Kennt Jesus die Wahrheit über mein Leben?

Kurze Antwort

Ja, Jesus kennt die Wahrheit über dein Leben. Während Menschen oft lügen und sich verstellen, ist Gott immer ehrlich und wahrhaftig. Jesus ist der wahre Sohn Gottes. Er offenbart die Lügen in unserem Leben und befreit uns von ihnen. Der Heilige Geist hilft uns, diese Wahrheit zu verstehen und in unserem Leben anzunehmen.

Wenn Filmstars bei einer Rolle so richtig neben sich stehen, haben sie gute Chancen, die „Goldene Himbeere“ für die schlechteste Schauspielleistung zu erhalten. Spricht das Neue Testament über „Lüge“ und „Wahrheit“, dann zielt es auf etwas ganz Ähnliches wie diese gefürchtete Auszeichnung ab. Denn eines der häufigsten Wörter für „Lügen“ im griechischen Urtext kommt ursprünglich aus dem Bereich des Theaters und meint, dass ein Spieler nicht mit seiner Rolle identisch ist. Schein und Sein klaffen auseinander

 

Die Lüge aller Lügen

Für die Bibel gibt es nur einen, der mit sich selbst immer identisch ist: Gott selbst. Der, der ist, der er ist (2. Mose 3,14). Ihn bekennen Bileam (4. Mose 23,19) und Samuel (1. Samuel 15,29) als einen Gott, der gerade kein Mensch ist und deshalb auch niemals lügt. Bei Gott stimmen Wollen, Reden und Tun immer überein: „Ja, das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt für alle Zeit.“ (Jesaja 40,8). Deshalb kann der durch Menschen in Kritik geratene Apostel Paulus auch gar nicht anders, als die Wahrheit seiner Verkündigung vor Gott – und gerade nicht vor Menschen – zu beteuern (Galater 1,20; 2. Korinther 11,31). Was Gott verspricht, hält er. Gott ist immer mit sich selbst identisch, deshalb ist auf ihn Verlass. Doch genau hier beginnt die große Lüge der Menschheitsgeschichte. „Sollte Gott wirklich gesagt haben …?“ Mit dieser frage der schlange hält der Zweifel an Gottes Wahrhaftigkeit Einzug in Adams und Evas Herzen. Sollte er wirklich gesagt haben, dass er alles für mich bereithält, was ich brauche? Sollte er wirklich gesagt haben, dass ich ohne eine Beziehung zu ihm niemals ich selbst sein werde? Sollte er wirklich gesagt haben, dass ein Leben ohne ihn vergeudet ist? Diese Zweifel stecken seitdem in jedem von uns. „Sollte er …?“ „Sein, hat er nicht…“ so lautet die Lüge der Schlange, der Adam und Eva Glauben schenken. Und hier wird etwas sehr Wichtiges deutlich: Bei der großen Lebenslüge des Menschen geht es aus biblischer Sicht nicht zuerst um „richtig“ oder „falsch“. Es geht um Beziehung. Denn die Folge dieser Lüge ist ein tiefer Riss zwischen Gott und Mensch. Ein Beziehungsriss, der auch alle anderen Beziehungen in Frage stellt: Meine Beziehungen zu meinen Mitmenschen, zu meiner Umwelt und vor allem zu mir selbst (1. Mose 3,17-19). Ich schreibe mir selbst eine Rolle zu, die allein derjenige vollkommen auszufüllen vermag, der mich geschaffen hat: Herr und Meister über mein Lebensgeschick zu sein. Ich kann mich mühen, wie ich will – das Publikum spürt, dass ich in meiner Lebensrolle immer wieder versage und sei es einzig mein inneres Publikum, wenn ich allein in den Spiegel schaue. Mein Sein ist nur schein.

