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Ist Gott in Jesus Mensch geworden?
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Ist Gott in Jesus Mensch geworden?

Kurze Antwort

Zu den wichtigsten Inhalten des christlichen Glaubens gehört, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist. Die „ganze Fülle Gottes“ ist in Jesus „leibhaftig gegenwärtig“, schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser 2,9. Gott geht diesen Weg als Mensch in Jesus Christus bis zur äußersten Konsequenz. Die Ohnmacht der Liebe imTod von Jesus am Kreuz wird zur liebenden Allmacht Gottes um der Menschen willen. Die Liebe Gottes zu den Menschen wird in Jesus auf Augenhöhe erfahrbar.

Gott lässt den Menschen nicht allein 

Als Gott die Welt schuf, fand Gott alles, was er gemacht hatte „sehr gut“ (1. Mose 1,31). Obwohl zum Ebenbild Gottes (1. Mose1,27) und „kaum geringer als Gott“ gemacht (Psalm 8,6), war das dem Menschen nicht genug. Er wollte selbst an die Stelle Gottes treten.  

 

Mit dem verbotenen Biss in die Frucht im Garten Eden verlor er seine Unschuld. Gott bestrafte den Menschen für sein Vergehen mit der Vertreibung aus dem Paradies. 

Aber Gott lässt den schuldig gewordenen Menschen nicht allein. Darauf weist bereits Gottes Ankündigung gegenüber der Schlange in 1. Mose 3,15 hin: „Ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau, zwischen ihrem und deinem Nachwuchs. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse beißen.“  

 

Was dem Menschen unmöglich ist, das tut Gott. Nicht der Mensch kommt zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. Immer wieder strebt der Mensch danach, Gott gleich zu sein.  Aber er kann es nicht. Gott dagegen tut alles, um die durch das menschliche Aufbegehren gestörte Beziehung zu Gott wieder in Ordnung zu bringen. 

Im einzigen Menschen, der ohne Sünde und ohne Schuld geblieben ist, ist Gott Mensch geworden. In Jesus Christus, dem Sohn Gottes, wurde Gott Mensch wie du und ich (Johannes 1,14; 1.Johannes 4,2; 2.Johannes 7). Theologen sprechen von der „Inkarnation“, d.h. von der „Fleisch-“ bzw. „Menschwerdung“ Gottes in Jesus Christus. Jesus wurde geboren von Maria, seiner Mutter (Matthäus 1,18-28; Lukas 1,26-28; Johannes 1,14). Zuvor hatte der Engel Gottes Maria die Geburt eines Sohnes angekündigt (Lukas 1,32-33; siehe auch Matthäus 1,20-21). In diesem Kind sollten sich die alten prophetischen Weissagungen vom kommenden Messias, vom Menschen- und Gottessohn und Retter der Welt erfüllen. 

  

Ankündigungen im Alten Testament  

Über viele Jahrhunderte wurde der kommende Gottessohn in Menschengestalt herbeigesehnt. Der Prophet Jesaja sieht voraus: „Ihr werdet sehen: Die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Den wird sie Immanuel, Gott mit uns’, nennen.(Jesaja 7,14) Später schildert der Prophet sowohl die göttliche als auch die menschliche Seite des erwarteten Kindes: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst“ (Jesaja 9,5-6). So wie die Umstände der Geburt eines Kindes auf die Menschwerdung Gottes hinweisen, so gelten die Namen „starker Gott“ und „Ewig-Vater“ dem kommenden Gottessohn in Menschengestalt.  

 

Zu nennen sind auch die Propheten Micha und Daniel mit ihren Vorhersagen in Micha 5,1-3 und Daniel 7,13-14. Der Prophet Sacharja beschreibt: „Dann werden sie schuldbewusst zu mir aufblicken und an den Menschen denken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn trauern, wie man um sein einziges Kind trauert. Sie werden um ihn weinen, wie man über seinen erstgeborenen Sohn weint.(Sacharja 12,10) Damit gibt Sacharja nicht nur einen Hinweis auf die Menschwerdung Gottes in Jesus, sondern auch auf den Tod von Jesus am Kreuz.  

