Ja, man kann auch heute noch an Gott glauben. Es gibt viele verschiedene Argumente und Hinweise, die dafür sprechen – etwa die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Entstehung der Welt oder übersinnliche Erfahrungen. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob man an Gott glauben möchte und bereit ist, sich auf die Suche zu machen.
Herzliche Einladung an dich: Mach dich auf die Suche! Jesus verspricht: „Sucht und ihr werdet finden.“ (Matthäus 7,7)
Wenn die Frage „Kann man heute noch an Gott glauben?“ gestellt wird, schwingt oft der Gedanke mit, dass die Wissenschaft mittlerweile so viele Erklärungen bietet, dass Gott nicht mehr benötigt wird. Es herrscht der Irrglaube, dass die Naturwissenschaften alle Fragen des Lebens beantworten können. Auch die schnelle Entwicklung der Technik kann den Eindruck vermitteln, dass wir alles wüssten und nur noch künstliche Intelligenz befragen müssten, um Antworten zu finden. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.
Denn wenn wir ehrlich sind, stellen wir fest, dass viele Fragen nicht so leicht zu beantworten sind. Wir leben in einer hochkomplexen Welt, in der vieles noch unklar ist. Es gibt viele Phänomene, die uns nicht vollständig klar sind und die wir noch lange nicht erforscht haben. Oftmals wissen wir nicht, wie viele Dinge in unserem Leben wirklich funktionieren – wir vertrauen darauf, dass andere Menschen dieses Wissen haben. Dabei gab es in der Kirchengeschichte immer wieder den Fehler, bei schwierigen Fragen einfach zu sagen: „Das wissen wir nicht, das war Gott.“ Doch wenn wir Wissenslücken schließen, bedeutet das nicht, dass Gott dadurch „überflüssig“ wird.
Wissenschaft und Technik können die grundlegenden Fragen nach dem Sinn des Lebens oder dem Grund für unsere Existenz auf der Erde nicht beantworten. Um diese Fragen zu ergründen, bedarf es einer philosophischen oder theologischen Betrachtung der Fakten und der Realität. Jede Gesellschaft hat dabei ihre eigenen philosophischen Konstrukte – Annahmen, die sie für wahr hält.
Jahrhundertelang galt der Glaube an Gott als selbstverständlich, und nur wenige stellten diese Annahme infrage. Oft war es sogar mit Konsequenzen und Strafen verbunden, solche Fragen zu stellen.
Doch in der Moderne und der Aufklärung wuchs die Frage, ob es Gott wirklich gibt und ob wir ihn noch brauchen. Es gab Religionskritiker wie beispielsweise Ludwig Feuerbach, der behauptete, dass Gott eine Projektion menschlicher Wünsche sei, erschaffen, um die unvollständige menschliche Existenz zu idealisieren. Auch Nietzsche formulierte mit seiner Aussage „Gott ist tot“ eine zentrale Kritik. Seiner Meinung nach hatte die moderne Welt Gott durch Vernunft, Wissenschaft und Säkularisierung abgelöst.
Nach dieser Sichtweise kann der Mensch sich selbst zum Sinngeber machen und eigene Werte und Überzeugungen schaffen. Diese Gedanken prägen viele Menschen und Vorstellungen und beeinflussen unser Denken bis heute.
So gesehen hat jeder Mensch einen Glauben. Die Frage ist nur: Woran glaube ich? Und hier ist es wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein.
Ein Atheist zum Beispiel glaubt, dass es keinen Gott gibt, und muss daher auch annehmen, dass alles aus Zufall entstanden ist und es keine höhere Macht gibt, vor der er sich zu verantworten hat. In dieser Sichtweise ist der Mensch oder die Erde das höchste Gut. Man muss die Sinnfragen des Lebens beantworten und annehmen, dass alles ohne wirklichen Sinn ist, außer im menschlichen Miteinander. Der Mensch ist der Maßstab aller Dinge.
Religiöse Menschen dagegen glauben, dass es einen Gott gibt, der der Schöpfer des Universums ist, dem Leben Sinn gibt und uns liebevoll erschaffen hat. Als Christen glauben wir, dass Gott der Ursprung des Universums ist – der das Leben erschaffen hat und jeden Einzelnen von uns liebevoll erdacht hat.
