Die Katholische Kirche sieht in Jesus den Sohn Gottes und versteht ihn als eine Person des dreieinigen Gottes. Der katholische Glauben steht zu dem zentralen altkirchlichen Glaubensbekenntnis, in dem über Jesus geschrieben steht, dass er „wahrer Gott“ und „eines Wesens mit dem Vater“ ist.
Für die Katholische Kirche ist die Bibel das Wort Gottes und grundlegende Quelle ihres Glaubens. Einige Bibelstellen, vor allem im Johannesevangelium, verstehen katholische Gläubige als klare Offenbarung, dass Jesus Gott ist. Im ersten Kapitel des Johannesevangeliums steht, dass „das Wort“ Mensch geworden ist. „Das Wort“ ist die Bezeichnung für den Sohn Gottes, bevor er Mensch wurde. Dort heißt es weiter, dass der Vater (Gott) seinem einzigen Sohn die Herrlichkeit gegeben hat (Johannes 1,14). Wenige Sätze später lesen wir, dass nur dieser eine, der Mensch geworden ist, Gott gesehen hat, selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt (Johannes 1,18).
In einer der sogenannten Abschiedsreden von Jesus an seine Jünger drückt er seine Identität mit Gott, dem Vater, aus (Johannes 14,9-10). Jesus sagt: Wer ihn erkannt hat, wird auch den Vater erkennen. Auf die Bitte eines Jüngers, Jesus möge ihnen den Vater zeigen, antwortet Jesus: „Jetzt bin ich schon so lange bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen!“Jesus und der Vater sind also so eng verbunden, dass die Worte, die Jesus spricht, vom Vater stammen, und dass der Vater durch ihn hindurch wirkt.
Aber auch Texte im Matthäus- (Matthäus 26,63f) und Lukasevangelium (Lukas 22,69f) werden entsprechend verstanden. Dort bejaht Jesus im Verhör vor der Kreuzigung die Frage, ob er der Sohn Gottes sei. Neben weiteren möglichen Referenzstellen ist der sogenannte Philipperhymnus (Philipper 2,6-11) aus dem Brief des Apostel Paulus an die Philipper zu nennen. In diesem Text wird über Jesus ausgesagt, dass er Gott gleich war und seine göttliche Gestalt ablegte, um Mensch zu werden. Diese Textstellen sind die Grundlage für das katholische Verständnis, dass Jesus Gott ist.
Neben dem biblischen Fundament hält die Katholische Kirche am grundlegenden altkirchlichen Glaubensbekenntnis (Nicäno-Konstantinopolitanum) fest. Dieses wurde 451 in Konstantinopel bei einem sogenannten ökumenischen Konzil als bindend verabschiedet. In diesem Glaubensbekenntnis wird über Jesus folgendes ausgesagt: Er ist „Gottes eingeborener Sohn“; „aus dem Vater geboren vor aller Zeit“; „Gott von Gott“, „wahrer Gott vom wahren Gott“; „gezeugt, nicht geschaffen“; „eines Wesens mit dem Vater“. Mit diesen Formulierungen wollte man zum Ausdruck bringen, dass die Bezeichnung „Sohn Gottes“ kein erworbener Titel, sondern ein Ausdruck der Beziehung von Gott Vater zu Gott Sohn ist. Der Sohn ist also kein Geschöpf, das Gott irgendwann geschaffen hat und das einmal nicht war. Mit verschiedenen Formulierungen wird ausgedrückt, dass der Sohn von seiner Herkunft her Gott ist (Zeugung), ebenso wie in seiner Zuordnung zum Vater (eingeborener Sohn) und in seinem Sein (eines Wesens).
Auch in weiteren Texten der Katholischen Kirche, in denen sie ihren Glauben formuliert, wie z. B. im Katechismus, findet sich die Glaubensaussage, dass Jesus Gott ist. Dort wird deutlich ausgeführt, dass die tatsächliche Menschwerdung des Sohnes Gottes entscheidend für den christlichen Glauben ist (Katechismus der Katholischen Kirche 1993, Nr. 463). Es wird als Bekenntnis der Katholischen Kirche beschrieben, dass Jesus „untrennbar wahrer Gott und wahrer Mensch ist“. Weiter wird bekannt, dass er Sohn Gottes ist und dass er, obwohl er Mensch und unser Bruder wurde, weiterhin Gott und Herr ist (Katechismus der Katholischen Kirche 1993, Nr. 469).
Roland Abt