Ja, katholische Christen glauben an Jesus Christus. Das Bekenntnis zu Jesus als den Christus und Gottes Sohn verbindet die Katholische Kirche mit den anderen christlichen Kirchen der Welt.
Das Apostolische sowie das Nizänische Glaubensbekenntnis wurden im 3. und 4. Jahrhundert formuliert; damals gab es die eine große (katholische) Kirche. Heute wird das Apostolische Bekenntnis in den meisten christlichen Kirchen weltweit gesprochen. Darin lauten die Sätze über Jesus Christus: Ich glaube „an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“
Über den Glauben an Jesus Christus in der Katholischen Kirche informieren zahlreiche Bücher und Lexikonartikel, in jüngster Zeit besonders das dreibändige Werk „Jesus von Nazareth“ von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI (Herder, 2007-12).
Fragen zum Glauben und Leben der Katholischen Kirche werden kurz (und verbindlich) im „Katechismus der Katholischen Kirche – Kompendium 2005“ beantwortet. Einige Auszüge daraus:
„9. Welches ist die letzte und endgültige Stufe der Offenbarung Gottes? (65-66)
Die letzte Stufe verwirklicht sich in seinem Fleisch gewordenen Sohn, in Jesus Christus, dem Mittler und der Fülle der Offenbarung. Er, der eingeborene und Mensch gewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene und endgültige Wort des Vaters. Mit der Sendung des Sohnes und der Gabe des Geistes ist die Offenbarung nunmehr gänzlich abgeschlossen, auch wenn der Glaube der Kirche im Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite erfassen muss.
‚Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein einziges und endgültiges Wort ist, hat Gott uns kein anderes Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen, und mehr hat er nicht zu sagen‘ (hl. Johannes vom Kreuz).
79. Welches ist die frohe Botschaft für den Menschen? (422-424)
Die frohe Botschaft ist die Verkündigung von Jesus Christus, dem ‚Sohn des lebendigen Gottes‘ (Matthäus 16,16), der gestorben und auferstanden ist. …
122. Was bewirkt das Opfer Christi am Kreuz? (613-617)
Jesus hat sein Leben freiwillig als Sühnopfer hingegeben, das heißt, er hat unsere Sünden durch den vollkommenen Gehorsam seiner Liebe bis zum Tod wiedergutgemacht. Diese Liebe des Sohnes Gottes „bis ans Ende“ (Johannes 13,1) versöhnt die ganze Menschheit mit dem Vater. Das österliche Opfer Christi erlöst also die Menschen auf einmalige, vollkommene und endgültige Weise und erschließt ihnen die Gemeinschaft mit Gott.“
In den wesentlichen Inhalten des Glaubens an Jesus Christus sind sich die katholische und die evangelischen Kirchen einig.
Dennoch gibt es einige Unterschiede, zum Beispiel im Verständnis der „Realpräsenz“ von Christus in Brot und Wein bei der Eucharistie bzw. beim Abendmahl. Nach katholischer Lehre ist Jesus Christus nach der Wandlung in Brot und Wein „auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substantiell, mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit“ (Katechismus, 282). Und er bleibt in Brot und Wein auch nach der Mahlfeier gegenwärtig (darum die sorgfältige Aufbewahrung des Brotes im Tabernakel). In den evangelischen Kirchen wird die Präsenz von Jesus in Brot und Wein während der Mahlfeier, aber nicht darüber hinaus geglaubt. Umso mehr betont man die Gegenwart von Jesus in seinem Wort und im Heiligen Geist.
Ulrich Mack
Prälat i.R. der evanglischen Landeskirche Württemberg