Gelten die Gebote auch für Jesus Christus?

Kurze Antwort

Die Gebote galten auch für Jesus Christus, da er als Israelit „dem Gesetz unterstellt“ war (Galater 4,4). Er kannte und verstand den Zweck der Gebote (vgl. Markus 2,23-27; Galater 3,19). Jesus Christus hat die Gebote als einziger Mensch gehalten (vgl. Hebräer 4,15) und noch mehr: Er hat die Gebote erfüllt (vgl. Matthäus 5,17), um die Welt zu retten (vgl. Johannes 3,16-21)

Was sind die Gebote? 

Die Gebote sind die Gebote des alttestamentlichen Gesetzes (613 Gesetze in den fünf Büchern Mose). Besonders bekannt sind die Zehn Gebote.  

Die Nummerierung und Aufteilung der Zehn Gebote wird je nach Glaubenstradition unterschiedlich vorgenommen. Der Text nach der Basisbibel lautet so: 

  

Die Zehn Gebote (2. Mose 20,1-17)

1. Gott sprach alle diese Worte: „Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt – aus dem Leben in der Sklaverei. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben! Du sollst dir kein Bild von Gott machen! Nichts, was im Himmel und auf der Erde ist und im Wasser unter der Erde, kann ihn darstellen. 

2. Du sollst keine anderen Götter anbeten und verehren! Denn ich bin der HERR, dein Gott. Ich bin ein eifersüchtiger Gott: Die mir untreu werden, lasse ich nicht davonkommen. Wenn die Väter Schuld auf sich geladen haben, ziehe ich auch die Kinder zur Verantwortung – bis zur dritten und vierten Generation. Doch die mich lieben und meine Gebote befolgen, erfahren meine Güte noch in tausend Generationen.  

3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn wer das tut, den wird der HERR bestrafen. 

4. Du sollst an den Sabbat denken! Er soll ein heiliger Tag sein! Sechs Tage in der Woche darfst du jede Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag. Er gehört dem HERRN, deinem Gott. An diesem Tag darfst du keine Arbeit tun: weder du selbst noch ein Sohn oder deine Tochter, dein Sklave oder deine Sklavin, auch nicht dein Vieh oder der Fremde in deiner Stadt. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel, die Erde und das Meer gemacht – mit allem, was dort lebt. Aber am siebten Tag ruhte er. Deswegen hat der HERR den Ruhetag gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag gemacht.  

5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen! Dann wirst du lange leben in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir geben wird.  

6. Du sollst nicht töten!  

7. Du sollst nicht ehebrechen!  

8. Du sollst nicht stehlen!  

9. Du sollst nichts Falsches über deinen Nächsten sagen!

10. Du sollst nichts begehren, was deinem Nächsten gehört: weder sein Haus noch seine Frau, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind, seinen Esel oder irgendetwas anderes.“ 

  

Jesus Christus fasste alle 613 Gebote in zwei Geboten zusammen: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.‘ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Aber das folgende Gebot ist genauso wichtig: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‘ Diese beiden Gebote fassen alles zusammen, was das Gesetz und die Propheten von den Menschen fordern.” (Matthäus 22,37-40)

  

Gelten die Gebote auch für Jesus Christus? 

Die Gebote gelten dem auserwählten Volk Gottes, Israel (vgl. 2. Mose 20,1-2). Jesus wurde als Teil des jüdischen Volkes geboren. Die Gebote sind ein Geschenk von Gott, das er Israel gab, als er mit ihnen einen Vertrag der Treue und Beziehung (Bund) geschlossen hat (vgl. 2. Mose 19,3-6). Wer die Gebote hält, dem will Gott ein gutes Leben schenken; wer sie bricht, verdient Bestrafung (vgl. 3. Mose 26, Römer 7,10-23). Sie bieten einen Rahmen für ein gutes Leben und die Möglichkeit zu einer versöhnten Beziehung mit Gott. Die Israeliten durften anstelle der Strafe für ihre eigene Schuld ein Tier töten (vgl. 3. Mose 16,1-30). Damit war die Schuld ent-schuldigt. Eine versöhnte Beziehung zwischen Gott und Israel war wiederhergestellt. Die Gebote zeigen der Welt, dass Israel mit Gott verbunden ist: Wenn sie sie halten, schenkt er ihnen Erfolg und Einfluss; wenn sie sie übertreten, folgt die Bestrafung. Und zuletzt zeigt sich Gottes Treue durch den Fortbestand des Volkes trotz aller Höhen und Katastrophen. Er bleibt bei ihnen (vgl. 5. Mose 11,26-28; Hesekiel 20,9-24; 40-44). 

