Jesus Christus als menschgewordener Sohn Gottes 

Die Bibel sagt, dass Jesus Christus der menschgewordene, ewige Sohn Gottes ist. Als Sohn Gottes hat er nichts von seiner Göttlichkeit verloren oder aufgegeben, als er Mensch wurde (Johannes 1,14.18). Das heißt, diese Person (der Sohn Gottes bzw. die zweite Person der Dreieinigkeit) wusste immer, dass er der Sohn Gottes ist. 

Doch als der Sohn Gottes Mensch geworden ist, nahm er eine vollständige menschliche Natur an (Philipper 2,6-7). Sein menschliches Gehirn und sein Verstand mussten, wie bei allen Menschen, allmählich wachsen und reifen (Lukas 2,52). Die Antwort auf die Frage: „Wann hat Jesus gemerkt, dass er der Sohn Gottes war?“ hat mit seiner menschlichen Fähigkeit zu tun, Dinge zu begreifen. So interessant diese Frage ist, finden wir leider keine klare Antwort in der Bibel. Allerspätestens war es dem erwachsenen Jesus bei seiner Taufe bekannt, als Gott der Vater seine Identität als Sohn Gottes ausgesprochen hat (Matthäus 3,16-17). Vermutlich aber schon früher. 

Der zwölfjährige Jesus im Tempel 

Jesus wuchs in einer jüdischen Familie auf. Seine Eltern Maria und Josef ließen ihn beschneiden (Lukas 2,21) und reisten jedes Jahr zum Passafest nach Jerusalem, wo der Tempel stand. Als Jesus 12 Jahre alt war, nahmen sie ihn dorthin mit. Hier lesen wir das erste Mal davon, dass Jesus ein Bewusstsein dafür hatte, dass er der Sohn Gottes ist. Er saß mit Schriftgelehrten im Tempel zusammen, hörte zu und stellte Fragen, während seine Eltern ihn suchten (Lukas 2,41-49). Die Anwesenden waren sehr beeindruckt von seinen klugen Antworten. Als Maria und Josef ihn fanden, sagte Jesus zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss bei denen, die zu meinem Vater gehören?“ (Lukas 2,49). Für jüdische Kinder war es nicht normal, von Gott als ihrem Vater zu sprechen, wie heutige Christen es tun. Das führte erst Jesus ein. Könnte Jesus mit 12 Jahren von sich aus gewusst haben, dass er Gottes Sohn ist? Vor und nach der Begebenheit im Tempel schreibt Lukas, dass Jesus an Weisheit zunahm (Lukas 2,40.52). Er lernte also wie ein normaler Junge. Er war ganz Mensch (Hebräer 2,17, Philipper 2,7). Jesus war jedoch auch ganz Gott (Johannes 1,14, Johannes 8,58, Johannes 10,33, Philipper 2,6, Kolosser 1,15-17). 

Marias und Josefs Bewusstsein für die Identität von Jesus 

Es ist möglich, dass Jesus schon früher wusste (oder zumindest teilweise ahnte), dass er der Sohn Gottes war. Denn seine Eltern hatten schon von seiner Empfängnis angehört, dass er der Sohn Gottes war. 

Seine Mutter war Jungfrau und Gott zeugte Jesus durch seinen Heiligen Geist in ihr. Maria wird von einem Engel informiert, was geschehen wird und dass er „Sohn des Höchsten“ beziehungsweise „Sohn Gottes“ genannt werden wird (Lukas 1,28-35). Josef wird von einem Engel auf die Prophetie in Jesaja 7,14 hingewiesen, in der der Messias angekündigt wird (Jesaja 7,14, Matthäus 1,18-25). Den Hirten, die nach der Geburt von Jesus von Engeln besucht werden, wird ebenfalls gesagt, dass der Messias geboren wurde (Lukas 2,11). Nach dem Besuch der Hirten bei Maria und Josef heißt es in Lukas 2,19, dass sich Maria alles gemerkt hat, was geschehen ist. Maria wusste also, dass Jesus Gottes Sohn und der Messias ist. Sie und ihr Verlobter Josef müssen sich aufgrund dieses Wunders und Besuchen von Engeln bewusst gewesen sein, dass Jesus Gottes Sohn war, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht völlig verstehen konnten. Es ist nicht undenkbar, dass Josef und Maria dem jungen Jesus irgendwann von diesen Geschehnissen erzählt haben. Allerdings wissen wir das nicht. Es ist auch möglich, dass sie ihm vor dem Ereignis im Jerusalemer Tempel nichts davon erklärt haben. Vielleicht weil sie dachten, dass er zu jung sei. 

Auch wenn wir den Zeitpunkt nicht genau festlegen können – klar ist, dass der Gott-Mensch Jesus irgendwann in seiner Kindheit erkannte, dass er Sohn Gottes ist. 

Evelyn Clement 

Kevin Neufeld 

Scott Way, Th.M. 

Theologisches Seminar Rheinland