Der Pluralismus und die Vielfalt der Religionen führen dazu, dass viele sich fragen: „Wie sieht Gott aus? Welcher Gott ist der Richtige? Brauchen wir ihn überhaupt noch?“ Diese Überlegungen sind verständlich und entstehen durch Fragen, die wir uns alle irgendwann mal stellen:
Warum existiert der Mensch? Warum haben wir das Gefühl, dass da mehr ist, als wir sehen können? Wer bin ich wirklich? Wer liebt mich? Warum gibt es mich?
Diese Fragen werden im christlichen Glauben beantwortet.
Die Vorstellung, dass Glauben gleichbedeutend mit „Nicht-Wissen“ sei, ist übrigens ein Irrtum. Man muss nicht einfach auf irgendetwas vertrauen oder hoffen, ohne so genau zu wissen, worauf eigentlich. Das Gegenteil ist der Fall: Der christliche Glaube ist immer konkret und basiert auf einer persönlichen Erfahrung, die ich selbst oder andere mit Gott oder Jesus gemacht haben. Die Geschichten der Bibel berichten von Erfahrungen und Erlebnisse, die Menschen mit Gott gemacht haben. Christen bezeugen diese Erfahrungen bis heute und bestätigen, dass sie wahr sind. Wir sind eingeladen, immer wieder neu nach Gott zu suchen, denn er verspricht uns, dass wir ihn finden werden.
Glaube gibt meinem Leben einen tieferen Sinn und bietet mir moralische Werte sowie Orientierung in allen Lebensbereichen.
Die Welt, ihre Gesetzmäßigkeiten, die Details und die Schönheit der Natur und der Menschen ergeben keinen Sinn, wenn es keinen Schöpfer gibt. Solche Perfektion kann unmöglich aus dem Nichts und Zufall entstanden sein.
Die Annahme, dass der Urknall aus dem Nichts entstanden ist (auch wenn es sehr lange Zeit gedauert hat), braucht viel mehr Glauben als die Überzeugung, dass ein Schöpfergott das Universum ins Leben gerufen hat.
Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod trägt mich sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten und gibt mir eine Perspektive über den Tod hinaus.
Jeder Mensch ist auf der Suche nach der perfekten Liebe. Oftmals können Menschen diese Sehnsucht nicht vollständig erfüllen. Die Liebe Gottes füllt meine Identität und Sehnsucht nach Liebe tiefer und umfassender aus, als es je ein Mensch könnte.
Wissenschaft und Glaube stehen nicht im Widerspruch zueinander. Die wissenschaftliche Entdeckung der Welt stärkt unser Verständnis der Schöpfung, während der Glaube helfen kann, die tieferen Fragen des Lebens zu beantworten, die über die Naturgesetze hinausgehen.
Durch Jesus Christus und seinen Tod am Kreuz wird uns deutlich gemacht, dass wir einen Neuanfang mit Gott wagen dürfen. Gott schenkt uns seine Vergebung durch Jesus und Vergebung ist eine wunderbare Gabe, die uns befreien kann.
Die Botschaft von Jesus Christus zeigt mir, dass Gott uns Menschen für Beziehung geschaffen hat und mit uns in eine lebendige Beziehung treten möchte.
Kulturen aller Art suchen nach Gott und dem Übersinnlichen. Dieses tief angelegte Bedürfnis im Menschen ist für mich ein klarer Beweis dafür, dass es mehr gibt als nur uns selbst.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Gott haben mir gezeigt, dass ich ihn immer wieder erleben kann – durch Gebetserhörungen, Wunder, Frieden im Herzen und vieles mehr. Wenn wir unser Herz für Gott öffnen und ihn einladen, dürfen wir ihn erleben. In der Bibel sagt Gott in Jeremia 29,13-14: „Ihr werdet mich suchen, und ihr werdet mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, dann lasse ich mich von euch finden.“
Bettina Auerswald
Pfarrerin ELKW
Initiatorin Gemeinsam Beten & Bewegen, 168-Gebetsbande
Plattform Managerin creedle prayerc