Welche Bildung hatte Jesus Christus?

Kurze Antwort

Jesus konnte lesen und schreiben. Als Kind fiel außerdem schon durch seine außergewöhnliche Einsicht auf (Lukas 2,47). Später erlernte er den Beruf eines Bauhandwerkers oder Zimmermanns. Mit 30 trat Jesus als Rabbi (Lehrer, Meister) an die Öffentlichkeit. Seine außergewöhnliche Weisheit und Vollmacht waren ihm von Gott, seinem Vater, verliehen worden. Seine eigentliche Mission war es, Menschen von ihrer Sünde zu erlösen und mit Gott in Verbindung zu bringen.

Jesus, der Bauhandwerker 

Jesus wuchs im galiläischen Nazareth in einer Handwerkerfamilie auf. Maria, die Mutter von Jesus, war mit Josef, einem Zimmermann, verheiratet. Allerdings war Jesus nicht nur der Sohn eines Zimmermanns (Matthäus 13,55). Er hat diesen Beruf auch selbst gelernt und ausgeübt. Auf Jesus deutend fragten die Leute: „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn von Maria? Ist er nicht der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon?“ (Markus 6,3). Josef war vermutlich schon tot, als Jesus als 30-Jähriger an die Öffentlichkeit trat. Es liegt nahe, dass Jesus als ältester Sohn den Betrieb seines Vaters weitergeführt hat, bis seine jüngeren Brüder nachgerückt waren. 

 

Einen Beruf zu erlernen hieß zur Zeit des Neuen Testamentes nicht, eine duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule zu absolvieren, um am Ende den Gesellenbrief zu erhalten. Eher gab in einer Handwerkerfamilie eine Generation ihre Fertigkeiten an die nächste weiter. Anhand der Überreste früherer Werkstätten und der Funde von Werkzeugen lässt sich einiges über die Arbeit eines damaligen Zimmermannes sagen: Viele Häuser wiesen Holztüren und Dachbalken auf; in größeren Gebäuden waren auch Böden und Wände mit Holz verkleidet. Bei entsprechenden Kenntnissen war der Zimmermann sowohl Bauhandwerker als auch zugleich Möbelschreiner. – Doch Details aus der Berufstätigkeit speziell von Jesus sind nicht überliefert. 

 

Jesus, der Rabbi/Lehrer 

Zum Thema „Bildung von Jesus Christus“ gehört noch ein anderer Aspekt. Anlass für die Frage von Nazarets Bürgern: „Ist dieser nicht der Zimmermann …?“ war, dass Jesus mit etwa 30 Jahren anfing, in den Synagogen und unter freiem Himmel zu lehren. In diesem Zusammenhang attestierten die Leute ihm eine außergewöhnliche Weisheit (Markus 6,2). Diese Weisheit war Jesus schon als 12-Jährigem gegeben (Lukas 2,47). Später sprachen etwa seine Jünger, der Pharisäer Nikodemus und andere Jesus mit „Rabbi“ an (Johannes 1,38; Johannes 3,2; Markus 9,5; Markus 11,21 u.v.m.). Rabbi bedeutet „Meister“ oder „Lehrer“ – ein Titel, den man ehrfurchtsvoll gebrauchte.  

 

Wie hatte Jesus diese „Bildung“, seine Weisheit und Vollmacht erworben? Eine theologische Schule hatte er wohl nicht besucht; Juden aus Judäa fragen jedenfalls verwundert: „Wieso kennt er die Heilige Schrift so gut? Er ist doch gar nicht darin ausgebildet!“ (Johannes 7,15). Darauf gab Jesus zu verstehen, dass er die Lehre dessen weitergab, der ihn gesandt hatte, also Gottes. Jesus hatte eine wesenhafte Beziehung zu Gott, die niemand sonst je hatte und hat. Als Jesus von Nazaret war er eine historische Person mit zwei Naturen: Er war göttlich und menschlich – beides in vollkommener Weise.  

 

Lernen musste Jesus trotzdem. Er musste sich aneignen, was man als Mensch lernen muss, also Eigenschaften, die er als Gott im Himmel nie brauchte. Dazu gehört „Gehorsam“, wie es in Hebräer 5,8 heißt; Vers 9 sagt, dass er darin sozusagen die Meisterprüfung bestanden hat 

 

Aufgrund der Tatsache, dass es keine Texte gibt, die Jesus verfasst hat, bezweifeln manche, dass er überhaupt lesen und schreiben konnte. Die Erwähnung, dass Jesus einmal etwas in den Sand schrieb (Johannes 8,6 und 8), scheint zu vage. In Lukas 4,16-21 jedoch wird berichtet, wie Jesus in der Synagoge seines Heimatdorfes Nazaret eine Passage aus einer Jesaja-Schriftrolle vorlas. Jesus konnte also lesen. Es muss zu seiner Zeit – neben der Synagoge – schon so etwas wie ein Schulwesen gegeben haben. In der jüdischen Mischna findet sich folgende Stelle: 

 

„Mit fünf Jahren soll ein Junge die Schrift lernen. Mit zehn Jahren die Mischna. Mit dreizehn soll er die Gesetze einhalten. Mit fünfzehn soll er den Talmud lernen. Mit achtzehn soll er heiraten, mit zwanzig einen Beruf ergreifen. Mit dreißig erreicht er seine volle Lebenskraft, mit vierzig Einsicht, mit fünfzig weisen Rat, mit sechzig das Alter …“ (Mischna Avot 5,21).  

 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Jesus im Kindesalter lesen und schreiben gelernt. Zu seiner Zeit bedeutete Handwerker zu sein und aus einfachen Verhältnissen zu stammen keineswegs Analphabetismus. – Und selbst wenn Jesus, Petrus, Johannes und die anderen Mitbegründer des Christentums keine Grundschule besucht haben sollten, überrascht doch die Auswirkung ihrer Predigt auf eine unvorstellbar große Zahl von Menschen umso mehr. 

 

Jesus, der Retter 

Was stand in der Schriftrolle, aus der Jesus in Nazaret vorgelesen hatte? Es war der prophetische Abschnitt Jesaja 61,1: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu bringen und gebrochene Herzen zu heilen. Den Gefangenen soll ich zurufen, dass sie frei sind und ihre Fesseln gelöst werden... (Lukas 4,18).  

 

Der eigentliche Auftrag, zu dem ihn sein himmlischer Vater gesandt und wozu der Heilige Geist ihn bevollmächtigt hatte, war, zu predigen und uns Menschen schließlich von unseren Bindungen zu befreien. Das brachte Jesus allergrößte Nachteile ein: Er musste unsagbar leiden und am Ende wie ein Verbrecher am Kreuz sterben. Er tat es trotzdem, weil er seinem himmlischen Vater gehorsam war. Und er tat es aus Liebe zu verlorenen Menschen, die in Schuld und Sünde gefangen sind und darin zerstört („zerschlagen“) werden. Wer dem Retter Jesus vertraut, erlebt eine einzigartige Befreiung: neues, ewiges Leben. 

 

Vor seinem Tod am Kreuz rief Jesus aus: „Es ist alles vollbracht!“ (Johannes 19,30). Man könnte auch sagen: „Ich habe es absolviert oder erfolgreich beendet.“ Als Jesus für uns am Kreuz hing, spielte seine Berufs- oder sonst eine Ausbildung keine Rolle mehr. Er hat die Erlösung absolviert, die jedem zugutekommt, der Jesus Christus vertraut. 

 

 

Markus Wäsch 

Stiftung der Brüdergemeinden 

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Geändert am: 12.09.2024

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