Was bedeutet es, dass Jesus der Weinstock ist?

Kurze Antwort

Jesus sagt über sich: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Das bedeutet: Ohne Jesus können wir in unserem geistlichen Leben nichts erreichen, egal, wie sehr wir uns anstrengen. Alle Kraft und alle Nährstoffe kommen von ihm. Deshalb ist die Verbindung zu ihm entscheidend. Für Veränderungen („Früchte“) müssen wir geduldig auf Gottes Zeitplan und Pflege vertrauen.

Hudson Taylor war ein bekannter Missionar im 19. Jahrhundert. Er hatte bereits viele „Dienstjahre“ auf dem Buckel, als ein Brief sein Leben nachhaltig veränderte. Taylor hatte sich mit ganzer Kraft in China eingesetzt und trotzdem war das Gefühl geblieben, er werde nie genug leisten können. Da erinnerte ihn ein Freund in einem Brief an das Wort Jesu aus Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.“ Jesus drückt sich hier ganz klar aus – vom Weinstock her fließen den Reben die Nährstoffe zu. Ohne diese Verbindung geht gar nichts. Da können die Reben noch so viel Reben sein, ohne den Weinstock werden sie nicht wachsen. Er ist es, der gibt, was sie zum Leben brauchen, und der sie reifen lässt, sodass sie dem Winzer gefallen. Hudson Taylor wurde anhand dieses Bibelwortes bewusst, wie sehr er all die Zeit über versucht hatte, sich die Kraft Jesu selbst zu erarbeiten. Er konnte sie sich nicht einfach zuströmen lassen, sondern meinte, sie machen oder herbeiglauben zu müssen. Taylor hatte sich abgemüht, genug eigene Anstrengung aufzubringen, und dabei sich selbst, die Rebe, mit dem Weinstock Christus verwechselt. Doch weder in der Familie noch an der Arbeit noch in der Gemeinde bin ich die Quelle, aus der andere trinken. Ich muss nicht die Stärke haben, die für alle reicht. Christus schenkt die gute Frucht und alles, was es auf dem Weg dahin braucht.

 

Sogar wo Menschen mit der Kraft Jesu rechnen, wirkt es trotzdem manchmal, als würde sich über Jahre hinweg nichts bewegen. Das treue Gebet für den Ehepartner scheint keinen Unterschied zu machen. Die Lebensumstände der Freundin wandeln sich kaum zum Besseren. Ich scheitere an der Veränderung schlechter Angewohnheiten. Das Versprechen bleibt: Wer mit Jesus Christus verbunden ist, der setzt sich nicht vergebens ein. Wer Rebe am Weinstock Jesu ist, der trägt Frucht, die bleibt. Dabei weiß der Weingärtner, dass gute Ernte Zeit und die richtige Pflege braucht. Nicht alle Trauben werden gleichzeitig reif, nicht alle Reben tragen gleich viel. Ein Leben vor Gott erfordert Geduld und eine gehörige Portion Barmherzigkeit – mit anderen und mit sich selbst. Wo Ihnen Ihre Frucht mager und mickrig vorkommt, seien Sie daran erinnert: Gott selbst sagt, mehr als alles andere geht es um die Verbindung zu ihm. Mehr alles andere müssen Sie wissen, dass Sie an Jesus Christus hängen, der der wahre Weinstock ist: ganz herausgefordert und ganz in die Nachfolge gerufen, aber ganz beschenkt und ganz abhängig.

 

Es gibt keinen Moment, an dem unsere Anstrengung und unser Erfolg sich aus irgendetwas Anderem speisen würden als aus dem, was Christus schenkt. Er lädt ein, zu ihm zu kommen und bei ihm zu bleiben. Hier geschieht Wachstum, aber eben nicht aus eigener Kraft. Deswegen: Bei Jesus sind wir richtig. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben. Bei Jesus ist Leben drin auch für uns.

 

 

Lea Weber

Albrecht-Bengel-Haus (https://www.bengelhaus.de/)

(Erschien ursprünglich in Theologische Orientierung Nr. 208, S. 6 mit dem Titel "Bei Jesus bleiben—vom Weinstock und seinen Reben")

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Geändert am: 14.08.2024

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