 

In der Zwangsjacke

Diese Lüge bestimmt das Leben wie eine Zwangsjacke und kommt dabei auf ganz unterschiedliche Weise zum Vorschein. Im Neuen Testament gilt sie deshalb nicht als situationsbezogene Entscheidung, sondern als ein ganzheitlicher Lebensvollzug. Von Hananias wird aufgrund seiner (wirtschaftlich motivierten) Lüge gesagt, der Teufel habe sein Herz erfüllt (Apostelgeschichte 5,3). Und wessen das Herz voll ist, dessen geht der Mund bekanntlich über (Lukas 6,45). In Johannes 8,44 bezeichnet Jesus diesen Teufel als „Vater der Lügen“. Seinem Samen gebe ich beim Lügen einen fruchtbaren nährboden in meinem Leben. Die Lüge gibt vor anderen bewusst vor, wahr zu sein. So, wie die heuchlerischen Spione, die von den Schriftgelehrten zu Jesus geschickt wurden, um ihn bei einer Gotteslästerung zu erwischen (Lukas 20,20). Aber es kommt noch unheimlicher. Die Lüge kann den Lügner sogar selbst belügen, indem er tatsächlich glaubt, dass er dabei gerecht ist. Deshalb ruft Jesus denjenigen Pharisäern, die meinen, Gott zu ehren, aufgebracht zu: „Ihr Heuchler! Was der Prophet Jesaja gesagt hat, trifft genau auf euch zu: ›Dieses Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber im Herzen ist es weit weg von mir.“ (Matthäus 15,7-8 und Jesaja 29,13). Die Lüge ist wie eine selbst-Blindheit – ein riesengroßer Balken in meinem Auge, der meinen Blick weg von meiner eigenen Lebenslüge hin zu dem Splitter in den Augen aller anderen lenkt. Doch bevor ich jetzt aufatme und kopfschüttelnd auf jene Pharisäer blicke, sollte ich darüber nachdenken, wann und wo bei mir Wollen, Denken, Reden und Handeln nicht deckungsgleich sind. Selbst Petrus war nicht davor gefeit, in Antiochia ein falsches Spiel zu treiben. Obwohl er Juden und Nichtjuden das Evangelium verkünden sollte und wollte, versuchte er den Schein vor seinen jüdischen Mitstreitern zu wahren, die den Umgang mit Nichtjuden ablehnten. Als sie ihn in Antiochia besuchten, wusste er auf einmal nichts mehr davon, mit eben jenen Nichtjuden gegessen zu haben. und dabei brachte er andere, wie Barnabas, sogar mit in Misskredit, weil sie seinem Beispiel folgten. Erst Paulus erinnerte Petrus daran, dass er sich hier nicht aufrichtig verhielt (Galater 2,11-14). Wie schnell kann der Blindenführer zum „blinden führer“ (Matthäus 23,24) werden?!

 

Alles steht Kopf

Daran zeigt sich einer der teuflischsten Wesenszüge der Lüge: sie liebt das Versteckspiel. Als Adam und Eva die Lüge über Gott in ihre Herzen gelassen hatten, spürten sie eine erdrückende Scham vor ihm. Deshalb versteckten sie sich (1. Mose 3,8). So ist das mit der Lüge. sie will im Verborgenen bleiben und mich nicht rauslassen. Die Lüge hat dann gewonnen, wenn sie für mich zur Wahrheit wird. „Wir machen sogar Gott zum Lügner, wenn wir behaupten: »Wir haben noch nie etwas getan, wodurch wir schuldig geworden sind!« Dann wirkt sein Wort nicht in uns.“ (1. Johannes 1,10). Wenn ich, mit welcher Motivation auch immer, das für „gut“ erkläre, was Gott ablehnt, gelangt die Lüge an ihr Ziel: Ich werde blind für die Lüge über meinem Leben und bin gezwungen, mich immer dann gegen Gott aufzulehnen, wenn sein Wort mich in Frage stellt. Die Wahrheit wird zur Lüge und die Lüge zur Wahrheit (Römer 1,25). Deshalb nennt das Neue Testament den Teufel, den Lügner schlechthin, auf Griechisch „diabolos“ – den Durcheinanderbringer. Hier steht alles auf dem Kopf. Ich weiß von allein nicht mehr, wo oben und unten ist. „Was ist Wahrheit?“ fragte Pilatus kopfschüttelnd.

