Welche Bedeutung hat die Kreuzigung von Jesus Christus?

Kurze Antwort

Die Kreuzigung von Jesus hat die Weltgeschichte verändert. Ihre Bedeutung kann gar nicht überschätzt werden. Durch die Kreuzigung von Jesus Christus entstand das ChristentumMit der Kreuzigung von Jesus Christus hatte Gott selbst gehandelt. Das bezeugten die Jünger, die Nachfolger von Jesus (Apostelgeschichte 2,23). Durch die Kreuzigung ist die Trennung zwischen Gott und Menschen aufgehoben (Sünde; vgl. 1.Petrus 2,24) und Gott schenkt den Menschen ewiges Leben (Römer 6,22-23).

Die Kreuzigung von Jesus Christus ist historisch gesehen ein einmaliges Ereignis. Jesus Christus hat in seinem Leben weder eine uns erhaltene Schrift verfasst noch politisch etwas Außergewöhnliches erreicht. Dennoch hat seine Kreuzigung die gesamte Weltgeschichte geprägt. Bereits den allerersten Christen war klar: Die Kreuzigung ihres Anführers und Freundes war ein Ereignis kosmologischen Ausmaßes. Gott selbst hat sich am Kreuz mit dieser Welt versöhnt und die Trennung zwischen Schöpfer und Geschöpf – Gott und Mensch – aufgehoben. Dabei hat er selbst in dem Menschen Jesus Christus seinen Zorn über die Verlorenheit und die Bosheit dieser Welt getragen und Menschen befreit, geheilt, vergeben und erlöst. 

 

Doch warum braucht es diese Befreiung, Heilung, Vergebung und Erlösung? 

 

Die Notwendigkeit der Befreiung 

Die Bibel spricht von einer Gefangenschaft des Menschen in Sünde. Wir werden als Sklaven der Sünde beschrieben (Römer 6,16). Sünde ist nicht einfach mal eine böse Tat oder zu viel Sahnetorte zu essen. Sünde ist das Zerstören von gelungenen Beziehungen: zu anderen Menschen, zu mir selbst und vor allem zu Gott. Es geht also nicht um falsche Schuldzuweisungen oder darum, Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen. Es geht um die Erfahrung, dass wir andere und uns selbst immer wieder verletzen. Die Bibel beschreibt den Menschen als ein Gegenüber Gottes und als Beziehungswesen (1.Mose 1,27; 1.Mose 2,18). Wenn wir unseren Beziehungen entsprechend leben und diese befördern, leben wir gerecht. Leben wir gegen diese Beziehungen, so werden wir dem Gegenüber nicht gerecht. Damit zerstören wir den Frieden der Beziehung und letztlich endet unser gesundes Verhältnis zu anderen. 

 

Jede Beziehung hat bestimmte Verhaltensweisen, die ihr entsprechen. Einem Polizisten im Straßenverkehr begegnen wir anders als unserer Mutter. Eine sachliche und distanzierte Antwort gegenüber der Polizei bei einer Straßenkontrolle würde die eigene Mutter verletzen und ihr nicht gerecht werden. Auch gegenüber Gott gibt es bestimmte Verhaltensregeln. Das Verhältnis zu ihm ist prinzipiell ein anderes, weil er Gott und nicht Mensch ist. Als Schöpfer steht es ihm zu, diese Welt zu gestalten und zu bestimmen, wie die Dinge zu laufen haben. Wenn wir das grundsätzlich infrage stellen, unterstellen wir Gott, es nicht gut gemacht zu habenUnd das wird der Beziehung zu ihm nicht gerecht. 

 

Genau das ist beim ersten Sündenfall passiert (1.Mose 3). Damit wurde die Beziehung zwischen Gott und Menschen gestört und wir werden dieser Beziehung nicht gerecht. Wir sind dazu verdammt, in dieser gestörten Beziehung leben. Unser Verhältnis zu Gott ist nicht in Ordnung. Wir haben keine Wahl. Damit sind wir Sklaven der Sünde. Diese Sünde quält uns. Zunächst einmal als Fakt in dieser Welt. Denn wir leiden darunter, dass viele Menschen uns nicht so behandeln, wie es unserem Wert als Mensch und unserer gegenseitigen Beziehung entsprechen würde. Wir leiden aber auch daran, dass wir anderen Menschen nicht gerecht werden. 

