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Ist Gott ein Gott der Liebe?
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Ist Gott ein Gott der Liebe?

Kurze Antwort

Der Apostel Johannes schreibt eindeutig: „Gott ist Liebe.“ (1. Johannes 4,16) Aber kommen nicht Zweifel auf? Denn: Warum lässt Gott so viel Böses zu? Wo bleibt seine Liebe? 

 

Wir brauchen eine andere Perspektive: Wo entdecken wir Gottes Liebe? Wir entdecken sie im Leben von Jesus Christus. Gott wird Mensch in der Geburt seines Sohnes. Sein Leben ist geprägt von der Liebe zu Hilfsbedürftigen. Er opfert sein Leben und bezahlt so für unsere Schuld. Sein Kreuz ist das größte Zeichen für Gottes Liebe.

Kritische Rückfragen zur Liebe Gottes 

Bei der Frage nach der Liebe Gottes fallen einem sofort Gegenargumente ein: Gott lässt so viel Böses zu. Er könnte Kriege und Katastrophen verhindern bzw. stoppen. Er bewahrt nicht vor schwerer Krankheit, vor Leid, vor frühem Tod. Er lässt Ungerechtigkeiten zu, ebenso Hass, Neid und Gier nach Geld und Macht. Menschen, die vertrauensvoll mit ihm leben, müssen auch durch dunkle Täler gehen.  

 

Alles Argumente, die der Bejahung dieser Frage zu widersprechen scheinen. 

 

Dahinter steht die so oft geäußerte Frage: Warum lässt Gott das alles zu? Der Versuch einer Antwort: Wir leben in Gottes Schöpfung, die sich von ihrem Schöpfer gelöst hat. Dies hat begonnen mit Adam und Eva im Paradies. Gott hat sie deswegen aus dem Paradies verwiesen. Seitdem finden wir Menschen uns in einer Welt vor, die von der Macht der Sünde und des Bösen regiert wird. 

 

Zum anderen sind wir Menschen keine Marionetten in Gottes Hand. Gott lässt uns die Freiheit, auch Böses zu tun. Allerdings setzt er dem Bösen Grenzen. Und: Leid und Not können auch dazu führen, dass wir Gott unsere Not klagen und ihn um Hilfe bitten. So kann in allem Leid neues Vertrauen zu Gott wachsen. 

 

Was ist Liebe? Was nicht? 

Bewahrt Liebe andere vor Schwierigkeiten? Räumt sie alle Steine aus dem Weg? Opfert sie sich auf, damit es anderen gut geht und sie ein bequemes Leben haben? Nein! An Schwierigkeiten und Problemen reift unsere Persönlichkeit. Dadurch werden wir widerstandsfähiger und tragfähiger. Wem alles abgenommen wird, der wird irgendwann lebensunfähig. 

 

Liebe ist, dem Mitmenschen... 

  • als von Gott geliebtes Mitgeschöpf Respekt zu erweisen. 
  • in seiner biografischen Prägung Verständnis entgegenzubringen. 
  • zu signalisieren: Wenn du Hilfe brauchst, wende dich an mich. 
  • in seinen Schwierigkeiten barmherzig zu begegnen. 
  • Kritik zu äußern mit dem Ziel, dass er sein Leben besser bewältigen kann. 
  • mahnende Wort auszusprechen, damit er vor schädigenden Folgen bewahrt wird oder sie wieder abgebaut werden können. 
  • ehrlich und zugleich barmherzig zu begegnen. Liebe und Wahrheit gehören unbedingt zusammen. Liebe ohne Wahrheit macht heuchlerisch und oberflächlich. Wahrheit ohne Liebe macht unbarmherzig. 

 

Wo ist Gottes Liebe zu entdecken? 

Im Alten Testament sind die Worte „Liebe Gottes“ selten zu lesen. Und doch stehen sie unausgesprochen hinter vielen Geschichten. Im 5. Buch Mose wird die Liebe Gottes thematisiert. So steht z.B. in Kapitel 10,15, dass Gott die Israeliten aus Liebe erwählt hat aus allen Völkern. 

 

Auch der Prophet Jeremia nimmt diese Botschaft auf. Gottes Botschaft gibt er weiter: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt und habe dir die Treue gehalten. Ich werde dich wieder aufbauen. Ja, dir wird geholfen, Jungfrau Israel!“ (Jeremia 31,3+4a). Gott vergleicht hier seine Beziehung zum Volk Israel mit einer Ehe. Gott ist der Bräutigam und die Israeliten die Braut bzw. die Jungfrau. Liebe und Treue sind hier eng verknüpft wie im christlichen Eheverständnis. 

