Warum wurde Jesus Christus von Maria geboren?

Kurze Antwort

Jesus Christus, der Sohn Gottes, kam nicht als mächtiger Herrscher, sondern als kleines Kind zur Welt. Er blieb wahrer Gott und wurde zugleich wahrer Mensch. Deshalb wurde er von Gott gezeugt und von Maria, seiner Mutter, geboren.

 

Schon Jahrhunderte zuvor hatte Gott den Propheten des Volkes Israel das Kommen eines Retters und die Umstände seiner Geburt geoffenbart. Alles geschah dann genau so, wie es vorhergesagt war.

Barmherzigkeit triumphiert über Zorn und Gericht 

Die Bibel berichtet auf den ersten Seiten, dass die Menschheit durch die Sünde des Ungehorsams die Nähe Gottes im Paradies verlor. Das war ein sehr folgenschwerer Verlust, denn nun warder ewige Tod unaufhaltsam. Für jeden Menschen galt der eherne Beschluss: „… zum Erdboden wirst du zurückkehren. Denn aus ihm bist du gemacht: Staub bist du und zu Staub kehrst du zurück. … Gott jagte den Menschen fort“ aus dem Paradies (1. Mose 3,19.24a).

 

Dieser Zustand dauerte Jahrtausende lang an. Mit wenigen Ausnahmen erlitten die Menschen den Tod. Aber Gottes Barmherzigkeit war größer. Er hatte einen Rettungsplan, damit die Menschen wieder für alle Ewigkeit in seiner Nähe sein konnten. Um die Menschen darauf vorzubereiten, ließ Gott in seiner Güte den Propheten Jesaja schon im 8. Jahrhundert v.Chr. zwei erstaunliche Dinge schauen, aufschreiben und verkündigen: 

 

a) „Der Herr wird euch von sich aus ein Zeichen geben. Ihr werdet sehen: Die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Den wird sie Immanuel, Gott mit uns, nennen“ (Jesaja 7,14). 

 

b) Im nördlichen Israel liegt Galiläa. Wer fromm war, sprach verächtlich von diesem Landstrich als vom „Galiläa der Heiden“. Doch genau dort, so hatte es Gott beschlossen, würde er Licht ins Dunkel bringen. Im Buch Jesaja heißt es: „Gott, du lässt sie laut jubeln, du schenkst ihnen große Freude. … Denn uns wurde ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt worden. Ihm wurde die Herrschaft übertragen. Er trägt die Namen: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater, Friedefürst. Seine Herrschaft ist groß und bringt Friede ohne Ende“ (Jesaja 9,2.5-6). 

 

Gott ließ also ankündigen: Eine Jungfrau wird ein Kind, den Sohn, zur Welt bringen. Dieser Sohn bringt alles mit, wonach sich bekümmerte, unterdrückte und an den Tod verlorene Menschen sehnen. Doch wann würde dieses Ereignis eintreten? Das ließ Gott offen. 

 

Ein Zeitgenosse von Jesaja war der Prophet Micha. Er erfuhr durch Gottes Geist den Geburtsort dieses Kindes: „Du aber, Betlehem Efrata, bist zu klein, um zu den Landstädten Judas zu zählen. Doch aus deiner Mitte soll einer kommen, der Herrscher sein wird in Israel. Seine Wurzeln reichen zurück bis in die Urzeit, seine Herkunft steht von Anfang an fest. Darum wird die Not nur so lange anhalten, bis eine Frau das Kind zur Welt gebracht hat“ (Micha 5,1-2). 

 

Gott hatte Israel als sein besonderes Volk ausgewählt und dort sollte auch sein Sohn zur Welt kommen. Im Verlauf seiner wechselvollen und oft leidvollen Geschichte hat das Volk Israel deshalb auf dieses Kind, „auf den Trost Israels“ gewartet (vgl. Lukas 2,25-33)

 

Unfassbar: Gott wird ein Mensch  

Doch hatte Gott keine spektakulärere Möglichkeit, Jesus Christus zur Rettung der Menschheit auf die Erde zu bringen? In einer Art Raumschiff zum Beispiel? Warum sollte sein göttlicher Sohn so wie natürlicherweise alle Menschen als kleines Baby geboren werden? 