 

Daher müssen wir von dieser Beziehungsstörung befreit werden. Beziehungen werden aber nur dann wieder gut, wenn man sich entschuldigtUnd wenn Dinge wirklich falsch gelaufen sind, müssen sie wieder gutgemacht werden. Da das Ende von Beziehungen nach dem biblischen Verständnis der Tod ist, ist die Konsequenz aus der Sünde der Tod (Römer 3,23). Diese Konsequenz hat Jesus Christus am Kreuz getragen. Er ist gestorben. Da er aber nicht ein einfacher Mensch war, sondern Gott und Mensch zugleich, gilt sein Tod als Befreiung für die gesamte Menschheit. Er hat uns aus der Sklaverei der Sünde befreit und den Weg zu Gott wieder hergestellt (Johannes 14,6). 

 

Die Notwendigkeit der Heilung 

Durch die Sünde kam also der Tod in die Welt. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Körper und die Natur. Damit kam auch Krankheit in diese Welt. Diese gab es am Anfang der Schöpfung gar nicht. Aber auch für unsere inneren Verletzungen und die gesamte Welt braucht es eine Heilung und Erlösung. Die Bibel sagt: Durch den Tod von Jesus am Kreuz hat er die Krankheit, deTod und die inneren Verletzungen, das Leid der ganzen Welt getragen und stellvertretend auf sich genommen (Jesaja 53,5; 1.Petrus 2,24). 

 

Die Notwendigkeit der Vergebung 

Wenn man Sünde als gestörte Beziehung versteht, wird auch klar, warum es die Vergebung braucht. Jesus Christus wird dabei die Sünde zugerechnet, die der einzelne Mensch begangen hat. Er nimmt die Sünde auf sich. Es gibt sozusagen einen Vertragsbruch zwischen Gott und den Menschen. Dieser Vertrag besteht zwischen jedem Menschen und Gott als seinem Schöpfer. Wenn ein Vertrag gebrochen wird, dann muss der entstandene Schaden kompensiert werden. Genau das hat Jesus Christus getan. Mit dem Tod am Kreuz hat er für unsere Schuld Gott gegenüber bezahlt (Kolosser 2,13-14; 1.Petrus 1,18-19). Damit steht der Vergebung, also der Wiederherstellung der Beziehung, nichts mehr im Wege. 

 

Die Notwendigkeit der Erlösung 

Durch die Sünde sind wir in dieser Welt gefangen, die zwar von Gott gut geschaffen wurde, nun aber unter der Sünde der Menschen leidet (Römer 8,20-22). Wir sind innerhalb dieser Welt in dem Machtbereich des Satans (1.Johannes 5,19). Das bedeutet, dass diese Welt nicht nach Gottes Willen funktioniert. Gott ist das Leben und Frieden. Eine Beschreibung einer Welt, wie Gott sie sich gedacht hat, findet sich beispielweise in Jesaja 11. Dort liegen Lamm und Löwe friedlich beieinander und das Kind spielt bei der Giftschlange. Das bedeutet: Die Auswirkung der Sünde, Beziehungen ihren Frieden zu nehmen und Gegeneinander zu bewirken, hat diese Welt insgesamt verändert und prägt sie. Daher ist diese Welt der Machtbereich Satans, denn er ist der Herr des Chaos und der Vater der Lüge (Johannes 8,44). Aus diesem Bereich des Satans befreit uns der Tod von Jesus Christus. Er schenkt uns in Gott ewiges Leben, auch wenn wir sterben (Hebräer 2,14, Johannes 11,25-26). 

Dies ist die Bedeutung der Kreuzigung von Jesus aus christlicher Perspektive. Damit steht sie im Zentrum des christlichen Glaubens. Allerdings ist es nicht allein die Kreuzigung, die den Kern der Überlieferung ausmacht. Die Geburt, das Leben und die Auferstehungvon Jesus sowie das Wirken des Heiligen Geistes spielen dabei auch eine wesentliche Rolle. 

 

 

Matthias Meister 

Interkulturelle Theologische Akademie 

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Geändert am: 15.02.2024

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