Die Bibel berichtet im Galaterbrief: „Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Er wurde von einer Frau geboren und war dem Gesetz unterstellt. Dadurch wollte Gott alle freikaufen, die dem Gesetz unterworfen waren. Auf diese Weise wollte Gott uns als seine Kinder annehmen.“ (Galater 4,4-5) Gott hat Jesus Christus also mit Absicht als Israelit auf die Erde geschickt, der gebunden an die Gebote lebte. Er musste sich danach richten.  

  

Hat Jesus Christus die Gebote gehalten? 

Jesus Christus hat die Gebote als einziger Mensch gehalten, denn er hat „nie gesündigt“ (Hebräer 4,15). Damit hat er den Willen Gottes umfassend erfüllt. 

Zweimal warfen ihm einige seiner Zeitgenossen Gesetzesbruch vor. Das vierte Gebot verbietet Arbeit am Ruhetag (Sabbat). Einmal rupften seine Nachfolger am Sabbat Ähren vom Feld, um sie zu essen. Das haben seine Gegner als Arbeit verstanden (vgl. Markus 2,23-27). Jesus Christus antwortete darauf: „Gott hat den Sabbat für den Menschen gemacht, nicht den Menschen für den Sabbat. Also kann der Menschensohn bestimmen, was am Sabbat erlaubt ist.“ (Markus 2,27-28) Auch verstanden seine Gegner die Heilung eines Menschen als Arbeit. Doch nachdem Jesus die Hand eines Menschen am Sabbat durch ein Wunder geheilt hatte, fragte er seine Gegner: „‚Was ist am Sabbat erlaubt? Gutes tun oder Böses? Soll man einem Menschen das Leben retten oder ihn umkommen lassen?‘ [..] Jesus blickte sie zornig an. Er war traurig, dass sie so unbarmherzig waren.“ (Markus 3,4-5) Seine Gegner verstanden das Gesetz also nicht richtig. Statt Gutes zu tun, nutzten sie das Gesetz für ihre selbstsüchtigen Zwecke (vgl. Matthäus 15,1-9).  

Man warf Jesus außerdem Gotteslästerung vor, weil er sagte: „Ich bin Gottes Sohn“ (Johannes 10,36; vgl. 5. Mose 13,1-4). Jesus verteidigte sich aber so: „Wenn das, was ich tue, nicht die Taten meines Vaters sind, braucht ihr mir nicht zu glauben. Wenn sie es aber sind, dann glaubt wenigstens diesen Taten – wenn ihr schon mir nicht glauben wollt. Dann werdet ihr erkennen und verstehen: Der Vater ist in mir gegenwärtig, und ich bin im Vater gegenwärtig.“ (Johannes 10,37-38) Jesus Christus kennt und versteht also den Kern und den Zweck der Gebote. Sie waren auf ihn selbst ausgerichtet (vgl. Galater 3,19). 

  

Jesus hat die Gebote gehalten und erfüllt 

Jesus hat die Gebote nicht nur gehalten, sondern auch erfüllt (vgl. Matthäus 5,17). Die ganze Menschheit ist durch die Schuld des ersten Menschen von Gott getrennt und seitdem muss jeder Mensch sterben (vgl. 1. Mose 3,24; Römer 5,12-14). Israel konnte durch die Gebote mit Gott leben. Jedoch zeigten die Gebote, dass kein Mensch, auch nicht einzelne Israeliten, die Gebote halten und von Herzen ausleben konnte (vgl. Römer 7,9-10.23). Die Gebote haben vielmehr diese Unmöglichkeit aufgezeigt. 