 

Es wäre unserem begrenzten menschlichen Verstand vielleicht fassbarer, wenn Jesus spektakulär aus einem Raumschiff heraus auf die Erde getreten wäre. Aber von Gott selbst gezeugt, als Embryo in einem Mutterleib herangewachsen und daraus mittels Wehen hinausgetrieben in unsere Welt, Windeln statt Raumschiff – das sollte Gottes Sohn sein?! Ein hilfloser, ohnmächtiger Säugling, der aufwachsen musste wie jedes Menschenkind?! Unfassbar. Aber das war Gottes Plan, um uns Menschen aus unserem Schlammassel der Sünde zu retten, in dem wir seit Urzeiten gefangen waren.   

 

„Alle Jahre wieder“ feiern wir Weihnachten. Doch alles Tannengrün, aller Duft nach frischen Plätzchen und Mandeln, alle Geschenke und aller Festtagszauber, alle Krippenspiele und aller Orgelklang überdecken allzu leicht das gewaltige Wunder der Geburt von Jesus. Gott machte sich so klein, um als Mensch geboren zu werden. Kein Mensch kann dies wirklich erfassen. Es ist das Wunder schlechthin.  

 

Die allergrößte Zeitenwende  

Als der von Gott bestimmte Zeitpunkt für die Geburt von Jesus gekommen war, handelte er. Dass Maria, dieses unbekannte vierzehn- bis fünfzehnjährige Mädchen in einem unbekannten Dorf mit Namen Nazaret in irgendeinem Haus vom Erzengel Gabriel besucht wurde, war für sie selbst die größte Überraschung. Der Engel aber kannte sie mit Namen und klärte sie über die bevorstehende Schwangerschaft auf. Völlig unbefangen sprach sie davon, dass sie doch noch gar nicht von ihrem Verlobten Josef – der schon juristisch ihr Mann war – heimgeholt worden war in sein Haus. Die Ehe war also noch nicht vollzogen worden.  

 

Daraufhin gab der Engel folgende unfassliche Erklärung ab: „Der Heilige Geist wird auf dich kommen. Die Kraft des Höchsten wird dieses Wunder in dir bewirken. Deshalb wird das Kind, das du erwartest, heilig sein und ‚Sohn Gottes‘ genannt werden“ (Lukas 1,35).  

 

Den aller Welt Kreis nie beschloß,  

der liegt in Marien Schoß;  

er ist ein Kindlein worden klein, 

der alle Ding erhält allein.  

Kyrieleis. (Evangelisches Gesangbuch Nr. 23,3)

 

Wenn wir Maria fragen könnten: „Warum hast du Jesus geboren?“, würde sie vermutlich antworten: „Darum, weil es Gottes Wille war, und ich habe eingewilligt, es geschehen zu lassen“. Oder sie würde uns sagen, was sie dem Engel Gabriel am Ende des Gesprächs geantwortet hat: „Ich diene dem Herrn. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast“ (Lukas 1,38).  

 

Es ist klar: Für eine Geburt braucht es eine Mutter. Maria ließ es zu, die Mutter für Gottes Sohn zu sein. „Erst wurde Maria im Glauben Mutter, dann tatsächlich …; hätte sie nämlich nicht geglaubt, hätte sie ihr Kind gar nicht empfangen“ (Martin Luther).  

 

So erfüllten sich alle Voraussagen: „Als die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Er wurde von einer Frau geboren und war dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4,4). Die Geburt von Jesus wurde zur Zeitenwende der Geschichte. Eine neue Zeitrechnung begann. Seitdem zählen wir die Jahre nach Christi Geburt. Seitdem muss jeder Mensch zu diesem Wunder Gottes Stellung nehmen  

 

Euch ist heute der Retter geboren 

Gelehrte Männer, Sterndeuter aus dem Orient, machten sich auf, um dieses Kind zu suchen und es anzubeten. Die Nachricht stand nicht in der Zeitung, aber es gab Zeichen am Himmel, die diese Sterndeuter auf die Geburt eines Königs deuteten. Ein außerordentlich großer Stern leitete sie bis zum Stall von Betlehem, „wo das Kind war“. Ein modernes Navigationssystem hätte sie nicht präziser führen können. „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie warfen sich nieder und beteten es an. Dann holten sie ihre Schätze hervor und gaben ihm Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe“ (Matthäus 2,11). 

