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Ist der Heilige Geist eine Taube?
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Ist der Heilige Geist eine Taube?

Kurze Antwort

Nein, der Heilige Geist ist keine Taube, allerdings ist die Taube ein weit verbreitetes Symbol für den Heiligen Geist. Dies geht auf die Taufe von Jesus zurück, bei der der Heilige Geist erschien wie eine Taube. Der Heilige Geist ist die dritte Person der Trinität und damit wesensgleich mit Gott Vater und Jesus. In der Bibel finden sich noch weitere Symbole für den Heiligen Geist.

Der Heilige Geist bei der Taufe von Jesus

Die Annahme, dass der Heilige Geist eine Taube ist, geht auf die Taufe von Jesus zurück. In den vier Berichten über das Leben von Jesus – Evangelien genannt – können wir von diesem Ereignis lesen. Zu Beginn seines öffentlichen Auftretens ließ sich Jesus taufen. Der Evangelist Markus beschreibt das Ereignis folgendermaßen:

„Zu dieser Zeit kam Jesus aus Nazaret in Galiläa zu Johannes. Er ließ sich von ihm im Jordan taufen. Dann stieg Jesus aus dem Wasser. In diesem Moment sah er, wie der Himmel aufriss. Der Geist Gottes kam auf ihn herab wie eine Taube. Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude.‘“ (Markus 1,9-11)

Wichtig ist, dass es heißt „wie eine Taube“. Auch die anderen Evangelisten nutzen diese Formulierung (Matthäus 3,16; Lukas 3,22; Johannes 1,32). Das Erscheinen des Heiligen Geistes wird verglichen mit einer Taube, aber er ist keine Taube. Er ist nicht wesensgleich mit ihr, sondern sie ist nur ein Symbol.

 

Wer ist der Heilige Geist?

Wenn der Heilige Geist keine Taube ist, wer oder was ist er dann?

 

Die dritte Person der Trinität

Der Heilige Geist ist die dritte Person der Trinität, das heißt, er ist Gott, genauso wie Jesus und Gott der Vater, er ist wesensgleich mit ihnen. Daher hat er auch alle göttlichen Eigenschaften: ewig, allgegenwärtig, allwissend, allmächtig, heilig, wahr, Liebe usw.

 

Aufgaben des Heiligen Geistes

An seinem Tun kann man jemanden kennenlernen. Dies sind die Aufgabenbereiche des Heiligen Geistes:

  • Schöpfer und Lebensspender (1. Mose 1,2 und Psalm 104,30)
  • Prophetisches Reden (Hesekiel 11,5)
  • Tröster und Beistand (Johannes 14,26)
  • Auferstehungskraft (Hesekiel 37,14)
  • Einheitsstifter der Kirche (Epheserbrief 4,3-4)
  • Kraft zur Verkündigung (Apostelgeschichte 1,8)
  • Gabenschenker (1. Korintherbrief 12,1)
  • Heiligender (Galaterbrief 5,22-23)

 

Gott wirkt also durch den Heiligen Geist in Menschen und in der Welt.

 

Weitere Symbole für den Heiligen Geist

Wie oben gesagt, ist die Taube ein Symbol für den Heiligen Geist. Die Bibel kennt aber noch weitere Symbole und Bilder für den Heiligen Geist:

  • Wind – Die Worte für Geist im Hebräischen (ruach) und Griechischen (pneuma) können auch Wind bedeuten. Jesus vergleicht in Johannes 3,8 den Heiligen Geist mit dem Wind. Und an Pfingsten kam der Geist mit einem rauschenden Wind.
  • Atem/Hauch – Auch Atem und Hauch liegen im Bedeutungsspektrum der Wörter ruach und pneuma. Außerdem gibt es auch explizite Verbindung dazu, z. B. wird der Geist in Hesekiel 37,9 aufgefordert, Leben in Tote zu hauchen, oder in Johannes 20,22 haucht Jesus die Jünger mit dem Heiligen Geist an.
  • Wasser – Der Heilige Geist wird oftmals auch mit Wasser, mit lebendigem Wasser, in Verbindung gebracht, z. B. in Jesaja 44,3 oder auch Johannes 7,38-39. Dort wird direkt erklärt, dass Jesus mit dem lebendigen Wasser den Heiligen Geist meint.
  • Feuer – Als die Jünger den Heiligen Geist an Pfingsten empfingen, erschien er in Form von Feuerzungen über ihren Köpfen. Nachzulesen in Apostelgeschichte 2,3-4.
  • Salböl – Auch das Salböl steht in enger Verbindung mit dem Heiligen Geist. So bekam David den Heiligen Geist, nachdem er von Samuel gesalbt worden war (1. Samuel 16,13). Auch die berühmte Prophezeiung in Jesaja 61,1 setzt die Salbung mit dem Geist in Verbindung.

 

Rolle der Taube in der Bibel

Die Taube als Tier kommt immer wieder in der Bibel vor. Als erstes in der Sintflutgeschichte: Noah, der Erbauer der Arche, ließ nach der Sintflut immer wieder die Taube fliegen, um zu schauen, ob das Wasser sich schon zurückgezogen hatte. Als die Taube nicht mehr wiederkam, war das ein Zeichen für ihn, dass die Erde wieder trocken war. Dies ist in 1. Mose 8,8-12 beschrieben. Hier ist die Taube also der Überbringer einer frohen Botschaft.

Ansonsten taucht die Taube meistens als Opfertier auf, das erste Mal in 1. Mose 15,9 beim Bundesschluss zwischen Gott und Abram. Die Taube wird explizit als Opfer der Armen genannt (3. Mose 5,7), also für diejenigen, die sich kein größeres Tier leisten können. Neben dem Sündopfer konnte die Taube als Reinigungsopfer nach Geburt (3. Mose 12,6), Aussatz (3. Mose 14,22) und ähnlichem dargebracht werden. Diese Rolle hat die Taube auch im Neuen Testament; so bringen etwa die Eltern von Jesus nach seiner Geburt Tauben im Tempel dar (Lukas 2,22-24).

Daneben kommt die Taube in der Poesie vor, also vor allem in den Psalmen und im Hohelied.

 

Der Heilige Geist als Taube in der Kunst

Durch die Verbindung von Taube und Heiligem Geist bei der Taufe von Jesus fand die Taube als Symbol des Heiligen Geistes schon früh Eingang in die christliche Kunst. Die ersten bildlichen Darstellungen des Heiligen Geistes als Taube finden sich in den römischen Katakomben (z. B. Katakombe des hl. Kallixtus) und gehen damit zurück ins 2. Jahrhundert.

Die Taufe Jesus ist auch das Motiv, auf dem der Heilige Geist am meisten als Taube zu sehen ist. Ein berühmtes Bild stammt von Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci (ca. 1475) und findet sich in den Uffizien in Florenz.

Ein ebenfalls beliebtes Bildmotiv, wo der Heilige Geist als Taube zu sehen ist, sind Trinitätsdarstellungen wie „Die Dreifaltigkeit“ von El Greco (1541–1614), zu sehen im Prado, Madrid.

Auch auf Pfingstbildern ist der Heilige Geist oftmals als Taube dargestellt, z. B. im Rabbula Evangeliar von 586.

Der Heilige Geist ist, wie erwähnt, die Kraft der Verkündigung, daher findet sich oftmals eine Taube unter dem Schalldeckel einer Kanzel.

Natürlich ist der Heilige Geist noch an vielen anderen Orten als Taube dargestellt. Aber das ist eben nur die Darstellung – wie wir gesehen haben, ist er keine Taube. 

 

 

Jonathan Granzin

Geändert am: 18.12.2025

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