Ist Jesus Christus Retter oder Richter?

Kurze Antwort

Jesus Christus ist beides: Er ist Retter und Richter der ganzen Menschheit. Als Retter kam er das erste Mal auf die Erde, um stellvertretend für die Sünde der Menschen zu sterben (Johannes 1,29). So erhält jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben bei Gott (Johannes 3,16). Ein zweites Mal wird Jesus Christus als Richter auf die Erde kommen (Johannes 5,21-23). Dann wird er jeden Menschen gemäß dem richten, was er in seinem Leben getan hat (Offenbarung 20,11-15).

Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich erscheinen: Einerseits wird Jesus Christus in der Bibel als der Retter der Welt“ bezeichnet (z.B. in Johannes 4,42), andererseits aber auch als der Richter der Lebendigen und der Toten“ (z.B. in Apostelgeschichte 10,42 und 2.Timotheus 4,1). Wie passt das zusammen?  

 

Jesus Christus ist der Retter 

In Johannes 3,17 steht: Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Als Jesus Christus Mensch wurde, hatte er also nicht zum Ziel, die Menschen zu richten, sondern ihnen Rettung zu bringen.  

 

Rettung wovon? 

Zunächst müssen wir klären: Rettung wovon? Von Gottes gerechtem Gericht über die Sünde. Denn Gott ist ein gerechter Richter, der Sünde auch entsprechend bestraft. Davon lesen wir bereits im ersten Buch der Bibel, in 1.Mose 18,25. Dort nennt Abraham Gott den Richter der ganzen Erde”. Gott bestrafte damals die Städte Sodom und Gomorra für ihre fortgesetzte Sünde, indem er sie einäscherte. So machte er sie zu einem warnenden Beispiel für künftige Gottlose (siehe 2.Petrus 2,6).

 

Weil Gott heilig und gerecht ist, kann er Sünde niemals ungestraft lassen, sondern wird sie immer gerecht bestrafen (siehe Römer 2,2). Jemand hat einmal treffend gesagt: Unser größtes Problem ist, dass Gott durch und durch gut ist – eben deshalb, weil wir es nicht sind. Denn wenn Gott jede Sünde gerecht bestraft und kein Sünder in den Himmel kommen kann (siehe 1.Korinther 6,9), dann stehen letztlich alle Menschen unter dem Urteil Gottes. Genau das lehrt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer (1,183,20). Dort heißt es z. B. in Kapitel 3,10: „Keiner ist gerecht – nicht ein Einziger. 

 

In Hebräer 9,27 steht, dass jeder Mensch einmal stirbt und danach von Gott gerichtet wird. Die gerechte Strafe Gottes für Sünder ist die ewige Trennung von Gott. Nach Offenbarung 20,11-15 werden beim endgültigen Gericht Gottes alle Menschen auferstehen. Diejenigen, deren Namen dann nicht im Buch des Lebens stehen, müssen die Ewigkeit fern von Gottes Gegenwart verbringen. Uns muss also bewusst sein, dass Gott uns richten wird das bedeutet: für unsereSünde zur Rechenschaft ziehen und bestrafen wird. Ansonsten werden wir nicht verstehen, wie Jesus Christus unser Retter sein kann. 

 

Rettung wodurch? 

Jeder Mensch muss also wegen seiner Sünde auf ewig von Gott bestraft werden. Doch wodurch geschieht nun die Rettung? Wie kann Gott gleichzeitig gerecht richten und die Menschen vor seinem eigenen Strafgericht retten? Direkt nachdem durch den Sündenfall der ersten beiden Menschen die Sünde und damit der Tod in die Welt kamen, beginnt Gott damit, die Antwort auf diese Frage zu geben. Davon lesen wir auf den ersten Seiten der Bibel. In 1. Mose 3,15 verspricht Gott Adam und Eva, dass eines Tages ein Nachkomme der Frau der Schlange den Kopf zertreten wird. Die Schlange hatte die Menschen zur Sünde verführt. Nun würde also dieser versprochene Schlangentreter” ihr den Kopf zertreten. Das bedeutet: Er würde das Böse besiegen und den entstandenen Schaden wieder gutmachen 

 

