedeutet, dass er dessen Predigten hörte, seine Wunder sah und selbst von Jesus beauftragt wurde, zu predigen und Wunder zu tun. Jesus offenbarte den übrigen Jüngern sehr früh, dass sich unter seinen Nachfolgern ein Verräter befände, womit er Judas meinte. Jedoch nannte er ihnen nicht seinen Namen (vgl. Johannes 6,70-71). Judas hatte die Verantwortung erhalten, die Gemeinschaftskasse zu verwalten, allerdings veruntreute er dieses Geld (Johannes 12,6).
Die Intrige der jüdischen Regierung
Die jüdische Regierung hatte vor, Jesus umzubringen. Allerdings war Jesus beim Volk beliebt und deshalb konnten die Hohepriester ihn nicht gefangen nehmen, denn tagsüber war er bei seinen öffentlichen Vorträgen im Tempel von vielen Zuhörern umgeben. Diese hätten auf eine Verhaftung von Jesus mit einem Aufstand reagiert (vgl. Markus 14,1-2). Also suchte der Hohe Rat eine Gelegenheit, wo Jesus nicht von dieser Menge umgeben war. Sie wollten herausfinden, wo er hinging, nachdem er den Tempel verließ. Das war aber gar nicht so einfach, denn während des jüdischen Passahfestes war es beinah unmöglich, den Aufenthaltsort eines einzelnen Festpilgers ausfindig zu machen. Während den Wallfahrtsfesten kamen etwa 75.000 Pilger zu den schon ca. 25.000 Einwohnern in Jerusalem hinzu. Deshalb suchten die Feinde von Jesus Hinweise zu seinem nächtlichen Aufenthaltsort. Judas Iskariot bot an, sie zu ihm zu führen.
Jesus kannte Judas’ Plan
Als eines Tages eine Frau die Füße von Jesus mit teurem Öl salbte, kommentierte Judas, dass man das Geld lieber den Armen hätte geben sollte. Das sagte er nicht aus Sorge um die Armen, sondern weil er das Geld für sich behalten wollte (Johannes 12,6). Jesus tadelte Judas’ Einstellung, woraufhin dieser zu den Hohenpriestern ging und ihn für 30 Silberlinge verriet (vgl. Markus 14,3-11, Matthäus 26,15). 30 Silberlinge entsprachen wahrscheinlich dem Monatslohn eines Tagelöhners. Mit dieser Summe konnte man sich in jener Zeit ein Grundstück kaufen (vgl. Apostelgeschichte 1,18). Alle vier Evangelien bezeugen einstimmig, dass Jesus von Judas’ Vorhaben wusste (vgl. Markus 14,18). Allerdings zwang er ihn dazu, seinen Plan verzögert auszuführen. Jesus wollte das Passahfest nach damaliger Vorschrift ungestört mit seinen Jüngern in Jerusalem feiern. Es bestand jedoch das Risiko, dass Judas den Ort, an dem Jesus das letzte Abendmahl einnehmen wollte, verraten würde. Deshalb traf Jesus besondere Vorkehrungen: Als er Petrus und Johannes am Gründonnerstag in die Stadt sandte, um einige organisatorische Angelegenheiten zu klären, verschwieg er ihnen sowohl den Namen als auch die Anschrift des Hauseigentümers. Stattdessen erhielten sie eine seltsame Wegbeschreibung: „Geht in die Stadt. Dort werdet ihr einem Menschen begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm ...“ (Markus 14,13–15). Wahrscheinlich hatte Jesus das zuvor mit dem Hausbesitzer abgesprochen. So konnte Judas die Feinde nicht schon früher zu Jesus führen.
Judas verriet Jesus
Bei der Feier des letzten Abendmahls sagte Jesus in Anwesenheit seiner Jünger, dass Judas ihn verraten würde. Daraufhin trennte sich Judas von ihnen. Er wusste, dass sich Jesus häufig mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane aufhielt. Also offenbarte er dem Hohen Rat den nächtlichen Aufenthaltsort von Jesus, indem er sie zu ihm auf den Ölberg fernab der Stadt führte, wo sie ihn ohne Volksaufstand ergreifen konnten. Gefolgt von römischen Soldaten machte er ihnen Jesus kenntlich, indem er ihn mit einem Kuss verriet (vgl. Lukas 22,47-54; Johannes 18,1-11). Deshalb kann man in den Evangelien lesen, dass Judas Jesus „ausgeliefert” hat (vgl. Markus 3,19).
Am nächsten Tag erkannte Judas, dass Jesus zum Tod verurteilt wurde. Sein Gewissen plagte ihn so sehr, dass er zum Tempel rannte, voller Reue die 30 Silberlinge hinwarf und sich dann umbrachte (vgl. Matthäus 27,3-19; Apostelgeschichte 1,16-19). Seine Intrige führte dazu, dass sein Name zum Inbegriff für alle Verräter wurde. Obwohl Jesus Judas von Anfang an durchschaute, wählte er ihn trotzdem als Jünger, vertraute ihm die Gemeinschaftskasse an und beauftragte ihn zu predigen. Jesus sagte über ihn, dass er „besser nie geboren worden” wäre (vgl. Matthäus 26,24) und dass er der einzige Jünger sei, der nicht von Jesus gerettet wurde (vgl. Johannes 17,12).
Judas hat willentlich gehandelt
In einer durch und durch verdorbenen Welt war es unumgänglich, dass der einzig vollkommene Gerechte die Verachtung der Mitmenschen auf sich lenken würde. Jedoch war Judas nicht dazu gezwungen, Jesus zu verraten. Er hätte wie die anderen Jünger Jesus treu bleiben können. Doch er entschied sich bewusst dagegen. Der Teufel verführte Judas zu dieser grausamen Tat und er gab der Versuchung nach (vgl. Lukas 22,3; Johannes 13,3.27).
Der Hohe Rat hätte auch ohne Judas’ Hilfe eine Möglichkeit gefunden, um Jesus zu töten. Robert Spaemann erzählte die Geschichte eines hervorragenden Malers. Dieser besaß die Fähigkeit, grässliche Farbkleckse, die jemand als Sabotageakt auf seine Bilder malte, so zu bearbeiten, als hätte er sie von Anfang an beabsichtigt. So gebrauchte Gott auch Judas, um zu seinem Ziel zu kommen.
Jada Morgenstern