Warum wurde Jesus Christus gekreuzigt?

Kurze Antwort

Zum einen wollten die Gegner von Jesus ihn aus dem Weg räumen und verklagten ihn bei den Römern. Sie beschuldigten ihn, dass er sich als König der Juden bezeichnet habe. Sich selbst zum Herrscher gegen den Kaiser zu machen, wurde mit der Kreuzigung bestraft (Johannes 18,33ff). Zum anderen kündigte Jesus an, dass er umgebracht werden musste (Markus 8,31)Durch seinen Tod wurde die Sünde der Welt vergeben (Jesaja 53,5; 1. Petrus 2,24) und die Welt wurde mit Gott versöhnt (2. Korinther 5,19).

Die Bibel nennt mehrere Gründe, warum Jesus Christus gekreuzigt wurde. 

 

Jesus als akutes Ärgernis 

Zum einen war Jesus Christus der damaligen Elite des Volkes ein Dorn im Auge. Er kritisierte ihre Ansichten über die Gebote und Lebensregeln ihrer Heiligen Schriften scharf und deutlich (Matthäus 23,1-36). Mit seinem eigenen Anspruch, Sohn Gottes zu sein, stellte er ihre Autorität und die Autorität ihrer Heiligen Schriften infrage (Matthäus 26,63-64). Daher versuchten diese religiösen Anführer, Jesus Christus aus dem Weg zu räumen (Matthäus 26,66). Da die Juden aber als Volk unter der Herrschaft der Römer als Besatzungsmacht standen, durften sie nicht einfach tun und lassen, was sie wollten. Vor allem die Todesstrafe durften sie nicht ausführen (Johannes 18,31). Deswegen klagten sie Jesus bei dem Statthalter Pontius Pilatus, dem Stellvertreter des römischen Kaisers in Jerusalem, an. Die Anklage lautete, dass Jesus sich zum König der Juden erklärt habe (Johannes 18,33). Auf solch eine versuchte Machtergreifung gegen den römischen Kaiser – also die Ausrufung eines Königtumgegen das Römische Reich – stand als Strafe die Kreuzigung. 

 

Jesus als starker Befreier 

Die Bibel nennt jedoch auch eine andere Dimension für die Kreuzigung von Jesuneben dieser eben beschriebenen, historischen Seite. Das Neue Testament beschreibt die Geburt, das Leben und das Sterben von Jesus als Fortsetzung und Vollendung von Gottes HandelnDieses hat bereits ganz vorne in der Bibel in unserem heutigen Alten Testament angefangen. Jesus Christus wird als der Gesalbte Gottes beschrieben. Das bedeutetEr ist derjenige, der den Menschen von Sünde, von Krankheit und Tod und von Scham befreit. Diese Befreiung hängt auch mit dem Leben von Jesus zusammenDer Tod am Kreuz wird aber als das zentrale Ereignis dieser Befreiung beschrieben. Wenn man die Frage „Warum wurde Jesus Christus gekreuzigt?“ genauer beantworten möchte, muss man also etwas weiter ausholen, denn der Grund hängt direkt mit der Vorgeschichte zusammen. 

 

Was lief schief? 

Gleich zu Beginn erzählt die Bibel von dem sogenannten Sündenfall. Es geht dabei darum, dass der Mensch selbst erkennen und entscheiden will, was gut und böse ist (1. Mose 3,1-7). Damit, so erklärt die Bibel, entsteht ein Bruch: eine Trennung zwischen Gott, der diese Welt nach seinen Maßstäben geschaffen hat, und dem Menschen, der sich von Gott abgewendet hat und selbst diese Maßstäbe bestimmen möchte. Gott selbst ist das Leben und hat den Menschen als Gegenüber geschaffen (1. Mose 1,27). Deshalb folgt aus dieser Trennung, dass der Mensch sich irrt und Taten für gut befindet, die Gemeinschaft zerstören und damit Beziehungen erschweren oder ganz unmöglich machen. Die Bibel nennt diese Trennung von Gott und die daraus resultierenden beziehungszerstörenden Taten Sünde (1. Mose 4,7). Mit der Sünde kam auch der Tod in diese Welt, da der Mensch sich von dem Leben, Gott selbst, abgewandt hat (1. Mose 3,3). Mit Tod hängt auch Krankheit zusammen. Und der Mensch wurde sich bewusst, wie verletzlich, schutzlos und hilfsbedürftig er eigentlich ist. Daher ist auch Scham eng mit der Sünde verbunden (1. Mose 3,10). Die Menschen leben also an ihrem von Gott sehr gut gedachten und geschaffenen Leben vorbei. 