Im gesamten Alten Testament wird Gottes Erlösungsplan dann immer weiter entfaltet. So steht z.B. in Jesaja 52,13-53,12, dass der Retter stellvertretend für die Sünden sterben und danach wieder auferstehen würde. Insgesamt finden sich im Alten Testament etwa 300 Prophetien und detaillierte Voraussagen über den verheißenen Erlöser. Z.B. über seinen Geburtsort (Micha 5,1) und die exakte Zeit seines Auftretens und Sterbens (Daniel 9,25-26). Kein Mensch konnte all diese Voraussagen zufällig erfüllen. Zumal ja manche davon, wie sein Geburtsort, gar nicht von ihm beeinflusst werden konnten. So konnte jeder ganz eindeutig erkennen, wann der von Gott versprochene Retter der Welt kam. Jesus Christus erfüllte all die alttestamentlichen Vorhersagen über den Retter der Welt im Detail. So konnte keiner einen Zweifel daran haben, dass er der versprochene Erlöser war. 

 

Der wichtigste Aspekt war jedoch: Dieser Retter würde die Menschheit dadurch retten, dass er als Stellvertreter die Strafe Gottes für ihre Sünden auf sich nahm. So konnte Gott gleichzeitig gerecht sein und die Sünde bestrafen und andererseits seine Liebe zu den Menschen unter Beweis stellen. Eben, indem er einen Weg schuf, um die Menschen vor dem Gericht zu erretten. Jesus war Gott selbst und wurde Mensch (siehe Johannes 1,1-3.14). Deshalb war er sündlos und konnte stellvertretend für die Sünden der Menschen bestraft werden. Deshalb wurde von ihm auch gesagt: Seht doch! Das ist das Lamm Gottes. Es nimmt die Sünde dieser Welt weg!“ (Johannes 1,29). 

 

Rettung für wen? 

Jesus Christus ist also der Retter vor Gottes Strafgericht über die Sünde. Aber für wen? In Johannes 3,18 lesen wir, dass diejenigen nicht gerichtet werden, die an Jesus Christus glauben. Wer dagegen nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den eingeborenen Sohn Gottes geglaubt hat. In Johannes 12,47-48 lesen wir dasselbe: Um vor Gottes gerechtem Zorn über Sünde (siehe Epheser 2,3) gerettet zu werden, muss man an Jesus Christus glauben. Das bedeutet: Man wendet sich von der Sünde ab und vertraut darauf, dass Jesus Christus die Strafe für unsere Sünde getragen hat (siehe Lukas 24,47). In Johannes 5,24 bringt Jesus es auf den Punkt: Amen, amen, das sage ich euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich beauftragt hat, hat das ewige Leben. Er kommt nicht vor Gottes Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.” Jesus Christus ist also der Retter für jeden, der an ihn glaubt.  

 

In Römer 3,21-26 beschreibt der Apostel Paulus das noch einmal so: „Aber jetzt ist Gottes Gerechtigkeit offenbar geworden, und zwar unabhängig vom Gesetz. Das bezeugen das Gesetz und die Propheten. Es ist der Glaube an Jesus Christus, der uns die Gerechtigkeit Gottes zugänglich macht. Der Weg zu ihr steht allen Glaubenden offen. Denn in dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied: Alle sind schuldig geworden und haben keinen Anteil mehr an der Herrlichkeit Gottes. Sie verdanken es also allein seiner Gnade, dass sie von Gott als gerecht angenommen werden. Er schenkt es ihnen aufgrund der Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Durch dessen Blut hat Gott ihn als Zeichen der endgültigen Versöhnung eingesetzt. Und durch den Glauben erhalten wir Anteil daran. So hat Gott seine Gerechtigkeit unter Beweis gestellt. Lange hat er die Verfehlungen ungestraft gelassen, die früher begangen wurden. Gott hat sie in Geduld ertragen. Doch jetzt, zu diesem besonderen Zeitpunkt, will er beweisen, dass er wirklich gerecht ist. Ja, er ist gerecht. Und er nimmt diejenigen als gerecht an, die aus dem Glauben an Jesus leben.”  

 

Jesus Christus ist der Richter 

In Apostelgeschichte 17,31 steht, dass Gott einen Tag festgesetzt hat, an dem er die Erde gerecht richten wird.Und zwar durch einen Mann, den er für alle beglaubigt hat, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat. Dieser Mann ist Jesus Christus, den Gott nach drei Tagen von den Toten auferweckt hat. Augenzeugenberichte davon sind nachzulesen in Matthäus 28, Markus 16, Lukas 24 und Johannes 20.

 

Wieso wird gerichtet? 

