In einigen Ländern der Welt leben Muslime und Christen in Frieden miteinander. Wenn sie Arabisch sprechen, benutzen sie dasselbe Wort für Gott: Allah. Dennoch gibt es viele Unterschiede, nicht nur in der Lebenspraxis und Ausübung der Religion, sondern auch in der Vorstellung, wer und wie Gott ist.
Christen glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat. Sie teilen das Alte Testament mit den Juden und entnehmen den Schriften des Neuen Testaments weitere Informationen über Gottes Wesen und Wirken, wie es sich in Jesus Christus gezeigt hat.
Muslime haben als Quelle den Koran. Darin enthalten sind manche Parallelen zur Bibel, denn Mohammed hatte Kontakte zu Geschäftsleuten und Verwandten, die Juden oder Christen waren. Aber es gibt auch viele Unterschiede. Deshalb kann man nicht sagen, dass die Glaubenslehre oder die Vorstellung von Gott bei Muslimen und Christen gleichzusetzen ist.
Das Wort Allah ist das arabische Wort für Gott. Es setzt sich zusammen aus Al-Ilah – der Gott. Deshalb wird der Begriff Allah auch in der arabischen Bibel benutzt, so z. B. in Johannes 3,16: „kadhalika ahabba Allahu l-`alam“ – „So sehr hat Gott die Welt geliebt …“
Dennoch gibt es Unterschiede im Gottesbild. Die Vorstellung, wie Gott ist und was er für uns Menschen getan hat, sind bei Muslimen und Christen unterschiedlich. Der Islam bezieht sich auf den Koran, das Christentum auf das Alte und Neue Testament.
Schauen wir uns einige Unterschiede genauer an: Im Islam ist Gott immer „größer“ als jede menschliche Beschreibung oder Vorstellungskraft (das bedeutet der Ausspruch "Allahu akbar"). Er ist der Schöpfer, der Richter, der Ewige und der Unvergängliche. Es gibt 99 Namen Gottes, die ein Muslim immer wieder rezitiert. Die Begriffe „Vater“ und „Liebe“ finden sich nicht darunter. Doch genau diese Begriffe sind für Christen zentrale Beschreibungen des Wesens Gottes.
Im Islam ist Jesus ein wichtiger Prophet, aber die Vorstellung, dass er Gottes Sohn ist, wird abgelehnt. „Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: O ihr Kinder Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch, der Bestätiger dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und Bringer der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach mir kommen wird.“ (Sure 61:6)
Nach diesem Verständnis ist Jesus ein Vorbote von Mohammed, der ihm als der letzte Prophet übergeordnet ist.
Gott ist nur einer und man darf ihm nichts beigesellen. Der Kreuzestod Jesu wird als Täuschung dargestellt, da ein Prophet Gottes nicht solch einen schmachvollen Tod erleiden kann. „Und weil sie sprachen: ‚Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes getötet!‘ – Aber sie haben ihn nicht getötet und haben ihn auch nicht gekreuzigt […] vielmehr hat Gott ihn zu sich erhoben.“ (Sure 4:157)
Bei allen Beschreibungen von Schöpfung und Endgericht, die sich zahlreich im Koran finden, bleiben Gott selbst und sein Wesen letztlich verborgen. Ein Muslim muss sich an die fünf Säulen des Islam und das ganze islamische Gesetz halten und selbst dann kann er nicht sicher sein, nach seinem Tod in das Paradies einzugehen.
Christen glauben an den Gott, der in seiner Schöpfung den Menschen alles zur Verfügung gestellt hat, was sie zum Leben brauchen. Adam und Eva übertraten das Gebot Gottes, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen zu essen, und mussten das Paradies verlassen. Doch nicht ohne die Verheißung eines Retters: „Da sagte Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein – unter allem Vieh und allen Tieren auf dem Feld! Auf dem Bauche wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang. Ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau, zwischen ihrem und deinem Nachwuchs. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse beißen.“ (Genesis 3,14-15)
Gott erwählt sich das Volk Israel und führt es durch die Jahrhunderte hindurch. Seine Verheißung eines Retters hat sich in Jesus Christus erfüllt. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan." (Markus 1,15; Epheser 1,10)
Jesus war und ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Durch Zeichen und Wunder, durch seine Lehre, seinen Tod und seine Auferstehung hat er gezeigt, dass er in diese Welt kam, um sie zu erlösen von Teufel und Tod. Philippus, einer der Menschen, die Jesus nachfolgten, sagte einmal zu ihm: „Herr, zeig uns den Vater. Das genügt uns. Jesus antwortete ihm: ‚Jetzt bin ich schon so lange bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen!‘“ (Johannes 14,8-9)
Christen glauben: Gott ist einer – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Von Muslimen wird es oft so verstanden, als glaubten Christen an drei Götter. Das ist jedoch ein Missverständnis, denn auch Christen glauben an einen einzigen Gott, der sich aber in dreierlei Gestalt den Menschen geoffenbart hat. Dieser Gott liebt alle Menschen, unabhängig davon, ob sie ein gutes oder ein schlechtes Leben führen. Er will, dass alle gerettet werden:
„So ist es recht und gefallt Gott, unserem Retter. Er will ja, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn nur einer ist Gott uns nur einer der Vermittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus. Der hat sich selbst hingegeben als Lösegeld für alle Menschen. Das gilt es zur rechten Zeit zu bezeugen.“ (1. Timotheus 2,3-6)
Der Begriff Allah ist neutral und wird von Christen und Muslimen gleichermaßen benutzt, wenn sie von Gott sprechen. Die Begriffe werden aber zu großen und wesentlichen Teilen unterschiedlich gefüllt. Das Gottesbild im Islam stimmt nicht mit der Offenbarung Gottes in der Bibel überein.
Elke Werner