 

Anders verhielt sich König Herodes. Als er von diesem Kind hörte, war er entschlossen, es umzubringen. Deshalb ließ er kurzerhand alle Kinder töten, die zwei Jahre und jünger waren. (Die komplette Geschichte steht in Matthäus 2,1-16). 

 

Wieder anders verhielten sich in der Geburtsnacht die Hirten auf dem Feld von Betlehem. Die von der Gesellschaft ausgegrenzten Männer hüteten die Herden. Sie ließen alles stehen und liegen, als sie von einem Engel höchstpersönlich erfuhren, was diese Nacht von allen Nächten unterscheidet: „Fürchtet euch nicht! Hört doch, ich bringe euch eine gute Nachricht, die dem ganzen Volk große Freude bereiten wird. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Er ist Christus, der Herr“ (Lukas 2,10-11). 

 

Blitzschnell überlegten sie: Woher sollen wir wissen, wo 

 

Da gab ihnen der Engel schon die Antwort: „Und dies ist das Zeichen, an dem ihr das alles erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden. Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe“ (Matthäus 2,12). Plötzlich schien der Himmel zu explodieren, so hell wurde es durch eine große Menge von himmlischen Engelheeren. Sie sangen und riefen: „Gottes Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe! Sein Frieden kommt auf die Erde zu den Menschen, denen er sich in Liebe zuwendet“ (Lukas 2,13-14). Der unnahbare „Gott in der Höhe“ hatte in Gestalt seines Sohnes den Himmel verlassen und die gekappte Verbindung zwischen Himmel und Erde wieder hergestellt.   

 

Die Hirten verstanden, dass alle aus voller Kehle Gott lobten über der einzigartigen Wundertat: Christus, der Retter ist geboren! Da sagten sie zueinander: „Kommt, wir gehen nach Betlehem! … Die Hirten liefen hin, so schnell sie konnten. Sie fanden Maria und Josef und das neugeborene Kind, das in der Futterkrippe lag“ (alles nachzulesen in Lukas 2,8-20). 

 

Wahrer Mensch und wahrer Gott 

Einer, der als strahlender Superman aus einem Raumschiff auf der Erde gelandet wäre, hätte sich niemals zum „normalen“ Menschen erniedrigt. Doch genau das tat Jesus. Er verließ freiwillig den Himmel, um den Menschen gleich zu werden, wie es im Hebräerbrief 2,14-18 und 4,15 eindrücklich geschildert wird.

 

Wer in der Bibel, im Neuen Testament, die Berichte über Jesus liest, entdeckt die menschliche und göttliche Seite seiner irdischen Existenz.  

  • Für sein menschliches Sein war durch die Geburt seine Mutter das Tor zur Welt der Menschen geworden.  

  • Für sein göttliches Sein war die Beziehung zu seinem himmlischen Vater ausschlaggebend, die später durch die Gabe des Heiligen Geistes verwirklicht und unterstrichen wurde. „Der Heilige Geist kam auf ihn herab. Er sah aus wie eine Taube“ (Matthäus 3,16).  

  • Der Vater im Himmel legitimierte den irdischen Jesus vor aller Welt: „Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude‘“ (Matthäus 3,17). 

Jesus Christus kam als kleines Kind, von Maria geboren, auf die Welt, um uns Menschen in alle Ewigkeit zu retten. Denn „Gott will ja, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn nur einer ist Gott und nur ein Vermittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus. Der hat sich selbst hingegeben als Lösegeld für alle Menschen“ (1. Timotheus 2,4-6; vgl. dazu Philipper 2,6-11). 

 

 

Sr. Heidemarie Führer   

Diakonissenmutterhaus Aidlingen   

Informationen
Geändert am: 14.02.2024
Christliche Feste

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