Was bedeutet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus heute?

Kurze Antwort

Der Ausdruck „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ stammt von den ersten Nachfolgern von Jesus und ist u. a. als Wunsch in den Briefen des Neuen Testaments zu finden. Er beschreibt all das, was Gott einem Menschen schenken will und was ihn zum Positiven verändert, z.B. die Vergebung der Schuld oder eine neue besondere Stellung vor Gott. Diese Dinge können wir durch den Glauben und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus empfangen. Weil Jesus von den Toten auferstand, ist diese Gnade bis heute zugänglich.

Gnadeein Wunsch aus Erfahrung 

Der Ausdruck „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ findet sich in diesem Wortlaut einige Male in den Briefen des Neuen TestamentsEtwa im Brief des Paulus an die Römer (siehe Römer 16,20), im zweiten Brief an die Korinther (siehe 2.Korinther 8,9) oder in den beiden Briefen an die Thessalonicher (siehe 1.Thessalonicher 5,28 und 2.Thessalonicher 3,18). Meistens taucht er in den Schlussworten der Briefe auf und ist etwas, was der Schreiber seinen Lesern wünscht.  

 

Der Ausdruck hat seine Wurzeln jedoch bereits in den Heiligen Schriften des Alten Testaments. So heißt es zum Beispiel in den Psalmen, einem Gebets- und Gesangsbuch der Israeliten (und später der Nachfolger von Jesus): „Doch die Güte [=Gnade] des Herrn bleibt bestehen, von Anfang an bis in alle Zukunft. Sie bleibt bei denen, die zu ihm gehören“ (Psalm 103,17). Menschen haben Gottes Gnade besungen, weil sie sie erlebt haben. Aber was bedeutet das? 

 

Was bedeutet Gnade? 

Zum einen bedeutet Gnade, dass jemandem etwas erspart bleibt, was man eigentlich verdient hat. So schildert das erste Buch der Bibel eine Begebenheit, bei der ein Mann seinen eigenen Bruder betrügt und viele Jahre später alles wiedergutmachen möchte – mit den Worten: „Wenn ich Gnade bei dir gefunden habe“ (1.Mose 33,10). Liest man die Geschichte weiter, erfährt man, dass er seine verdiente Strafe nicht bekommt, weil sein Bruder ihm vergibt. So sieht Gnade also praktisch aus. Auch bei Gott ist diese Eigenschaft zentralEtwa wenn er seinem Volk, das immer wieder ungehorsam ist, seine Sünden vergibt. So heißt es in einem wichtigen israelitischen Glaubensbekenntnis: Gott ist reich an Barmherzigkeit und Gnade, unendlich geduldig und voller Güte und Treue“ (nachzulesen in 2.Mose 34,6). 

 

Zum anderen bedeutet Gnade aber auch, in eine privilegierte Stellung versetzt zu werden. So heißt es bereits auf den Anfangsseiten der Bibel: „Noah aber fand Gnade beim HERRN“ (1.Mose 6,8)Das bedeutet, dass Gott ihn in besonderer Weise gebraucht hat, um einen Neuanfang mit der Welt zu machen (siehe 1.Mose 69). Auch dieser positive Aspekt ist also im Ausdruck „Gnade“ enthalten. Gottes eingreifende Hilfe wird ebenfalls als „Gnade“ bezeichnet, etwa in den Psalmen, wo die Menschen sehr häufig um Gottes Gnade flehen (siehe beispielsweise Psalm 6,5). 

 

Jesus Christus: die Gnade in Person 

Es ist also die logische Schlussfolgerung, dass auch Jesus Christus als Gottes Sohn seine Gnade zeigt. In einem der vier Evangelien heißt es sogar: „Durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen.“ (Johannes 1,17) Jesus ist sozusagen Gottes Gnade in Person. An der Art und Weise, wie Jesus mit den Menschen seiner Zeit umgeht, wird deutlich, was Gottes Gnade wirklich bedeutet. Der Apostel Paulus verdeutlicht mit einem bildhaften Vergleich treffend das Ausmaß der Gnade von Jesus: „Ihr wisst ja, welche Gnade uns unser Herr Jesus Christus erwiesen hat: Obwohl er reich war, wurde er arm für euch. Denn durch seine Armut solltet ihr reich werden.“ (2.Korinther 8,9) 

 

Die Kreuzigung von Jesus erweist sich als der Tiefpunkt der menschlichen Ungerechtigkeit – aber als ein Höhepunkt der Gnade Gottes. Denn am Kreuz findet durch den stellvertretenden Tod von Jesus die ultimative Vergebung der Schuld vor Gott statt: „Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben. Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist.“ (Epheser 1,7) 

 

Aber Jesus ist nicht nur gestorben, sondern auch auferstanden und er lebt. Deshalb war diese Gnade nicht nur einmalig da, sondern kann auch heute noch in Anspruch genommen werden. Und es ist von Bedeutung, dass es dabei um „die Gnade unseres Herrn“ geht: Jesus demonstriert durch seine Auferstehung, dass er wirklich der Herr über alles ist, weil sogar der Tod ihm untertan ist. Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde, sagte Jesus kurz nach seiner Auferstehung (Matthäus 28,18). Durch die Gnade von Jesus ist es für Menschen möglich, ihr Leben völlig von Gott verwandeln und wiederherstellen zu lassen: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die allen Menschen Rettung bringt. Sie bringt uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den menschlichen Begierden loszusagen. Dann können wir in dieser Welt als besonnene und gerechte Menschen leben und unseren Glauben ausüben.“ (Titus 2,11f) 

 

Jesus ist in den Himmel aufgefahren und wird eines Tages auf die Erde zurückkehren, um das Böse endgültig zu beseitigen und als König zu herrschen. Deshalb ist „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ mehr als ein frommer Wunsch oder eine religiöse Floskel. Diese Gnade besteht zum einen in der Vergebung der persönlichen Schuld, zum anderen in einem neuen privilegierten Zustand, der das Leben verändertAn der Frage, ob man diese Gnade erlebt hat, wird sich entscheiden, wer in alle Ewigkeit zu Gott gehören wird und wer nicht. 

 

 

Alexander Dalinger  

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Geändert am: 26.02.2024

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