 

Die Wahrheit kommt ans Licht

Doch wie soll die Wahrheit aus dem Schatten der Lüge ans Licht kommen? Wie kann Paulus von uns fordern, die Lügenzwangsjacke „abzulegen“ (Epheser 4,25)? Die wesentliche Eigenschaft einer Zwangsjacke liegt ja gerade darin, dass der Gefangene sich selbst nicht befreien kann. Letztlich gibt es nur einen Weg. Nicht allein die Lüge müssen wir ablegen. Paulus schreibt: „Belügt einander nicht. Denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Gewohnheiten ausgezogen und den neuen Menschen angelegt wie ein neues Gewand. Der Schöpfer hat ihn nach seinem Bild erneuert, damit er zur Erkenntnis gelangt.“ (Kolosser 3,9-10). Zwei Dinge sind hier besonders wichtig: Wer alle Lüge in seinem Leben ablegen will, muss das ablegen, was allen Lügen in seinem Leben Raum gibt: Den Zweifel an Gottes Bedeutung für mein Leben. Dadurch kann ich Gott wieder als den kennenlernen, der er ist, der wahre Sinn meines Lebens. Doch dahin komme ich nicht aus eigener Kraft. Diesen neuen Menschen erschafft Gott selbst. Er hat uns in seinem sohn Jesus Christus demonstriert, wie ein Leben in Beziehung mit ihm aussieht, das nicht von Lüge, sondern Wahrhaftigkeit bestimmt ist. Von Jesus heißt es im Hebräerbrief, dass er das wahre Ebenbild Gottes ist (Hebräer 1,3). Jesus ist genau das, was jeder Mensch von Beginn an sein sollte (1. Mose 1,27), aber durch den Glauben an die Lüge über Gott verloren hat. In Jesu Beziehung zu Gott gibt es kein „Jein“. Jesus kennt nur ein uneingeschränktes „Ja“ zu Gottes Willen, der ihn um unseretwillen sogar bis in den tod am Kreuz führt (Philipper 2,8). Der ohne Lüge war, wird für meine Lüge bestraft. Der Durcheinanderbringer feiert seinen größten sieg. Doch ironischerweise hat sich der „Vater der Lügen“ damit selbst belogen. Durch die Wahrheit Jesu wird die Lüge über meinem Leben aufgedeckt. Und ihre Macht wird dann gebrochen, wenn ich der Wahrheit Jesu folge. Anstelle der Lüge über Gott und mich selbst lasse ich ihn in mein Herz und meinen Verstand. Was Wahrheit und was Lüge ist, entscheidet sich im Neuen Testament allein an der Person Jesus Christus. Er ist die Wahrheit (Johannes 14,6) und der unumstößliche Beweis für Gottes Treue (2. Korinther 1,20). Sehe ich ihn an, sehe ich nicht einen Schauspieler, der sich mit seiner unspielbaren Rolle als Gott plagt. Ich sehe Gott selbst im wahren Leben. Aus Schein wird Sein. Und um Jesus immer klarer zu sehen, haben wir den Heiligen Geist bekommen, der nicht umsonst – im Gegensatz zum „Vater der Lügen“ – der „Geist der Wahrheit“ genannt wird (Johannes 16,13). Er erinnert mich an die Wahrheit in Jesus, wenn die Lüge mich wieder blenden will. Deshalb darf ich immer wieder dieses wunderbare Pfingstlied zu meinem täglichen Gebet machen: „o komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne trug und schein.“

 

 

Andreas-Christian Heidel
Albrecht-Bengel-Haus (http://www.bengelhaus.de)

 

(Erschien ursprunglich in Theologische Orientierung Nr. 192, S. 10-12 mit dem Titel "Der Anfang und das Ende der Lüge: wie Jesus die Wahrheit über mein Leben aufgedeckt")

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Geändert am: 14.08.2024

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