Jesus Christus hat die Gebote als einziger Mensch gehalten. Er konnte das, weil er Gottes Sohn ist und nie getrennt von Gott war, sondern sogar eins mit ihm ist (Johannes 10,30.38). Dennoch hat er freiwillig die Todesstrafe erlitten (Jesaja 53,7). Dadurch hat er einerseits Israel und andererseits alle Menschen errettet. 

An der Stelle des Volkes Israel wurde Jesus Christus für die Verletzung der Gebote bestraft (vgl. Jesaja 53,5.11). Dadurch hat er den Anspruch des Gesetzes an seinem Volk erfüllt und es damit befreit. Wer an Jesus glaubt und sich ihm anvertraut, entgeht der Bestrafung durch das Gesetz, weil die Strafe schon durch das Leben und Werk von Jesus aufgehoben wurde.  

Paulus, ein Israelit, der Jesus als Messias anerkannte, schrieb: „Christus hat uns von dem Fluch freigekauft, unter dem wir aufgrund des Gesetzes stehen. Denn er hat für uns den Fluch auf sich genommen. Es heißt ja in der Heiligen Schrift: ‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.‘“ (Galater 3,13-14)

Jesus Christus hat aber nicht nur Israel, sondern alle Menschen gerettet: Er hat den Tod besiegt, als er drei Tage nach seinem Sterben wieder körperlich zum Leben kam. Er hat seinen Zustand (Leben mit Gott) eingetauscht mit dem Schicksal der Menschen (Tod wegen Gottesferne; vgl. Jesaja 53,5-12; Römer 5,15-21). Das war Gottes Absicht zur Rettung aller Menschen von Anfang an (vgl. 1. Mose 3,15 und Galater 3,19). Wer an Jesus glaubt, dessen Schicksal ist nun Leben mit Gott in Ewigkeit statt Tod und Trennung von Gott (vgl. Johannes 3,16). 

Jesus hat also die Gebote nicht nur gehalten, sondern vollendet und erfüllt. Er hat damit die tödlichen Folgen bei Übertretung der Gebote für die Israeliten abgewendet (vgl. Römer 8,1-4) und Frieden mit und Nähe zu Gott für alle Menschen bewirkt. Das heißt, Gott ist jetzt für alle Menschen ansprechbar und will ihr Gott sein. Das wird für alle Menschen sichtbar werden, wenn Jesus Christus physisch auf die Erde wiederkommt und die Herrschaft Gottes ganz aufrichtet (vgl. Jesaja 52,13-15). Wer an Jesus Christus glaubt, für den ist dies jetzt schon Realität (vgl. Johannes 11,25-26). 

  

Muss ich die Gebote halten? 

Wenn du kein Israelit bist, dann galten die Gebote nie für dich. Dennoch lässt sich leicht erkennen, dass die Gebote Gottes „heilig, gerecht und gut“ (Römer 7,12) sind. Jesus Christus spricht: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ (Johannes 14,21). Darum wollen seine Nachfolger die Gebote Gottes kennen und sich daran halten, also sie tun. Nachfolger von Jesus orientieren sich am „Gesetz Christi” und versuchen es zu halten (Galater 6,2). Was das im Einzelnen ist, haben die Apostel in den Evangelien und den Briefen des Neuen Testaments entfaltet. 

Dennoch kann kein Mensch die Gebote von Herzen und durch seine Taten halten (vgl. Römer 7,23-25). Daher braucht jeder Gottes Gnade im Glauben an Jesus Christus: „Es gibt also keine Verurteilung mehr für die, die zu Christus Jesus gehören. Das bewirkt das Gesetz, das vom Geist Gottes bestimmt ist. Es ist das Gesetz, das Leben schenkt durch die Zugehörigkeit zu Christus Jesus. Es hat dich befreit von dem alten Gesetz, das von der Sünde bestimmt ist und den Tod bringt.“ (Römer 8,1-2) Der Heilige Geist bewirkt bei denen, die an Jesus Christus glauben, das „Wollen und Vollbringen” des Willens Gottes (vgl. Johannes 14,26; siehe auch Apostelgeschichte 1,8; Philipper 2,13 und Hesekiel 36,26). 

 

 

Dr. Alexander Drews mit Anne Scheuvens
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Geändert am: 13.02.2024

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