Gott richtet, weil er gerecht ist. Der Prophet Habakuk betete: Deine Augen sind zu rein, um Böses anzuschauen. Du kannst dem Elend nicht zusehen.” (Habakuk 1,13) Weil Gott heilig ist, kann er Sünde nicht ungestraft lassen. Sein Wesen ist Gerechtigkeit. Das bedeutet: Er gibt schlussendlich jedem Menschen das, was er verdient – und Sünder verdienen alle die entsprechende Strafe. Römer 6,23 besagt, dass der Lohn für die Sünde der Tod ist. Dabei ist es egal, wie groß die Sünde ist. Auch vom Staat wird jeder Gesetzesübertreter zur Rechenschaft gezogen, egal, wie groß das Vergehen ist – sei es ein Mord oder nur eine Geschwindigkeitsüberschreitung im Straßenverkehr. Entsprechend wird auch Gott jeden Menschen gerecht für seine eigenen Sünden verurteilen. Wer hat noch nicht gelogen, gestohlen oder schlechte Gedanken gehabt?  

 

Wer wird gerichtet? 

Jeder Mensch wird gerichtet. In Apostelgeschichte 17,31 heißt es, dass Gott durch Jesus Christus die gesamte Erde richten wird. Damit sind alle Menschen gemeint, die auf der Erde leben oder je gelebt haben. Jeder Mensch wird eines Tages vor Gottes Richterstuhl stehen. Die ausführliche Beschreibung dieses letzten Gerichts kann man nachlesen in Offenbarung 20,11-15. 

 

Wann wird gerichtet? 

Dieses Gericht wird stattfinden, wenn Jesus Christus wiederkommt. Jesus sagt in Johannes 5,22: Der Vater verurteilt [bzw. richtet] nämlich niemanden. Vielmehr hat er seine ganze richterliche Macht dem Sohn übergeben.” Weiter sagt er in den Versen 25-29: Amen, amen, das sage ich euch: Die Stunde kommt, ja sie bricht schon an: Da werden die Toten die Stimme des Gottessohnes hören. Und diejenigen, die den Ruf hören, werden leben! Aus sich selbst heraus schenkt der Vater das wahre Leben. Genauso hat er es auch dem Sohn gegeben, aus sich selbst heraus das wahre Leben zu schenken. Er hat ihm auch die Vollmacht gegeben, Gericht zu halten. Denn er ist der Menschensohn. Wundert euch nicht darüber: Es kommt die Stunde, in der alle Toten in ihren Gräbern seine Stimme hören. Sie werden alle herauskommen. Diejenigen, die Gutes getan haben, werden auferstehen, um das ewige Leben zu empfangen. Diejenigen aber, die Böses getan haben, werden auferstehen, um verurteilt zu werden.”  

 

Demnach hat Gott, der Vater, Jesus Christus die Vollmacht gegeben, die Menschheit zu richten. Dieses Gericht wird am Ende der Zeit stattfinden, bevor die Ewigkeit anbricht. Dann werden alle Menschen auferstehen. Jesus Christus wird sie gemäß dem richten, was sie in ihrem Leben getan haben. Nur diejenigen, die Vergebung ihrer Schuld haben, werden ohne ein Urteil freigesprochen werden und das ewige Leben bei Gott bekommen. Diejenigen, die wegen ihrer Sünde als schuldig verurteilt werden, werden dieEwigkeit getrennt von Gott verbringen müssen (Offenbarung 20,15). 

 

Fazit 

Jesus Christus ist also beides: Retter und Richter der ganzen Menschheit. Als Retter kam er das erste Mal auf die Erde, um stellvertretend Gottes Strafe für die Sünde der Menschen zu tragen. Jeder, der das im Glauben annimmt, wird durch ihn vor Gottes gerechtem Gericht über seine Sünde gerettet. Ein zweites Mal wird Jesus Christus als Richter auf die Erde kommen. Dann wird er jeden Menschen gemäß dem richten, was er in seinem Leben getan hat. So ist Jesus Christus der Retter für die Menschen, die an ihn glauben, und der Richter für die Menschen, die ihn ablehnen und daher selbst die Strafe für ihre Sünde tragen müssen (siehe Johannes 3,16-17). 

 

 

Martin Baidinger 

Gemeinde Gottes Pforzheim-Maihälden (www.ggpf.de)

 

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Geändert am: 24.07.2024

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