 

Alle Menschen nehmen das immer wieder wahr. Sie empfinden ihr Schutz- und Hilfsbedürfnis, wenn sie anderen Menschen oder auch Naturgewalten ausgesetzt sind. Schon kleine Kinder entwickeln ein Schambewusstsein gegenüber Fremden und Ängste gegenüber Unbekanntem. In der Welt, wie wir sie kennen, ist dieses Schambewusstsein notwendig und hilfreich, da durch diese Trennung von Gott nicht mehr alles einfach gut ist. Aber gerade deshalb beschreibt die Bibel das Gefühl der Scham als negative Auswirkung dieser Trennung von Gott. Tatsächlich kann man immer wieder beobachten, dass Scham ein Hindernis für Beziehungen ist. Denn die Scham verhindert, dass Menschen sich offen, ehrlich und aufrichtig begegnen. 

 

Aber nicht nur im Bereich der Scham wirkt sich der Sündenfall aus. Wir Menschen scheitern immer wieder an uns selbst. Der Mensch ist nicht nur Opfer, sondern auch Täter, und wird schuldig an sich selbst, an anderen Menschen, an der Natur und auch an Gott. Jeder Mensch hat ein Empfinden dafür. Zum einen verhalten sich andere uns gegenüber nicht so, wie es eigentlich sein sollte, damit Beziehungen gelingen und alle miteinander in Ordnung sind. Zum anderen spüren wir, dass wir selbst auch Gedanken denken, Handlungen tun und Worte sagen, die wir selbst vielleicht nicht einmal gewollt haben, weil wir instinktiv wissen, dass sie falsch sind und andere verletzen. Wir scheitern daher an unseren eigenen Maßstäben. 

 

Die Geschichte neu schreiben 

Aus dieser Problematik kommen wir selbst nicht heraus. Wir können sie abtun, wegdiskutieren, rechtfertigen, aber letztlich können wir nicht die eigentliche Ursache ändern. Daher verheißt Gott durch die Propheten bereits im Alten Testament einen Gesalbten, einen MessiasDieser wird sein Volk befreien und eine Zukunft gestalten, in der wahrer Friede und vollkommene Beziehungen herrschen werden (Jesaja 11). Aber im Alten Testament wird auch vorhergesagt, dass dieser verheißene Retter leiden muss (Jesaja 53,2-9). Außerdem wird über diese Person gesagt, dass Gott selbst sie sendet (Hesekiel 34,23). 

 

Das Neue Testament identifiziert diese Person mit Jesus Christus. Er ist derjenige, der uns von der Sünde, der Krankheit, dem Tod und der Scham befreit und uns Menschen wieder mit Gott versöhntEr stellt also die Beziehung zu Gott wieder her und bringt damit Frieden. Jesus selbst sagt genau deshalb vorher, dass er viel leiden mussAls er schließlich am Kreuz stirbt, ruft er: Es ist vollbracht. 

 

Eine geniale Zukunft 

Jesus Christus rechtfertigt uns durch seinen Tod am Kreuz. Damit nimmt er den Menschen nicht nur ab, sich selbst wieder und wieder rechtfertigen zu müssen. Er stirbt auch stellvertretend für alle Menschen, denn er nimmt die Sünde, die Trennung von Gott, auf sich. Dabei bezahlt er ein für alle Mal für unsere SchuldDeshalb haben die Menschen, die an ihn glauben, das ewige Leben. Aber mehr noch: Er schafft durch den Tod am Kreuz eine Zukunft für uns, in der wir immer in der Beziehung zu unserem Gott und Schöpfer sein werdenDieser ist dann nicht mehr fremder Gott, sondern VaterWenn wir an Jesus Christus glauben, dürfen wir sogar Papa zu Gott sagen. Damit sind wir in Ordnung mit unserem Schöpfer und Gott und brauchen uns nun auch nicht mehr zu schämen, was wir sind, wie wir geworden sind und was wir getan habenUnd auch nicht für das, was andere uns angetan haben. Gott hat diese Welt in der Tat am Kreuz mit sich versöhnt. 

 

Diese Kreuzigung ist deswegen so besonders, weil in Jesus Christus Gott selbst den Tod auf sich genommen hatEr wollte sich selbst in seiner Schöpfung wieder eine Wohnung schaffen und wieder eine Beziehung zu seinen Menschen aufnehmen 

 

Warum also wurde Jesus Christus gekreuzigt? Der Tod am Kreuz von Jesus Christus war notwendigDenn dadurch hat Gott selbst die Schöpfung, seine Geschöpfe und vor allem die Menschen mit sich versöhnt, die Beziehung zu sich wiederhergestelltUnd damit hat er ein für alle Mal die Ursache für unsere gestörten Beziehungen aus der Welt geschafft, wenn wir an Jesus Christus glauben. 

 

 

Matthias Meister  

Interkulturelle Theologische Akademie  

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Geändert am: 15.02.2024

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