Der Heilige Geist, der auch Geist Gottes genannt wird, ist schon gekommen und immer noch da. Seit der Schöpfung redet die Bibel einige hundert Male von ihm (1. Mose 1,2). In der Zeit vor Jesus Christus kam der Heilige Geist aber nur zu einzelnen Menschen. Das änderte sich am ersten Pfingstfest nach der Auferstehung von Christus. Seitdem kann jeder Mensch das Kommen des Heiligen Geistes an sich selbst erfahren, sobald er an Jesus Christus glaubt und ihn verbindlich als seinen Herrn akzeptiert.
Mose war der erste Mensch, von dem die Bibel berichtet, dass er den Geist Gottes empfangen hatte (4. Mose 11,17). Damals hatte Gott von dem Geist, der auf Mose ruhte, etwas auf die 70 Ältesten Israels übertragen, die daraufhin für kurze Zeit wie Propheten redeten (4. Mose 11,25). Ja, es war der Heilige Geist, der in Mose wirkte, wie der Prophet Jesaja später ausdrücklich bestätigte (Jesaja 63,11). Zu Moses Zeit erhielt auch ein Kunsthandwerker den Geist Gottes, um die Arbeiten am heiligen Zelt Israels auszuführen (2. Mose 31,2-6).
Andere Führer des Volkes (Richter 3,9-10) und spätere Könige Israels erhielten zeitweise wie Saul (1. Samuel 11,6) oder dauerhaft wie König David (Psalm 51,13) den Heiligen Geist. Vor allem die Propheten Israels konnten ihren Auftrag nur in der Kraft des Geistes Gottes tun, wie Micha in seinem Buch schrieb (Micha 3,8). Ein anderer hatte sogar schon das Kommen des Heiligen Geistes für alle Menschen angekündigt (Joel 1,1-3). Diese Weissagungen hatte er um 800 v. Chr. erhalten.
Der unmittelbare Bote und Wegbereiter für Jesus Christus wurde ca. im Jahr 8 v. Chr. geboren. Später nannte man ihn Johannes den Täufer. Er sollte schon von Mutterleib an mit dem Heiligen Geist erfüllt werden (Lukas 1,15). Manche Israeliten vermuteten schon, dass er der Messias wäre, aber er kündigte an, dass ein Mächtigerer nach ihm kommen würde: „Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen“ (Lukas 3,15-16). Einige Zeit später sah Johannes den Geist Gottes, der wie eine Taube auf Jesus herabkam (Matthäus 3,16).
Als Jesus seinen Dienst auf der Erde schon fast vollendet hatte, kündigte er seinen Jüngern an, dass er ihnen nach seinem Weggang zum Vater im Himmel einen Beistand senden würde: den „Geist der Wahrheit“, der als sein Stellvertreter immer bei ihnen bleiben würde (Johannes 14,16-17). Er sagte: „Der Vater wird euch in meinem Namen den Beistand senden: den Heiligen Geist. Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst euch gesagt habe.“ (Johannes 14,26)
An dem Tag, der heute „Christi Himmelfahrt“ genannt wird, erinnerte Jesus seine Jünger noch einmal: „Wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr Kraft empfangen. Dann werdet ihr meine Zeugen sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8) Als er das gesagt hatte, sahen die Jünger, wie Jesus emporgehoben wurde. Dann verhüllte ihn eine Wolke vor ihren Augen. Zehn Tage später erfüllte Jesus seine Versprechen aus dem Himmel heraus.
Für die Jünger und Nachfolger von Jesus geschah das an Pfingsten, dem 50. Tag nach der Auferstehung ihres Herrn. Als dieser Tag anbrach, waren alle, die zu Jesus gehörten, wieder beisammen. „Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen. Die verteilten sich und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.“ (Apostelgeschichte 2,2-4) Von diesem Rauschen angelockt, strömten die Leute zusammen. Zu dieser Zeit hielten sich gottesfürchtige jüdische Männer aus aller Welt in Jerusalem auf und wunderten sich darüber. Da trat Petrus vor die Menge und erklärte das Geschehen. Er hatte verstanden, dass sich gerade erfüllte, was Gott schon durch den Propheten Joel angekündigt hatte. „Das wird in den letzten Tagen geschehen: Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen …“ (Apostelgeschichte 2,14-17).
Dann redete Petrus von den wunderbaren Dingen, die Jesus getan hatte und wie die Juden ihn durch gesetzlose Menschen ans Kreuz nageln und töten ließen. Aber dann hatte Gott, der schon alles vorausgesehen hatte, ihn wieder auferweckt. Und schließlich dies: „Er ist emporgehoben worden, sodass er an der rechten Seite Gottes sitzt. Er hat vom Vater die versprochene Gabe erhalten: den Heiligen Geist. Den hat er über uns ausgegossen. Und genau das ist es, was ihr hier seht und hört.“ (Apostelgeschichte 2,33)
Die Zuhörer waren von der Predigt im Innersten getroffen und fragten, was sie nun tun sollten. Petrus erklärte der Menge, dass sie zu Gott umkehren und ihre Einstellung zu Jesus Christus grundlegend ändern müssten, um Vergebung für ihre Sünden zu erhalten. Und sie sollten sich im Namen von Jesus Christus taufen lassen. So würde Gott nicht nur den Jüngern, sondern auch allen versammelten Menschen bis hin zu uns, den Heiligen Geist schenken. „Diese Zusage gilt für euch und eure Kinder. Und sie gilt für alle in den fernen Ländern – so viele der Herr, unser Gott, noch zum Glauben an Jesus hinzurufen wird.“ (Apostelgeschichte 2,39)
Apostelgeschichte 2,1-41 beschreibt also, was damals geschah, als der Heilige Geist für alle Menschen kam. Ich empfehle, das ganze Kapitel noch einmal zu lesen, vor allem das, was Petrus den versammelten Menschen sagte. Damals entstand die erste christliche Gemeinde.
Dass der Heilige Geist an diesem Pfingsttag für alle Menschen kam, heißt aber nicht, dass jeder Mensch ihn automatisch erhält. Petrus hatte deutlich gesagt, was der Erfüllung mit dem Heiligen Geist vorausgeht. Auch heute noch ist eine Umkehr zu Gott und ein Bekenntnis zu Jesus Christus notwendig. Auf diese Weise hatten die Gläubigen in allen christlichen Gemeinden den Heiligen Geist empfangen, zum Beispiel in Korinth (1. Korinther 6,19-20), in Ephesus (Epheser 1,13) oder in Rom (Römer 5,5). So war es in allen christlichen Gemeinden bis heute und so kommt er auch zu dir, wenn du Jesus als deinen Retter annimmst.
Karl-Heinz Vanheiden
Theologischer Referent des Bibelbundes
Bibelübersetzer und Bibellehrer im Reisedienst