 

Im Alten Testament ist öfters die Rede von Gottes Zorn. Sein Zorn ist motiviert von seiner Liebe, auch wenn er hart zuschlagen kann. Mit ihm bringt er deutlich zum Ausdruck: So darf es nicht weitergehen. Ihr müsst umkehren! Hingegen ist menschlicher Zorn nur selten Zorn aus Liebe. 

 

Im Neuen Testament zeigt sich die Liebe Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Aus Liebe zu den verlorenen Menschen sandte er seinen Sohn in diese Welt. Nachdem der Engel Gabriel Maria verkündigt hat, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird, läuft sie zu ihrer schwangeren Verwandten Elisabeth. Dort jubelt sie: „Er (Gott) ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen.“ (Lukas 1,50) Wo Barmherzigkeit ist, da ist auch Liebe. Als Jesus geboren ist, singen die Engel auf den Feldern von Bethlehem: „Sein Frieden kommt auf die Erde zu den Menschen, denen er sich in Liebe zuwendet.“ (Lukas 2,14) 

 

Gottes Liebe wird auch im Leben von Jesus offenbar. Jesus geht ohne Berührungsängste auf Menschen am Rand der Gesellschaft zu: auf offensichtliche Sünder, auf verhasste Zöllner und auf Kranke. Sein Ziel ist, ihnen ein neues Leben zu ermöglichen und ihnen eine neue Würde zu geben. Jesus sagt: „Wer mich sieht, sieht den, der mich beauftragt hat.“ (Johannes 12,45) Am Leben von Jesus ist das Wesen Gottes zu sehen. 

 

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32) erzählt Jesus, wie groß die Liebe des Vaters ist. Der jüngere Sohn hat sein Erbe, das er zuvor vom Vater gefordert hatte, verprasst, sinnlos ausgegeben. Er ist am Ende, ohne Perspektive. Niemand hilft ihm. Reumütig kehrt er zum Vater zurück mit der bangen Frage im Herzen, ob sein Vater ihn überhaupt wieder aufnehmen wird. Der Sohn wird total überrascht. Der Vater eilt ihm entgegen mit offenen Armen und einem liebenden Herzen. Der Sohn hört kein vorwurfvolles Wort. Er darf einfach wieder zu Hause sein. In der Person des Vaters beschreibt Jesus das Wesen Gottes. 

 

Das größte Zeichen der Liebe Gottes ist das Kreuz von Jesus auf Golgatha. Jesus sagt von sich selbst in seiner Abschiedsrede am Abend vor seiner Kreuzigung zu den Jüngern: „Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde einsetzt.“ (Johannes 15,13) Paulus beschreibt das Geschehen am Kreuz als einen Akt der Liebe Gottes: „Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist.“ (Römer 5,8) Und der Segen für uns: „Jetzt hat Gott uns als gerecht angenommen.“ (Römer 5,9) Was für eine frohe Botschaft für alle Menschen: Die Schuld ist bezahlt. Wir sind aus Liebe angenommen und in Liebe hineingenommen. 

 

Schluss: Was bleibt? 

Ist Gott ein Gott der Liebe? Johannes bekennt kurz und bündig: „Gott ist Liebe.“ (1. Johannesbrief 4,16) Ich bekenne eindeutig: Ja, er ist ein Gott der Liebe! Das Problem ist, dass wir Gott vorschreiben wollen, was er zu tun hat, wenn er uns liebt: Er soll es uns immer gut gehen lassen, uns bewahren vor Krankheit, Leid und Problemen. Aber Gott lässt sich nicht vorschreiben, wie er seine Liebe zu zeigen hat. 

 

Gott lässt seinen Sohn als Baby unter ärmlichen Umständen in diese Welt kommen. Er macht in seinem Leben Gottes Liebe sichtbar, erlebbar. Am Kreuz lädt Gott die Schuld der Menschheit auf seinen Sohn. Er leidet stellvertretend für alle Menschen. Gott weckt seinen Sohn auf zu einem neuen, unvergänglichen Leben. So bekommen wir eine Perspektive für die Ewigkeit. 

 

Trotz dieser Glaubensgewissheit kann es passieren, dass wir Zeiten durchmachen müssen, in denen wir zweifeln, dass Gott Liebe ist. Mein seelsorgerlicher Rat: Schau auf das Kreuz. Es ist das größte Zeichen der Liebe Gottes in dieser Welt. 

 

 

Hermann Strecker, Pfr.i.R. 

Ev. Landeskirche Württemberg

Geändert am: 25.7.2025

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