 

Ausführlicher noch nimmt der Prophet Jesaja Bezug auf das kommende Leiden und den Tod Jesu wegen der menschlichen Vergehen. Jesaja prophezeit: „Doch er wurde gequält, weil wir schuldig waren. Er wurde misshandelt, weil wir uns verfehlt hatten. Er ertrug die Schläge, damit wir Frieden haben. Er wurde verwundet, damit wir geheilt werden.(Jesaja 53,5)  

 

Gottes Liebe in Jesu Tod am Kreuz 

Unübertroffener Ausdruck der Menschwerdung Gottes sind Jesu Leiden und Tod am Kreuz. Die Menschwerdung Gottes in der Geburt eines Kindes erreicht darin ihren tiefsten und zugleich vollkommensten Sinn. Nicht zufällig sind im christlichen Glaubensbekenntnis gleich fünf Punkte dieser entscheidenden Phase in Jesu Leben gewidmet: „gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes“.  

 

Einsam und zutiefst menschlich betet Jesus in Gethsemane angesichts des nahenden Todes: „Mein Vater, wenn es möglich ist, dann erspare es mir, diesen Becher auszutrinken! Aber nicht, was ich will, soll geschehen, sondern das, was du willst.(Matthäus 26,39) Dieses Gebet wird zum Zeichen der Ohnmacht Gottes, der sich in Jesus selbst dem Leiden aussetzt.  

 

Verzweifelt ruft Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46). Damit lässt er im Moment des Todes die Vorstellung von der rettenden Allgegenwart Gottes und seiner kraftvollen Allmächtigkeit rigoros hinter sich. Gottes Gegenwart zeigt sich in der Ohnmacht der Liebe. Jesus gibt seinen Geist in die Hände des bis zum Äußersten liebenden Gottes, seines Vaters (Lukas 23,46). Der römische Hauptmann, der dabeistand, sprach: „Dieser Mensch war wirklich Gottes Sohn.(Markus 15,39; Matthäus 27,54; Lukas 23,47)  

 

In Jesu Auferstehung verliert der Tod seine Macht. Die Ohnmacht der Liebe am Kreuz wird zur liebenden Allmacht Gottes. Sie ergreift den Menschen ganz und gar. In Jesus Christus befreit Gott den Menschen von der Last seiner Schuld und gibt ihm eine neue Chance. Das gestörte Verhältnis des Menschen zu Gott kommt wieder in Ordnung. 

 

Bekenntnisse der ersten Christen  

Die in der Bibel überlieferten Glaubensbekenntnisse preisen Gott dafür, dass er in Jesus menschliche Gestalt angenommen hat. So lobt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Philipper: „Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz.(Philipper 2,7-8)

 

Im 1. Brief an Timotheus nennt Paulus die Verbindung von Mensch und Gott in Jesus ein „Geheimnis... des Glaubens“: „In der Welt erschien Christus als Mensch, im Himmel wurde er in sein Recht eingesetzt.(1. Timotheus 3,16) Der Kolosserbrief bekennt „die ganze Fülle Gottes“, die in Jesus „leibhaftig gegenwärtig“ ist (Kolosser 2,9; siehe dazu auch Kolosser 1,19).  

 

Etwas philosophisch anmutend, aber in der Sache glasklar beschreibt der Evangelist Johannes die Einheit von Gott und Mensch in Jesus Christus: „Von Anfang an gab es das Wort. Das Wort gehörte zu Gott und es war Gott in allem gleich. Dieses Wort gehörte von Anfang an zu GottEr, das Wort, wurde ein Mensch. Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Es war die Herrlichkeit, die ihm der Vater gegeben hat – ihn, seinem einzigen Sohn. Er war ganz erfüllt von Gottes Gnade und Wahrheit.(Johannes 1,1-14)  

 

Dem Evangelisten Johannes war es wichtig herauszustellen, dass Jesus von Anfang an bei Gott war und immer sein wird. In Jesus ist Gott nicht fern, sondern mitten unter uns. Die Liebe Gottes gewinnt für den Menschen sichtbare Gestalt. Gottes Herrlichkeit, seine Wahrheit und Gnade werden in Jesus Christus auf Augenhöhe durch die Menschen erfahrbar (Johannes 1,14.17). 

 

 

Christine Lieberknecht 

Theologin und Politikerin a.D.

Geändert am: 8.8.2025

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